Verhärten/ Verstocken seitens Gottes

Ich bitte um eine Erklärung, wie es mit dem „Verhärten“ und „Verstocken“ seitens Gottes („Jehovas“) ist, wovon wir 2. Mose 4,21; 7,3; 9,12; 10,1.20.27; 11,10; 5. Mose 2,30; Jes. 63,17 lesen.

Antwort

Wir lesen zehnmal: „Gott verhärtete (oder verstockte) das Herz des Pharao”: 2. Mo. 4,21; 7,3; 9,12; 10,1.20.27; 11,10; 14,4.8.17. Ebenso oft wird auch gesagt, der Pharao habe sein Herz fest oder hart gemacht, verhärtet, verstockt usw.: 2. Mo. 7,13.14.22; 8,15.19.32; 9,7b.34.35; 13,15.

Wird die Offenbarung Gottes immer wieder einem Menschen nahegebracht und er widerstrebt derselben beharrlich, so straft Gott dieses Beharren in der Sünde des Unglaubens und Ungehorsams mit Verfinsterung ihrer unverständigen Herzen. Er gibt sie dahin in den Gelüsten ihres Herzens. (Röm. 1,18ff.) Wer die Finsternis mehr liebt als das Licht, wird bald das Licht hassen. (Joh. 3,19-21.) Das ist dann schon Gericht Gottes. Verweigertes Licht verhärtet Gewissen und Herz.
Gott handelt mit dem Graden grade und mit dem Verkehrten entgegenstreitend. (Vgl. Ps. 18,26ff.)Der Regen auf das übersättigte Land tränkt und erquickt nicht, macht vielmehr hart und schwer.” „Was die Sonne nicht zum Grünen und Fruchtbringen treiben kann, das verhärtet sie, so dass es verdorrt und ins Feuer geworfen wird.” Ein anderer Ausleger schreibt: „Wie das Wasser, in Weißglühhitze versetzt, nicht mehr löscht, sondern brennt, so Gottes Lebenswasser auf einem im Feuer der Bosheit zum höchsten Grade entflammten Herzen; es gibt einen Punkt, wo das Gnadenfeuer in das Zornfeuer umschlägt, nicht mehr schmilzt, sondern verbrennt. (Röm. 1,28 ...) Gott gibt der Gottlosigkeit Gelegenheit, immer schwärzer und schwerer ans Tageslicht hervorzutreten (vgl. heute Rußland) ..., sich der Wahrheit zu verschließen, ja wider sie aufsässig zu werden. An dergleichen Gefäßen des Zornes wird dann, den anderen zur ernsten Warnung und zum abschreckenden Exempel, ein Stück von Verdammnis und Hölle schon in dieser Zeitlichkeit offenbar.” So war es bei den Kanaanitern; so ging es mit dem Volke Israel. (Vgl. Jes. 6,9ff. mit den Worten des HERRN in Mt. 13,14.15; lies dazu auch Röm. 11,25 und 2. Kor. 3,16.) Die beiden letztgenannten Stellen unterstreichen die Wahrheit, dass Gericht und Gnade - Verstockung und Begnadigung, von oben gesehen, immer in selbstverständlicher, vollkommener Harmonie sind.

Moses und Aaron traten vor dem Pharao mit den großen Forderungen Gottes auf, bestätigt durch die in göttlicher Vollmacht getätigten Wunder. Der Pharao wollte nicht hören, wollte nicht sehen; immer wieder verhärtete er seinen Nacken und sein Herz; seine Augen und Ohren verschlossen sich gegen Licht und Stimme Gottes - das ist Gericht. Dem göttlichen Verstoßen geht immer Selbstverstockung seitens der Menschen voraus. Gott hatte den Pharao mit großer Geduld getragen, ihn durch eine lange Reihe von Plagen und Errettungen gewarnt und zu seinem Herzen geredet. Immer wieder aber verstockte der Pharao sein Herz gegenüber diesen Zeugnissen göttlicher Gnade. „Wer Mich verwirft und Meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: Das Wort, das Ich geredet habe, das wird ihn richten an dem letzten Tage!” „Wer Mich verfehlt, tut seiner Seele Gewalt an.” (Vgl. Spr. 8,36 mit Joh. 12,48.) Ein ernstes Wort des Richters der ganzen Erde an alle Menschen, auch eine verantwortungsvolle Warnung an alle Kinder Gottes, jedes Wort Gottes wirklich als solches zu nehmen, das in uns, den Glaubenden, wirkt! Sünde wird mit Sünde bestraft. Gottes gerechtes Gericht muss einen beharrlichen Sünder seinem verkehrten Sinn überlassen. Dahin gehört auch die leider bisweilen gehörte Bemerkung: „Die Leute sind totgepredigt.” (Vgl. auch Jes. 26,9.10 mit Jak. 2,13.) Gepriesen sei die Barmherzigkeit Gottes! Stehen wir im Selbstgericht auf Grund des Opfers von Golgatha, so rechtfertigt uns Gott. Er, der den Ruf des Sohnes Seiner Liebe am Kreuze hörte, Er ist jetzt unser Vater!
Frhr. v. Wedekind


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 23 (1938)