War der Weg des Elias nach dem Berge Horeb Gottes Wille?

War der Weg des Elias nach dem Berge Horeb ein eigener Weg oder Gottes Wille, da Gott ihn doch stärkte? (1. Könige 19,1-18, besonders V. 7 und 15ff!)

Antwort A

Die Schrift gibt uns wohl kaum Grund, zu sagen, dass sein Weg nach dem Horeb ein eigener Weg war. Etwas anderes ist aber sein Aufenthalt dort „in der Höhle”. Der „Ginsterstrauch” und die „Höhle” waren nicht der rechte Platz für Elia. Hier wird ihm das Wort Jehovas: „Was tust du hier? Gehe heraus, stelle dich auf den Berg vor Jehova” (V. 9 und 11). Vor Jehova war sein Stand bisher (s. 1. Kön. 17,1), dorthin sollte er zurückkehren.

In dieser dunklen Stunde war seine Seele mit Menschen, aber nicht mit Gott beschäftigt, und so kam Mutlosigkeit und Unglaube über ihn. Stehen wir vor Gott, ist Sein Wort unsere Grundlage, so werden uns die Dinge, die Menschen tun, nicht entmutigen. Dieser Tag der Geschichte Elias zeigt uns, wie manches andere Beispiel der Schrift (s. Richter 8,27), dass gerade die Zeit nach großen Siegen eine höchst gefährliche ist, weil dann der Feind oft eine abgelegte Waffenrüstung findet.
Köstlich und ermutigend ist es, in dieser Stunde die Treue und die Sorge Gottes um Seinen Knecht zu sehen. Nicht Raben - nicht eine Witwe - Engel haben ihm jetzt die Speise zu bringen, die er bedarf.

Aber so ermutigend die Sorge und Treue Gottes auf der einen Seite ist, so erschütternd warnend ist auf der anderen Seite der Ernst Gottes in dem Worte: „salbe an deiner Statt”. Über diesen Teil der Geschichte Elias gibt uns der Heilige Geist in Röm. 11,2 die Erläuterung, dass „er vor Gott auftritt wider Israel”. Was liegt in diesem Wörtchen „wider”! Was muss in Elias Seele vorgegangen sein, dass er vor Gott wider dessen Volk auftreten konnte! Gott hatte den Regen gegeben und damit gezeigt, dass Er den Tag der Züchtigung beendet und jetzt in Gnade mit Seinem Volke handeln will. Kann der Mann, der in Anklage wider Sein Volk auftritt, zugleich den Dienst der Gnade verwalten? „Gehe ..., salbe an deiner Statt”: Ein anderer wird an deine Stelle treten! Hier wird uns eine ernste Mahnung und Warnung gegeben. Christus steht vor Gott für Sein Volk - aber Satan wider Sein Volk. Er ist der Wider sacher, der Ankläger unserer Brüder (Off. 12,10). Wahrlich, wir bedürfen der ganzen Waffenrüstung, um seiner List zu widerstehen, die unsere Herzen mit Bitterkeit gegen Brüder zu erfüllen und uns zu Anklägern der Brüder zu machen strebt. Auch wir sind dann fertig mit dem Dienst. Solche kann Gott nicht gebrauchen für den Dienst der Gnade. Ein anderer tritt „an deine Statt”. Sehr bezeichnend ist es, wie Elia in seinem Auftreten wider Sein Volk den Namen Jehovas von Israel scheidet. Vorher verbindet er den Namen Jehovas mit Israel: „Jehova ... der Gott Israels” (1. Kön. 17,1; 18,36). Jetzt aber sagt er: „Jehova, der Gott der Heerscharen.

Elia muss das, was „unten” ist, verlassen und hinauf „auf den Berg” steigen, in die Gegenwart Gottes. Er sollte Ihn in Seinen Gedanken und Seinen Wegen sehen.
Gott hat gehört, was Elia wider Sein Volk geredet hat. Was antwortet Er darauf? „Gehe heraus und stelle dich auf den Berg vor Jehova.” Dort soll er die Antwort und auch Unterweisung empfangen. Und wie geschieht sie? In einem Vorübergang offenbart Er Sich Elia in dem Charakter, in dem Er jetzt gekannt und in dem Er von Seinem Knechte dargestellt werden will. Die Weise, wie Er vorüberging, zeigt Elia, wie er zu handeln hatte. Aus der Erkenntnis Gottes lernen wir, welches Verhalten für den „Menschen Gottes” passend ist. - Ein Sturmwind fährt daher, er „zerreißt” und „zerschmettert” - (ja, so entsprach es in dieser Stunde dem Herzen Elias); dann Erdbeben und Feuer - aber Gott war nicht darin. Gott zeigt, dass Er Sich jetzt nicht so offenbaren will. Dann folgt ein leises, zartes Säuseln. In der lieblichen Stimme der Gnade (wie schon im Regen) offenbart Sich Gott. Und Elia erkennt Ihn.

Nachdem Gott Sich so auf die Anklage dem Elia geoffenbart hat, wird Elia nochmal die gleiche Frage vorgelegt, und nochmal tritt Elia wider Sein Volk auf. Diesmal ist die Antwort keine zweite Offenbarung, sondern: „Gehe, kehre zurück ...” Ein anderer an deiner Statt! Sein Dienst geht dem Ende zu. Nicht als ob Gott Seinen Knecht verwarf. Er hat noch Großes mit ihm vor. Zu-nächst aber hat Er jetzt Seinem Diener zu zeigen, dass er irrt: Nicht du allein - noch 7000 sind da! Auch Hiob musste dahin geführt werden, zu bekennen: „Ich habe beurteilt, was ich nicht verstand” (Hiob 42,3). Über das, was weiter in der Seele Elias mit seinem Gott vorging, zieht die Schrift ebenso den Schleier wie über die erste Begegnung Petr. mit dem Auferstandenen. Wie völlig die Gnade den verzagten und irrenden Knecht wieder zurechtzubringen vermag, zeigt die weitere Geschichte, wo Gott Sich in einer solchen Größe an Seinem Diener verherrlichen kann, dass Er ihn in feurigem Wagen gen Himmel nimmt.
So müssen wir auch hier wieder sehen, dass nur einer Meister, nur einer vollkommen ist: der Mensch Christum Jesus. Er konnte sagen: „Ich habe das Werk vollendet, das Du Mir gegeben hast.” Bei Elia hieß es: „Salbe Elisa an deiner Statt”; bei Mose: „Nimm Josua, den Sohn Nuns.” Denken wir weiter an David-Salomo, an Esra-Nehemia u. a. m.! - Mit Demut und Freude blicken wir auf die alten Glaubensmänner, „deren die Welt nicht wert war” (Hebr. 11,38), aber wenn unser Auge Ihn sieht: Wie groß ist Er! (Hebr. 7,4.)
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Zu diesen klaren Ausführungen nur noch wenige Worte! Jak. 5,17 sagt uns, „dass Elia ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen war wie wir”! - was wir also bei ihm sehen: Mutlosigkeit nach Zeiten etwa schwerer Enttäuschungen (wie in Kap. 18) - wir sehen's auch bei uns so leicht. Das Fleisch zeigte sich bei ihm, indem er - der Prophet - für sein Leben fürchtete! Und dennoch ist es geziemend für uns, vorsichtig zu sein in dem Urteil auch über einen fehlenden alttestamentlichen Glaubensmann!
Als Jehova auf den Plan tritt, wird aus dem bis dahin eigenen Weg und dem durch Fleischesrücksicht bestimmten Verhalten Elias ein von Jehova geführter Weg nach dem Horeb. (Wie sehr erinnert die hier angeführte Zahl 40 an den Zug Israels durch die Wüste und an die Versuchungsgeschichte des Herrn Jesu!) Jehova hatte ihm etwas zu sagen, darum stärkt Er ihn zu der Reise.

Wenn wir für uns aus dem Wege Elias in die Wüste und dem Verhalten Gottes gegen ihn lernen wollen, so ist es u. a. das, dass der HERR bisweilen unsere Wege der Schwäche und des Fehlens benutzt, um uns in der Stille die Wege Seines Wohlgefallens größer zu machen. Wenn Er uns in Zeiten, da wir am Boden liegen wie Elia, allein lassen, nicht „stärken” würde - wo blieben wir dann?! „Er gibt größere Gnade” (Jak. 4,6); Er hat „Mitleiden mit unserer Schwachheit” (Hebr. 4,16)! Aber Er nimmt es auch genau mit unserem Dienst (Kol. 4,17), das lernen wir ebenfalls aus der Geschichte des Elia.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 3 (1915)