Es ist wahrscheinlich, daß die Umgangssprache der Apostel Aramäisch war, aber nicht einmal erwiesene Tatsache. Etwas vorsichtiger ausgedrückt müßten wir viel eher sagen, dassß die Apostel mehrsprachig waren. Man hat aus der Apostelzeit stammende Inschriften aus Galiläa - eben der Heimat der Apostel - gefunden, die dreisprachig sind. So bereitete es den Aposteln keine Mühe, selbst wenn sie meist aramäisch gesprochen haben sollten, ihre Schriften in der damaligen Weltsprache Griechisch zu verfassen. Tatsache bleibt, und daran müssen wir festhalten, dass uns Gott als inspirierten Kanon das Neue Testament in griechischer, nicht in aramäischer Sprache geschenkt hat.
Natürlich kann es nützlich sein, bei der einen oder anderen Redewendung des griechischen Neuen Testaments Vergleiche mit dem Aramäischen oder Hebräischen anzustellen, die zuweilen das Verständnis fördern können. Aber von einem angeblich aramäischen Urtext ausgehen zu wollen, ist eine Sache unverantwortbarer Spekulation; denn: Zum einen besitzen wir nur sehr wenige aramäische Handschriften, griechische aber Tausende, und zum anderen sind die aramäischen mit den griechischen an Alter und Wert überhaupt nicht vergleichbar. Das müssen wir ganz einfach zur Kenntnis nehmen und so stehenlassen.
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)