Nach der Aussage Jesu war im Judentum auch Dämonenaustreibung (Exorzismus) üblich, wie dies heute auch noch unter anderem in der katholischen Kirche ausgeübt wird. Inwieweit dieser Exorzismus erfolgreich war und ist, steht dabei nicht zur Debatte. Jedoch ist es sehr bedeutsam, was Jesus diesbezüglich weiter sagt: «Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchzieht er wasserlose Gegenden und sucht Ruhe. Und da er sie nicht findet, spricht er: Ich will zurückkehren in mein Haus, aus dem ich weggegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es gesäubert und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die bösartiger sind als er selbst, und sie ziehen ein und wohnen dort, und es wird der letzte Zustand dieses Menschen schlimmer als der erste» (Lk 11,24-26). Dies bedeutet, dass die nach aussen hin erfolgreiche Dämonenaustreibung nur eine zeitweilige Aufschiebung war. Ja, dass es nachher schlimmer mit dem Menschen wurde als zuvor. Dies will uns sagen, dass jeder Mensch von irgendetwas bewohnt wird.
Paulus sagt uns im Epheserbrief: «Darin lebtet ihr einst nach der Weise dieser Welt, beeinflusst von dem Herrscher über die Macht der Finsternis: über jenen Geist, der jetzt wirksam ist in allen, die Gott nicht gehorchen» (Eph 2,2). Kommt ein Mensch mit dem Wort Gottes in Berührung, kann es zu einer vorübergehenden Reinigung kommen. Die Person wird geistlich angesprochen (vgl. auch der 4-fache Ackerfeld, Mk 4,1-19), doch auf Dauer hat es keinen Bestand, wenn es nicht zu einer echten Busse und Bekehrung kommt. Bleibt diese aus, wird es mit dieser Person schliesslich schlimmer als zuvor! Dazu lesen wir auch in Hebräer 6,4-8: «Denn es ist unmöglich, die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und das gute Wort Gottes geschmeckt haben, dazu die Kräfte der zukünftigen Weltzeit, und die dann abgefallen sind, wieder zur Busse zu erneuern, da sie für sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und zum Gespött machen! Denn ein Erdreich, das den Regen trinkt, der sich öfters darüber ergiesst, und nützliches Gewächs hervorbringt denen, für die es bebaut wird, empfängt Segen von Gott; dasjenige aber, das Dornen und Disteln trägt, ist untauglich und dem Fluch nahe; es wird am Ende verbrannt.»
Sowohl die eben zitierte Bibelstelle als auch die Bibelstelle aus Lukas 11,24-26 mahnt jeden, der so tut, als sei er ein Christ, obwohl er nie eine echte Bekehrung erlebt hat, endlich klare Sache zu machen. Denn eines Tages wird alles ans Licht kommen, doch dann kann es zu spät sein!
Diese Stelle bezieht sich auf das Volk der Juden. Hatte Gott nicht das alte Israel während der Wüstenwanderung durch die Feuersäule erleuchtet und sie mit der Gabe des himmlischen Manna gespeist? Waren sie nicht sogar des Heiligen Geistes teilhaftig geworden? (Im AT wurde der Heilige Geist punktuell gegeben – vgl. 1.Sam 10,6 – und konnte bei Sünde wieder genommen werden, vgl. 1.Sam 16,14; Ps 51,13). Dazu hatten sie die Wunder am Sinai gesehen, ja die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt (2.Mo 34,29-35). Sie alle waren aus Ägypten ausgezogen, doch nur zwei Personen erreichten das verheissene Land, nämlich Kaleb und Josua.
So war es auch in der Zeit, als Jesus auf Erden war. Er kam in Sein Eigentum, durchzog Israel, reinigte zweimal den Tempel und trieb als Legitimation Seiner Messianität Dämonen aus. Ja, Er wirkte Zeichen und Wunder. Israel sah das, schmeckte das Brot und wurde der Kräfte der zukünftigen Weltzeit teilhaftig. Dennoch verwarfen die Juden Jesus Christus schliesslich als ihren Messias! Und so wurde der Zustand des eben gereinigten Hauses Israel schlimmer als je zuvor: «Und wenn er kommt, findet er es gesäubert und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die bösartiger sind als er selbst, und sie ziehen ein und wohnen dort, und es wird der letzte Zustand dieses Menschen schlimmer als der erste» (Lk 11,25- 26). Entsprechend kam das vom Herrn Jesus angekündigte Gericht: «Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!» (Mt 23,37-39).
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Januar 2011, Seite 29