Antwort A
Dem Zusammenhang nach mit Vers 10 geht die Ermahnung des Apostels Petrus auf folgendes hin:
Jeder soll dienen, wie er Gnadengaben empfangen hat (vergl. 1. Kor. 12,7-11.28-31; 14,1-3.29, vergl. mit V. 26-33). Es muss also jeder seiner Gnadengabe sich bewußt werden und sie zur Ehre des HERRN gebrauchen, dann wird er sein Fach vertreten und das, was andere haben, nicht auch vertreten wollen, und sich über die Gabe des anderen freuen (Phil. 1,15-20). Das Dienen soll geschehen, wie es ein guter Haushalter tut. Er verwaltet ein ihm anvertrautes Gut - seine Gnadengabe -, nicht die eines anderen (1. Kor. 4,1-5; Lk. 12,42-44). Ein guter Haushalter arbeitet mit Sinn und Verstand und unterscheidet, was notwendig, nützlich und zuträglich ist oder nicht, und danach handelt er (vergl. 2. Tim. 2,15 mit dem 1. und 2. Timotheusbrief und an Titus; 1. Kor. 14,26.33.40). Wenn nun jemand reden will als Aussprüche Gottes, dann muss er wie die Propheten Gottes mit vollem Bewußtsein und großer Gewißheit (1. Thess. 1,5; 1. Kor. 2,4) sinngemäß sagen können: „So spricht der HERR!” (Jes. 7,7; Jer. 1,4.11; 2,1.4 u. a., vergl. Hebr. 1,1; 1. Kor. 14,37; 7,1.6.10.25.29.40, „und das ist meine Meinung, aber nicht ein Wort des HERRN”.) Daher muss er mit dem ganzen Ratschluß Gottes vertraut sein (Apg. 20,26.27), mit Gottes Wort wohlbekannt, und im Reden im Wort stehen und bleiben. Dazu bedarf es auch der Unterscheidungsgabe vom Wesentlichen und Unwesentlichen (vergl. Röm. 14,5ff.12.22.23; Phil. 3,15.16; Kol. 2,16).
F. Th. H.
Antwort B
Liest man die Verse 10 und 11 zusammen, so ergibt sich unschwer die Bedeutung des in Frage stehenden Wortes. Was mir als besonders wichtig erscheint, ist dieses, dass bei allem Dienst für den HERRN jede eigene -fleischliche - Tätigkeit, die für den HERRN nur totes Werk (Hebr. 9,14) ist, ausgeschlossen wird. Hat unser Wirken nicht die Verherrlichung Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus (1. Petr. 4,11) zum Gegenstand und Ziel, sondern vielleicht gar ein Schmeicheln unserem „eigenen Ich”, dann unterbliebe es besser. Nun zur Frage selbst: Nach 1. Kor. 12 u. 14 und.Eph. 4,11 hat der HERR während und für die Zeit Seiner persönlichen Abwesenheit durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes den Seinigen Gaben gegeben, und zwar teilt der Geist aus, wie Er will. Diese Gaben nun sind zum Nutzen gegeben (1. Kor. 12,7), d. h. die ganze Versammlung sowohl örtlich als auch darüber hinaus hat Anspruch auf den Segen, welchen der HERR in der einzelnen Gabe niedergelegt. Diejenigen nun, welche vom HERRN eine Gabe empfangen haben, sind Ihm darüber auch verantwortlich (Lk. 19,13) und sollen nun als gute Verwalter der mancherlei Gnade (Gaben sind auch ganz besonders Gnadenerweisungen) Gottes dienen, und zwar gegenseitig als Glieder an dem einen Leibe, in welchem der HERR als Haupt jedes an seinen besonderen Platz gesetzt hat, auf dass keine Spaltung in demselben sei. Hat nun jemand eine Gnadengabe, z. B. Lehre, Weissagung, so soll er, wenn er redet, nicht so sehr seine Redegeschicklichkeit in den Vordergrund stellen, sondern vielmehr das Wort Gottes selbst zu den einzelnen Herzen und Gewissen reden lassen. Ist nicht die Heilige Schrift (Kanon) ein Ausspruch Gottes und voller Aussprüche Gottes? (1. Thess. 2,13; 2. Petr. 1,21; 2. Tim. 3,16.) 1. Kor. 2 zeigt uns z. B. klar, dass die Predigt auch sehr mit Menschenweisheit ausgefüllt sein kann, was der Apostel geflissentlich vermied. Anstatt mit dem Worte Gottes selbst - dem „Schwerte des Geistes” (Eph. 6,17) - den Bedürfnissen der Seelen und dem Widerspruch des Feindes zu begegnen, meinen wir oft, große Reden machen zu müssen, und schwächen dadurch nur die Autorität Gottes und Seines Wortes über Herz und Gewissen andrer ab. Nicht zuletzt bezeugt Gott von Seinem Worte Selbst - Jes. 55,11 -, dass es ausrichten wird, wozu es gesandt, und nicht leer zu Ihm zurückkehre. Hebr. 4,12 bezeugt uns klar: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, der Gelenke sowohl als des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens.”
Möchte der HERR Gnade geben, dass wir alle dies mehr und mehr sowohl bei der Verkündigung des Wortes als im Verkehr mit einzelnen üben!
E. W.
Antwort C
Das Wort richtet sich in erster Linie an die, denen der HERR eine Gnadengabe zum Reden gegeben hat (Vers 10; 1. Kor. 12,8; Eph. 4,11.12). Er will nun dieses Reden so getan haben, als rede Er Selbst (Jes. 8,20). Dies schließt eine große Verantwortung in sich (Jak. 3,1-6). Daher die Warnung Jak. 1,19. In demselben Geiste ermahnt Paulus 1. Tim. 3,1-10; Titus 1,9. Über das Gegenteil belehren uns die Worte Titus 1,10.11 und 2. Tim. 4,3.4.
Also versuche es niemand, „als Aussprüche Gottes” zu reden, dem diese Gnadengabe nicht von Ihm Selbst geschenkt ist. Beachten wir in Vers 10 das „Jenachdem”. (Lies Jer. 23,9-32!)
Die aber, denen der HERR diese Gnadengabe geschenkt hat, mögen folgendes beachten:
1. Die ganzen Schriften Alten und Neuen Testamentes sind fortlaufende Aussprüche Gottes (2. Tim. 3,16; 2. Petr. 1,21).
2. Zu diesen Aussprüchen darf nichts hinzugefügt und von ihnen nichts weggelassen werden (Off. 22,18.19).
3. Diese Aussprüche Gottes müssen zur rechten Zeit, am rechten Ort, in der rechten Art und Weise geredet werden (Kol. 4,3-6; Mt. 13,52; 15,26; 24,45; Spr. 9,7-9; 23,9; Apg. 13,45-47; Phil. 3,2; Hebr. 6,4-6; Spr. 24,10; Apg. 20,28; Hebr. 3,5; Off. 2,13; Hes. 34,2; 1. Kor. 3,1.2; 2. Tim. 2,15).
4. Damit wir dieses in jedem Einzelfalle wissen, muss der Geist die einmal gegebenen Aussprüche Gottes in uns lebendig machen. Das Nachsprechen des Wortlautes genügt nicht (1. Joh. 2,27; Joh. 14,26; 16,7-14; 1. Kor. 2,10-13).
5. Deshalb dürfen wir den Geist nicht dämpfen noch Ihn betrüben (1. Thess. 5,19-22; Eph. 4,29.30; Jes. 63,10; 1. Kor. 14,30), müssen Ihm vielmehr Raum geben und unser Ohr ständig (o, dass Er uns dahin bringe!) an Gottes Mund legen. Nüchtern sein, wachen, beten.
6. Soviel an uns liegt, haben wir die Gnadengabe, die uns gegeben ist, nicht zu vernachlässigen (1. Tim. 4,14), sondern anzufachen (2. Tim. 1,6), dazu das Wort festzuhalten und zu bewahren (2. Tim. 1,13.14) und es, stark in der Gnade, anderen anzuvertrauen (2. Tim. 2,1.2).
7. Dann wird es sich erweisen, dass wir durch die Gewohnheit geübte Sinne haben (Hebr. 5,14), und unsere Fortschritte werden allen offenbar werden (1. Tim. 4,15), denn auch das innere Leben ist wachstümlich (2. Petr. 3,18).
Auf diesem Wege kommen wir dahin, als Aussprüche Gottes zu reden. Wir sind uns dann bewußt, dass Sein Wille auch unser Wille ist, und wir haben Freimütigkeit vor Gott (1. Joh. 3,21) und Menschen (Apg. 13,46). Wenn auch unser menschliches Unvermögen zutage tritt, so ist doch die Kraft Gottes in uns (1. Kor. 2,1-5; 2. Kor. 4,7; 6,4.7).
Wenn das Wort Jak. 3,1.2 uns zur Warnung geschrieben ist, so wollen wir andererseits 1. Kor. 9,16 nicht übersehen und uns, wenn wir ungeteilten Herzens sind, 1. Petr. 5,10.11 sowie Dan. 12,3 zur Ermunterung gereichen lassen.
K. G.
Anmerkung des Schriftleiters
Vorstehende drei Antworten bilden geradezu einen Bibelkursus im Kleinen, und ich bitte insbesondere darum, dass jeder Leser die vielen Schriftstellen nachlesen wolle, sonst geht er großen Segens verlustig.
Im folgenden noch einige Ausführungen, die mir wichtig erschienen.
Wie schon oben ausgeführt, kommt es bei der richtigen Ausübung der Gaben auf die Verherrlichung Gottes durch Jesum Christum an. Wenn die.Verherrlichung Gottes nicht die Hauptsache für uns ist, so ist die Ausübung der Gaben nichts wert, da sie dann nur zu menschlicher Verherrlichung dient. Darum ist es, wie Antwort Cauch betont, unwichtig, ob man mit Worten hinzufügt: „So spricht der HERR”, ganz abgesehen davon, dass wir gar nicht das Recht haben, diese Worte der alttestamentlichen Propheten für unsere Wortverkündigung anzuwenden - es müßte denn sein, dass wir nur Schriftworte aneinander reihten! Und selbst hier könnte falches Zusammenfügen und falscher Ausdruck, Betonung und Mienenspiel sogar noch das Zeugnis Gottes verwischen!
Was ist denn da das Wesentliche, wodurch unsere die Schrift auslegenden Worte den Beweis in sich tragen können, „Aussprüche” oder „Worte Gottes” zu sein? Ich meine, wenn sie das Gepräge tragen, das den alttestamentlichen Prophetenworten eigen war, d. h. wenn unsere Worte dem Wesen und den Eigenschaften dessen, zu dessen Verherrlichung wir reden, entsprechend sind („gottgemäß”). Was Seinem Wesen widerspricht, dient nicht zu Seiner Verherrlichung. Wenn wir das Wort auslegen und tun es nicht in dem Bewußtsein, als Wertzeuge Gottes dazustehen, die gewissermaßen Seine Vertreter hienieden (wie die Propheten des Alten Bundes!), Seine Zeugen, Seine Botschafter (2. Kor. 5,17ff.) sind, so sind wir nicht fähig, „gleichsam” Aussprüche Gottes zu reden, die tatsächlich zu Seiner Verherrlichung dienen! Und dazu noch eines! Welch hohes Vorrecht, Seine Worte verkünden zu dürfen, d.h. die Worte Dessen, der das, was Er sagt, selber ist: die Wahrheit! Sind wir uns dieses Vorrechtes bewußt? Ist es uns etwas Kostbares, allein schon Bibelworte vorlesen und dann über sie noch eigene Worte machen zu dürfen? Er, der die Wahrheit ist, gebraucht uns als Mundstück - wie erhaben, aber auch wie verantwortungsvoll! Wie sollten wir darüber wachen, keine eigenen, menschlichen Dinge einzuflechten, durch die die Wahrheit verdunkelt und der Mensch verherrlicht wird! (1. Kor. 1 u. 2.) Also, noch einmal, „wenn jemand redet - gleichsam Worte Gottes”, das heißt m. E. so reden, dass der Urgrund, aus dem die Worte kommen, gottgemäß ist (also das Herz in Gott entsprechendem Zustande), weshalb dann auch die Wirkung des Wortes Ihm entsprechend ist (Seine Verherrlichung), und dass der Sprecher - wie der alttestamentliche Prophet, wie die inspirierten Schreiber der Schriften - sich bewußt ist, von Gott gebraucht zu werden als Mund der Wahrheit! Der HERR salbe unsere Lippen zu Seiner Ehre!