Antwort A
Diese Worte richtet der HERR an jeden, der ein Ohr hat, zu hören, was der Geist der Gemeinde in Pergamus sagt. Er ermuntert zum Überwinden inmitten des Abfalles und der Leiden und Verfolgungen. Dem, der überwindet, will Er von dem verborgenen Manna geben.
Von dem Manna, das Israel in der Wüste aß, musste ein Krug voll in der Bundeslade aufbewahrt werden zum Gedächtnis an ihre wunderbare Speisung in der Wüste. Hierzu lese man Joh. 6,48.49.51.58 und Hebr. 9,1-5.9.11.24.
Dem Überwinder will der HERR von dem verborgenen Manna geben jetzt schon in dieser Zeit. Sobald ein Mensch durch wirkliche Bekehrung zu Jesu kommt, ist das verborgene Manna seiner Seele kostbar Teil. „Euch, die ihr glaubet, ist die Kostbarkeit” (1. Petr. 2,7). Er ist der Seele Speise und Nahrung, der Welt zwar verborgen, aber dem Glauben ein kostbarer Genuß. Und wie die Israeliten das Manna aufbewahrten zum Gedächtnis an die wunderbare Speise in der Wüste - so haben auch wir ein Gedächtnis an den HERRN in dem Werk der Erlösung. (1. Kor. 11,24-26.)
„Ich werde ihm einen weißen Stein geben, und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt.” Der HERR sagte Seinen Jüngern: „Freuet euch, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind.” Wir sehen hier, dass der weiße Stein und der neue Name, den niemand kennt, als nur wer ihn empf ängt, eine persönliche Sache ist. In früheren Zeiten warfen die Richter im weltlichen Gericht für einen Angeklagten einen weißen Stein in die Urne zur Bezeugung seiner Unschuld und Freisprechung. Hierzu lese man Röm. 8,1.31-34. Ja, wenn der Name geschrieben ist im Buch des Lebens und der Heilige Geist dem Herzen bezeugt, Gottes Kind zu sein, so haben wir Freimütigkeit am Tage der Offenbarung. Wer will verdammen? Es bleibt aber eine persönliche Sache nach 2. Kor. 5,10-15.
F. B.
Antwort B
An die Treuen in Pergamus wendet sich der HERR und verheißt ihnen drei Dinge, 1. das verborgene Manna, 2. den weißen Stein und 3. auf dem Stein einen neuen Namen - alles Gegenstände, die dem Herzen des Gläubigen kostbar sind. Joh. 6,51 lesen wir, dass sich Christus als das lebendige Brot, das vom Himmel hernieder gekommen ist, bezeichnet und Hebr. 9,1 begegnen wir als Erinnerung an die Wüstenreise und an die Speisung mit dem Manna dem goldenen Krug, in dem das Manna aufbewahrt wurde - beides ein Hinweis auf das, was wir an Ihm, dem HERRN, haben. Dort in der Wüste wurde Israel in wunderbarer Weise mit dem Manna gespeist, und auch wir als die Seinen, die auch noch eine Wüstenwanderung durchmachen, wir dürfen uns nähren von Ihm als dem Manna unserer Seele. So wie der HERR, der auf diese Erde kam, wandelte und litt und Gottes Wonne war, so ist Er uns in dieser Wüste Speise und das verborgene Manna, welches nur der genießen kann, der die Güte und Freundlichkeit des HERRN schmeckt. Ebenso ist der weiße Stein ein Zeichen des Beifalls. Bei Abstimmungen wurde in alten Zeiten von den Richtern ein weißer Stein in die Urne geworfen; dieses Zeichen bedeutete, dass man von der Unschuld des Angeklagten überzeugt war, und dieses Zeichen der Gnade und der Freisprechung will Christus denen geben, die an Seinem Namen festhalten und die den Glauben nicht verleugnen, und noch mehr: auf diesem Stein wird ein neuer Name stehen. Wie der Hohepriester die Namen der zwölf Stämme auf seinem Brustschilde trug, also trägt Er, der HERR, die Namen der Seinen auf Seinem Herzen. Mit einem neuen Namen ausgestattet, gehen wir durch die Wüste und genießen den HERRN in Seinem Worte.
Von der Welt verachtet, verkannt, vielleicht verfolgt gibt Er uns das Zeichen Seines Beifalls, den weißen Stein. So schließt die Gemeinschaft mit Jesu alle Segnungen in sich, und es erfüllt sich die Zusage des HERRN: „Und Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus Meiner Hand rauben - und niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben.” (Joh. 10,27-29.)
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Das Manna, von dem hier geredet wird, ist nicht das tägliche Manna, sondern das „verborgene Manna”. Jeder Israelit sollte einen Ghomer sammeln, und auch Gott ließ Sich einen Ghomer sammeln. Dieser Ghomer Manna wurde in einem goldenen Krug aufbewahrt, damit die kommenden Geschlechter im Lande sehen sollten, womit Er das Volk in der Wüste gespeist hatte. (2. Mose 16,32-36; Hebr. 9,4.)
Die Bedeutung des Mannas ist eine doppelte. Einerseits redet es von der Sorge und Treue Gottes für Sein Volk in der Wüste, und andererseits sehen wir darin Christus als Mensch hienieden. Der HERR, als aus dem Himmel herabgekommen, in Niedrigkeit, spricht von Sich als von dem Brote Gottes. (Joh. 6,31-33.)
So wie einst Israel in der Wüste Tag für Tag auf das Manna angewiesen war, so sind auch wir es. Israel verachtete das Manna (4. Mose 11,6; 21,5) und sagte: Uns „ekelt vor dieser losen Speise”. Dasselbe wiederholt sich, wenn auch nicht in Worten, aber praktisch heute noch. Christus allein genügt dem Herzen nicht mehr, man will auch noch etwas vom Wesen Ägyptens haben. In solcher Zeit der Verweltlichung wird der Überwinder offenbar. Er „hält fest an Seinen Namen”, Ihm ist das Manna Gottes genug. Tag für Tag bedarf er das Brot vom Himmel. Christus ist seine Speise, sein Vorbild und seine Kraft, und täglich entdeckt er neue Gnade und Lieblichkeiten an Dem, der hier in Demut wandelte.
Das „verborgene Manna” im Heiligtum ist das gleiche Manna, welches das Volk in der Wüste aß. Der erhöhte „verborgene” Christus zur Rechten Gottes ist Derselbe, der unserer Not in der Wüste in Niedrigkeit begegnete. Das verborgene Manna war eine bleibende Erinnerung an das tägliche Manna der Wüste. Es redet von dem, was das Brot Gottes (Christus) uns auf dem Wege durch die Wüste war. Das Schauen Seiner Gnade und Liebe, Seiner Treue und Kraft, mit der Er uns in dem Kampfe aufrecht hielt und Sieg gab, wird das Herz mit ewiger und verherrlichter Freude an Ihm erfüllen. Diese Erinnerung an die Wüste (in dem verborgenen Manna) wilt Er jedem Überwinder geben zum seligen Genuß. Welch heilige Speise wird das verborgene Manna dort sein, wo keine Not und kein Zukurzkommen mehr ist, wenn jeder Überwinder im Rückblick auf die durchpilgerte Wüste für sich selbst Ihn erkennt und genießt, der ihn hindurchgebracht und sein tägliches Manna war.
Der weiße Stein erinnert uns sowohl an den richterlichen Freispruch (siehe Antwort A u. B) als auch an die Gewohnheit, dass bei morgenländischen Festen der Gastgeber Gästen, denen er seine besondere Ehre oder Liebe erweisen wollte, einen weißen Stein mit einer ihn allein angehenden Inschrift überreichte, so wie heute noch Geschenke mit Widmungen als Zeichen besonderer Zuneigung überreicht werden. So drückt auch der weiße Stein und der neue Name Sein Wohlgefallen dem aus, der ihn empfängt.
Ein „Name” in der Schrift ist nicht bloß Unterscheidung, sondern drückt auch stets Inhalt und Wesen aus. Mit dem neuen Namen offenbart der HERR dem Überwinder Sein Wohlgefallen, welches Er an ihm gefunden hat, und niemand als nur dieser allein weiß, versteht und genießt die Freude an dem Stein und Namen. Es ist die Anerkennung des HERRN für die Treue des Überwinders. Dieses alles hat nichts mit unserer gemeinsamen Segnung zu tun, dieses ist ganz persönlich.
Es ist von großer Wichtigkeit zu beachten, dass wir mit dem Verlassen dieser Welt nicht unsere Persönlichkeit verlieren oder aufgeben und dass es im Himmel auch für den Einzelnen persönliche Segnungen gibt. So wie es hier unten für den Gläubigen gemeinsame Freuden - aber auch persönliche, innere, anderen verborgene Freuden gibt, so auch droben.
Als alle Jünger um den HERRN beim letzten Passah versammelt waren, da hatten alle eine gemeinsame Freude; was aber Johannes in seiner Seele genoß, als er sein Haupt an Jesu Brust legte, das wußte niemand als nur er allein. - Alle waren in Bethanien mit dem HERRN zu Tisch, aber was Marias Seele erfüllte, als sie Sein Wohlgefallen empfing, das war ihr Teil ganz allein. - Beide Schwestern empfingen Lazarus zurück in gemeinsamer Freude, aber jede hatte auch eine besondere persönliche Freude; mit der einen hatte Er geredet, mit der anderen geweint. Wir alle kennen die gemeinsame Freude; aber wissen wir nicht auch etwas von der persönlichen inneren Seligkeit, die das Herz genießt, wenn es gleich Henoch das Zeugnis empfängt, Ihm wohlgefällig zu sein?
Wie hier auf Erden, so gibt es auch im Himmel gemeinsame und persönliche Freuden. Alle gemeinsam preisen das Lamm. Alle genießen die Liebe des Vaters. Alle tragen das Bild des Himmlischen. Alle sind dort in vollkommener Seligkeit und rühmen Sein Blut. Aber zu dieser allgemeinen und vollkommenen Seligkeit will der HERR dem Überwinder für seine Treue noch persönliche Freude hinzufügen. Er will ihm den weißen Stein und einen neuen Namen - das Zeichen Seiner Liebe und das Zeugnis Seines Wohlgefallens - geben, eine Freude, die allein gekannt und genossen wird von dem, der den Stein und den Namen empfängt.
Das „verborgene Manna”, der „weiße Stein” und der „neue Name” bedeuten alle Lohn für den Überwinder. Manche Kinder Gottes verwechseln und unterscheiden nicht das Werk der Gnade und den Lohn der Treue. Das Werk der Gnade in der Erlösung ist unsere Errettung und bringt uns allein zur Herrlichkeit. Der Lohn aber ist abhängig von unserem irdischen Leben. Er will Lohn geben nach unseren Werken, nachdem wir im Leibesleben gehandelt haben (2. Kor. 5,10b). Es gibt Kronen, die wir erlangen und auch verlieren können. (Off. 3,11.) (Vergl. Bd. Ill, Frage 27!)
Aus allem diesen sehen wir, wie eng unser Leben hienieden mit dem Leben droben verwoben ist. Unser Eintritt in die Ewigkeit ist kein gänzlicher Bruch mit der Vergangenheit. Die Schrift zeigt uns deutlich, von welch großer Bedeutung unser Erdenleben als Gläubige für die Ewigkeit ist. Ist es darum nicht wert, uns zu beeifern, Ihm wohlgefällig zu sein? lasst uns einander ermuntern, den Weg des Glaubens in Treue zu wandeln. Die Verheißungen des Überwinders sind nicht an die Welt, sondern an Gläubige im Hause Gottes gerichtet. Bald kommt der HERR und Sein Lohn mit Ihm. Jeder wird persönlich vor Ihm stehen. Dieses ist sehr ernst. Aber auch köstlich ist es, zu sehen, dass unsere Persönlichkeit nicht untergeht in der großen Allgemeinheit, dass jedes Schaf der Herde und jeder Sohn des Hauses seinen Namen hat. Eines jeden Name ist im Himmel angeschrieben und Er ruft Sein Schaf mit Namen. Der HERR schenke uns, dass auch wir Überwinder seien, denen Er das verborgene Manna und den weißen Stein Seines Wohlgefallens und den neuen Namen Seiner Freude an dem gekämpften guten Kampfe geben kann!