Der Psalm ist, soweit wir sehen, einer von denen, welche die Vorrechte der Gerechten (Gläubigen) gegenüber den Ungerechten (Gottlosen) besingt. Diese letztem mögen wohl Gelingen haben auf ihren Wegen, dennoch sind sie der Vergänglichkeit und dem Gericht geweiht. Der Gerechte aber ist auf das unerschütterliche Werk Gottes gegründet. Er steht damit auf sicherem Grunde; denn der Herr selbst hat ihn gepflanzt und erhält ihn aufrecht, von Ihm empfängt er Leben, Kraft und Freude. Der Genuss der Gnaden Gottes ist darum auch ein unerschöpflicher, der uns immer wieder, ja laufend zu teil wird.
Dabei scheint uns der Ausdruck "Haus des HERRN" hier mehr die Tatsache, die Zugehörigkeit zum Haus Gottes, die ja ein bleibendes, fortbestehendes Besitztum ist, vor Augen zu stellen, das "Blühen in den Vorhöfen" dagegen mehr den Genuss dieser Tatsache, die Frucht der praktischen Verwirklichung anzudeuten.
Freilich müssen wir in Betracht ziehen, dass wir in den Psalmen auf jüdischem Boden stehen und diese den Offenbarungen des Alten Bundes gemäß abgefasst sind. Danach konnten die Israeliten nur bis zu den Vorhöfen hinzutreten. Aber demjenigen, dem der Aufenthalt in der Gegenwart des HERRN inniges Begehren und Lust war, zog es dahin, um nachzusinnen, Gott anzuschauen, anzubeten, wie z.B. David in Psalm 27,4 dies schreibt. Das Anschauen und Suchen des Angesichts des HERRN hat David Schritt für Schritt auf dem Weg zum Bau des Tempels geleitet. Das heißt für uns, dass wir zwar der Stellung nach ein für allemal durch den Herrn in Ihn selbst eingepflanzt sind und bleiben, dass wir aber nur dann wahrhaftig lebendig zum Genuss Seiner Segnungen und Freuden und zum Fruchtbringen gelangen, wenn wir wirklich in Seiner Gegenwart und Gemeinschaft leben.