Sündopfer im Alten Bund

Welche besondere Bedeutung hat es, dass der Priester im Alten Bunde einen Farren ohne Fehl (3. Mose 4,3). die ganze Gemeinde einen Farren (V. 14), ein Fürst einen Ziegenbock (V. 23), jemand aus dem Volk eine Ziege (V. 28) bezw. ein Schaf (V. 32) als Sündopfer dem Jehova darbringen sollte?

Antwort A

Der gesalbte Priester (V. 3) ist der Hohepriester, der Vertreter des Volkes. Seine Sünde wiegt als die des Vertreters des Volkes ebenso schwer, als wenn das ganze Volk mit ihm oder ohne ihn sündigte. Darum musste beider Sundopfer das gleiche sein und gleich behandelt werden. Das Volk ist ja nach 2. Mose 19,6ein priesterlich Volk, ein heiliges Volk” und gilt vor Gott als das, was der gesalbte Hohepriester galt. Beider Sünde war von weittragendster Bedeutung. Darum auch der Unterschied zwischen der Handlung V. 5b-6 und 16-17 einerseits und V. 24 bis 25 und 29-30 andererseits. Das Blut ihrer Opfer musste bis vor den Vorhang gebracht und dieser siebenmal besprengt werden.

Da die Sünde eines Fürsten auch von weittragenderer Bedeutung war als die eines einfachen Israeliten, aber nicht von so weittragender als des Hohenpriesters, so musste sein Opfer ein großeres sein als das des einfachen Bürgers. Ie einflußreicher die Stellung eines Menschen, desto schwerer wiegt seine Sünde, desto tiefer muss seine Buße sein, noch heute. Das wollen wir uns ja merken. Hat Gott einen auf einen Posten gestellt, da viele auf ihn sehen und sich nach ihm richten, so wiegt seine Sünde viel schwer; das ist klar.
K. E.

Anmerkung des Herausgebers

Der Einsender dieser Frage (sowie von Fr. 7) ist, soweit wir wissen, im Felde gefallen, also schon beim HERRN. - Es handelt sich im 4. Kapitel des 3. Buches Mose nach unserer Erkenntnis einerseits um die Wiederherstellung des Juden Jehova gegenüber, andererseits aber um die persönliche Verantwortlichkeit zueinander, wie Antwort A auch klar zeigt. Geopfert musste werden, es musste ein blutiges Opfer (Leben für Leben!) dargebracht werden, wenn Vergebung erlangt werden sollte. Im Blick auf das einstige Opfer Christi konnte Jehova vergeben (vgl. hierzu Band ll, Fr. 41!). Also Jehova gegenüber - ein Opfer; aber i!n Blick auf die persönliche Verantwortlichkeit des einzelnen wie der ganzen Gemeinde - ein entsprechend größeres oder kleineres Opfer; das war die Verordnung des Sündopfers.

Wunderbare Vorsorge unseres Gottes für jeden Sündenfall einer jeden Person im Alten Bund! Aber auch wie ernst dies alles! Wie sollten wir anbetend uns beugen im Hinblick auf das einzigartige Opfer von Golgatha, durch das wir ein für allemal vollkommen gemacht sind (Hebr. 10,14), und nunmehr nicht nötig haben, noch großere oder kleinere Opfer darzubringen (Hebr. 10,18).

Dass aber die Frage der persönlichen Verantwortlichkeit gemäß der Stellung eines einzelnen innerhalb des Hauses Gottes (der Gemeinde, 1. Tim. 3,15) auch heute von großer Wichtigkeit ist, zeigt uns u. a. 1. Tim. 5,19-21! Von hier aus fällt auch einiges Licht auf die ernste Tatsache, dass der Apostel Paulus dem Apostel Petrus entgegentreten mußte, und zwar öffentlich, wegen einer offenbaren Heuchelei desselben, und dass dies Fallen uns offen im inspirierten Wort Gottes berichtet wird (Gal. 2,11-14). 1lnd sicherlich hat Petrus sich auch vor denen, denen er (der Apostel) durch sein unrechtes Verhalten geschadet hatte, offen gebeugt. Wäre es nicht so, wie hätte dann Petrus später mit Freimütigkeit seine Briefe schreiben kennen, in deren zweitem er Kap. 3,15 redet von „unserem geliebten Bruder Paulus”?!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 3 (1915)