Antwort A
In 1. Thess. 4,15-17 ist wohl der Hauptgedanke die Entrückung, während in 1. Kor. 15,51 mehr die Verwandlung und Auferweckung hervorgehoben ist. 1. Kor. 15 handelt durchweg von der Auferstehung der Gläubigen; am Schluß dieses Kapitels sagt ihnen der Apostel ein Geheimnis, dass nicht alle entschlafen werden, wir aber alle verwandelt werden oder, wie der Apostel uns an einer anderen Stelle sagt: „Das Sterbliche wird verschlungen von dem Leben.” Wann geschieht dies? Bei der letzten Posaune. Es heißt nicht, dass zu diesem Zweck die Posaune ertönt, sondern, wenn ich recht verstehe: zur Zeit der letzten Posaune. Die Posaune von 1. Kor. 15 sowohl wie die in 1. Thess. 4,16 scheint ein und dieselbe zu sein - eins ist unbestreitbar, dass beide Ereignisse zur gleichen Zeit stattfinden. Dass sie 1. Kor. 15,52 die „letzte Posaune” genannt wird, hat vielleicht darin seine Bedeutung, weil von da an die Erlösten Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Sie sind in Seiner Gegenwart, und ein weiteres Posaunen ist daher unnötig.
Ganz anders verhält es sich mit der Posaune des siebenten Engels in Off. 11. Dieselbe darf keineswegs mit der letzten Posaune von 1. Kor. 15 verwechselt werden. Wie könnte auch der Apostel auf etwas Bezug nehmen, was noch ihm, ja selbst dem Apostel Johannes noch verschlossen war. Bekanntlich empfing Johannes die Offenbarung erst später; Paulus war längst vom Schauplatz seines Wirkens abgetreten, demnach ist es ausgeschlossen, die Belehrung in 1. Kor. 15 mit den sieben Posaunen in der Offenbarung in Verbindung zu bringen. Ferner handelt es sich in Off. 11 um die Aufrichtung des Weltreiches des HERRN, aber nicht um Auferweckung und Verwandlung der Gläubigen! Sein Reich setzt letzteres voraus, da die Erlösten mit Ihm herrschen werden. Die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen werden ihre Erfüllung nach der Entrückung der Gemeinde finden, darum hören wir nach Off. 3 kein Wort mehr von der Gemeinde auf Erden, sondern es werden vielmehr die Heiligen von Israel und den Nationen wieder unterschieden, wie es im Alten Testament der Fall war (vergl. Off. 7), aber in diesem Zeitalter der Gnade niemals geschieht. Wenn der Apostel Paulus 1. Kor. 10,32 von „Juden, Griechen und der Versammlung Gottes” spricht, versteht es unter „Versammlung Gottes” die Gläubigen aller Nationen ohne Unterschied im Gegensatz zu Griechen (d. h. Heiden) und Juden, die ungläubig waren.
Möge der HERR in Seiner Gnade uns schenken, das Wort der Wahrheit recht zu teilen!
K. O. St.
Antwort B
Die sieben Posaunen in der Off. 8-11 haben keine Verbindung mit der Posaune in 1. Kor. 15 und 1. Thess 4. - Die siebente oder letzte Posaune der Offenbarung umfaßt die letzten Gerichte über die Welt, während die Posaune in den Briefen mit der ersten Auferstehung und der Entrückung zu tun hat.
In dem Ausdruck „letzte” Posaune scheint der Apostel auf den Gebrauch im römischen Heere anzuspielen. Jedermann in Korinth wußte, dass die letzte Posaune das Signal zum Aufbruch des ganzen Heeres war. Wir finden gerade in den Briefen an die Korinther, dass der Apostel oft an die Gebräuche jener Zeit anknüpft, z. B. 1. Kor. 4,9; 9,24; 2. Kor. 2,14. - Oder vielleicht denkt er an 4. Mose 10,2, wo die Posaunen zum göttlichen Signal bestimmt wurden, die Gemeinde zusammenzurufen und das Zeichen zum Abmarsch zu geben. - Wirklich, jener Augenblick ist der herrlichste Zusammenruf und der bedeutungsvollste Abmarsch, der je geschehen. Alle Heiligen zusammengerufen, werden alle zugleich dem HERRN entgegengerückt in die Luft.
Aus dem Ausdruck „letzte” Posaune aber zu folgern, dass andere göttliche Posaunentöne vorangegangen sein müßten, dazu finde ich in der Schrift weder Grund noch Anhalt.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Über die Sache selbst ist nichts mehr zu bemerken. Nur möchten auch wir ein paar Worte sagen über die Frage, warum in 1. Kor. 15,52 „letzte” Posaune steht. Und zwar weisen wir darauf hin, dass in diesem Kapitel viermal Verbindungen mit dem Wort „letzt” vorkommen, wo im Urtext stets dasselbe Wort steht, nämlich in V. 8.26.45.52. Wir glauben, dass dieses vierfache Vorkommen des Wortes, zumal in den drei letzten Verbindungen, bedeutungsvoll ist. Ob nicht die Posaune die „letzte” genannt ist, weil es sich um die Auferstehung und Verwandlung der Gläubigen handelt, also um das letzte Ereignis, das sich mit denselben auf Erden vollzieht, womit der Schluß der gegenwärtigen Haushaltung verbunden ist? (vergl. Unsere Ausführungen in Jahrgang 1913, S. 187/88 zu Joh. 6,39.40.44.54; 11,24; 12,48, wo überall dasselbe Wort steht). Wir bitten, die Auffassung zu prüfen im Lichte des ganzen Kapitels und vorzüglich jener übrigen drei Stellen!