Um der Engel willen

Warum heißt es in 1. Korinther 11,10, dass „die Frau eine Macht auf dem Haupt haben [soll], um der Engel willen“?

Der Apostel behandelt in dieser Stelle eine Frage äußerer Ordnung: Wie soll ein gläubiger Mann oder eine gläubige Frau beten oder weissagen? Er beantwortet sie, indem er auf die ursprünglichen, von Gott in der Schöpfung gezeigten Grundsätze hinweist. In der neuen Schöpfung verschwindet jeder Unterschied: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau“ (Gal 3,28). Aber in unseren gegenseitigen irdisch-menschlichen Beziehungen bleibt der von Gott angeordnete Unterschied bestehen. Die Bestrebungen, eine Gleichheit zwischen beiden Geschlechtern herzustellen, sind deshalb widergöttlich, obwohl begreiflich von Seiten solcher Menschen, welche die Erschaffung alles Bestehenden durch Gott unbeachtet lassen oder gar leugnen.

Der Mann, nach dem Gleichnis Gottes geschaffen, ist „Gottes Bild und Herrlichkeit“ und soll aus diesem Grund sein Haupt nicht bedecken, wenn er mit Gott redet oder über göttliche Dinge spricht. Die Frau aber, welche erst nach dem Mann und um des Mannes willen, als seine Gehilfin, geschaffen wurde, ist „des Mannes Herrlichkeit“ (1. Kor 11,7). Sie soll deshalb, wenn sie betet oder weissagt, eine Macht, d.h. ein Zeichen der Autorität, unter der sie steht, auf dem Haupt haben, und zwar „um der Engel willen“. Denn diese geistigen Wesen, die „Täter seines Wortes, gehorsam der Stimme seines Wortes“ (Ps 103,20), stehen in inniger Verbindung mit den Erben der Seligkeit. Nicht nur dienen sie ihnen (Heb 1,14), sondern sie schauen auch vom Himmel herab auf die auf der Erde lebende Familie Gottes und beobachten die Wege und das Verhalten der Gläubigen. So sahen sie zum Beispiel den Apostel in seinen Kämpfen und Leiden um Christus willen. Er war Menschen und Engeln ein Schauspiel (1. Kor 4,9). Auch wird „den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung“ die „mannigfaltige Weisheit Gottes“ kundgetan (Eph 3,10). Nun, als Zeugnis für diese himmlischen Mächte sollen die Frauen, wenn sie beten oder weissagen, ihr Haupt bedecken – zum Beiweis dafür, dass sie sich der göttlichen Ordnung unterwarfen und den ihnen von dem Schöpfer bestimmten Platz der Unterordnung willig einnahmen.


Beantwortet von: Unbekannt
Quelle: Botschafter des Heils in Christo, Jahrgang 1919, Seite 164