Antwort A
In dem genannten Schriftworte handelt es sich um einen „Schwachen im Glauben” (s. V. 1), welcher meint, man dürfe dieses oder jenes nicht essen. Wenn er mich nun eine solche Speise essen sieht - sei es, dass wir irgendwo zusammen essen oder er bei mir als Gast ist -, kann ihm dieses zum Anstoß oder Ärgernis werden, indem es ihn veranlaßt, entgegen seinem Glauben diese Speise auch zu essen; er tut es, durch mein Beispiel dazu verleitet, obwohl sein Gewissen darüber beunruhigt ist und er mit Anstoß ißt. In V. 20 sagt aber das Wort: „Alles zwar ist rein, aber es ist böse für den Menschen, der mit Anstoß isset”, und in V. 22b und 23: „Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gut heißt! Wer aber zweifelt, wenn er isset, ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.” Es ist also für ihn „böse” und „Sünde”, dass er diese Speise ißt; sein Zustand ist ein weniger guter als vorher, er ist durch Sünde verdorben, und ich bin schuld daran. Deshalb bedeutet „verdirb nicht” ich soll darauf acht geben, dass nicht ein Bruder oder eine Schwester durch mich zum Sündigen verleitet wird und so durch meine Schuld in seinem Zustand Schaden leidet. Das „verdirb nicht” bezieht sich also auf den Zustand hienieden; es beschränkt sich selbstverständlich nicht auf Speisen, sondern erstreckt sich auf alles, „worin dein Bruder sich stößt oder sich ärgert oder schwach ist” (V. 21). lasst uns hierauf acht geben durch des HERRN Gnade!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Frage des Essens ist an sich gleichgültig; wir können uns dadurch, dass wir dies oder jenes essen oder nicht essen, nicht Gott gegenüber wohlgefällig machen (1. Kor. 8,8). Aber das Gewissen des Bruders ist keine gleichgültige Sache. Wir schädigen unsere Geschwister in diesem Leben, wenn wir durch unsere als der „Freien” Handlungsweise sie verleiten, etwas zu tun, was ihnen Sünde ist (1. Kor. 8,10)! Das, was Paulus Röm. 14,15 „verderben” nennt, bezeichnet er 1. Kor, 8,12a im Griechischen mit einem Wort, das nicht eigentlich „verletzen” bedeutet, sondern „(rücksichtslos) losschlagen”. - lasst uns einander zur Erbauung gefallen! (Röm. 15,2.)