Antwort A
In diesen beiden Versen sagt der Heiland, dass alle Sünde und Lästerung den Menschen vergeben wird, nur die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben, weder in dieser Welt, noch in jener. Auch das Reden wider den Sohn des Menschen wird vergeben, aber das Reden wider den Geist wird nicht vergeben. Auch in Mk. 3,28.29 und Lk. 12,10 spricht Jesus hiervon und sagt, dass auch alle Gotteslästerungen vergeben werden; ausgeschlossen von der Vergebung aber ist in dieser wie in jener Welt die Lästerung des Heiligen Geistes. Diese Schriftstellen haben viele Kinder Gottes in Not und Jammer gebracht, die oft zur Verzweiflung führten. Solche Kinder Gottes klagten sich an, die Sünde wider den Heiligen Geist begangen zu haben, für die es nach diesem Wort Jesu ja keine Vergebung geben soll. Meistens werden solche Kinder Gottes wieder freudig und glücklich, wenn sie den Sinn dieser Worte nur einigermaßen erfassen. Oft genug kommt es vor, dass auch unklare Prediger die Sünde wider den Heiligen Geist mißbrauchen, so dass gläubige Menschen aus dem Leben der Niedergeschlagenheit, des Seufzens und Stöhnens nicht herauskommen. Beides ist nur auf eine falsche Auffassung dieser Stelle zurückzuführen. Vor allem ist hierbei festzustellen, dass es sich nicht um das Leben diesseits und jenseits des Grabes handelt, wenn Jesus von „dieser” und „jener Welt” spricht. Also nicht das Leben im Fleische und die Ewigkeit ist unter dieser und jener Welt zu verstehen, sondern der HERR spricht hier von zwei Äonen oder Weltzeiten, Zeitaltern, und zwar von dem damals gegenwärtigen Zeitalter des Gesetzes, in dem Jesus lebte, und dann von dem zukünftigen Zeitalter.
Die Pharisäer lästerten den Geist Gottes, weil sie ein Werk, das durch die Kraft des Heiligen Geistes geschah, auf die Gewalt des Satans zurückführten (Mt. 12,24-29). Durch die Dämonenaustreibung erwies Sich Jesus als Messias, als Gesalbter Gottes, und das Volk pries Ihn auch infolgedessen als Davidssohn (Mt. 12,23). Durch die Treibereien der Pharisäer, die genau wußten, dass Gott durch Christus solche Zeichen wirkt (Joh. 3,2), aber trotzdem alles auf den Einfluß des Satans zurückführten, wird das Volk irre an Jesus, so dass es schließlich sogar Seinen Kreuzestod fordert (Mt. 27,25) und damit den Messias verwirft, den König des Himmelreiches töten läßt. In Christus wohnte die Geistesfülle, und mit Macht von oben trat Er dem Reich des Satans gegenüber. Wenn nun die Pharisäer trotz gegenteiliger Erkenntnis die Zeichen und Wunder Christi als Machwerke Satans ausgeben, so lästern sie damit nicht nur Christum, sondern vor allem den in Christus wohnenden Heiligen Geist. Eine Lästerung des Geistes kann also nur da vorliegen, wo man ganz klare Erkenntnis von dem Wirken des Heiligen Geistes hat und wider besseres Wissen dieses Wirken auf den Einfluß des Bösen zurückführt. Wenn Pfingstleute den Pfingstgegnern den Vorwurf der Sünde wider den Heiligen Geist gemacht haben, geschah das zu Unrecht, zumal die Pfingstgegner überzeugt sind, dass der in der Pfingstbewegung in vielen Dingen hervorgetretene Geist nicht der Heilige Geist ist. Wohl können wir den Geist Gottes „betrüben” nach Eph. 4,30, Ihn „dämpfen” nach 1. Thess. 5,19, aber zur Lästerung des Geistes dürfte es bei einem Kinde Gottes nicht kommen; bei einem Unbekehrten ist das wohl erst recht ausgeschlossen, da ja der natürliche Mensch nichts vom Geist Gottes vernimmt (1. Kor. 2,14), so dass er Wirkungen des Heiligen Geistes gar nicht be- bezw. verurteilen kann.
Achten wir mehr darauf, dass der Heilige Geist eine Majestät Gottes ist, und hören wir auf, Ihn zu betrüben, Ihn zu dämpfen, Ihm zu widerstehen. Nicht ohne Bedeutung ist es, dass der Heilige Geist in Gestalt einer Taube erschien und auf Christus kam (Mt. 3,16). Er ist es, der uns hineingestaltet in das Bild Christi (2. Kor. 3,18).
A. C. (z. Zt. b. Mil.).
Antwort B
Die Erscheinung Jesu forderte alles zu einer Entscheidung heraus. Der eine stellte sich mit Bewußtsein auf Seine Seite, der andere verharrte bewußt im Unglauben. Er, der gekommen war zu erretten, war bereit, alle Sünden zu vergeben, aber wider den Heiligen Geist reden und bewußt Taten, die durch Ihn gewirkt waren, dem Satan zuschreiben konnte nimmer vergeben werden.
In Mt. 12,24 mußten die Pharisäer zugeben, dass der Teufel ausgetrieben war, aber in ihrem Haß gegen Christus schrieben sie lästernd diese Macht dem Satan zu. Dieses war die Sünde wider den Heiligen Geist. Sie lästerten das herrliche Zeugnis des Geistes, durch welches sie innerlich überführt waren von Seinem Wirken.
In Vers 21 weist der Herr Jesus auf die unwissenden Heiden hin. Diese würden einmal wider jene Lästerer auftreten, die aus dem Gesetz und den Propheten Ihn erkannten und in den Zeichen das Zeugnis des Geistes sahen und doch dagegen lästernd sich somit selbst das Gericht sprachen.
So geht jeder selbst seinem Urteile entgegen. Alles hängt davon ab, ob der Mensch dem inneren Zeugnis des Geistes Folge leistet oder ob er sich diesem Zeugnis mit Bewußtsein verschließt. So sind alle Gerichte unseres Gottes wahrhaftig und gerecht.
Ph. W.
Antwort C
Die in Frage kommende Stelle ist nicht selten zum Schaden des Volkes Gottes sowie zum Nachteil heilsverlangender Menschen mißdeutet worden.
Die einen sehen darin eine Sünde, die selbst Kinder Gottes begehen können, obwohl die Schrift auch nicht einen Schatten von Beweis dafür liefert, denn diese Worte galten nicht einmal den gewöhnlichen Ungläubigen, sondern den Christusleugnern, die wider besseres Wissen Christus als den Gesalbten Gottes leugneten; die anderen beuten diese Stelle für ihre Wiederbringungslehre aus.
Es ist nicht zu leugnen, dass dieses Wort aus dem Munde des HERRN manchem Schwierigkeiten gemacht hat, dazu kommen noch die bunten Deutungen, die nur zu offenkundig das Gepräge des menschlichen Verstandes tragen; kein Wunder, dass in dem irdischen, menschlichen Farbengewirr das Auge der Schwachen und Unbefestigten irregeführt wird, so dass es kaum die blaue Himmelsfarbe und das Licht der wahren Sonne, welches sich in dem siebenfach geläuterten und reinen Worte Gottes widerspiegelt, erkennen kann.
Wir finden diese Begebenheit mit seiner ernsten Warnung nur in den drei synoptischen Evangelien. Ich glaube nicht, dass wir dieses Wort willkürlich auf jede Sünde wider den Geist, auf jede Person, vielleicht nicht einmal auf jede Zeitperiode anwenden dürfen. Es steht uns nicht zu, die Grenzen der Schrift einfach zu überschreiten oder zu beseitigen. Wir finden nirgends wieder, weder in der Apostelgeschichte noch in den Briefen, eine Erwähnung von „lästern wider den Heiligen Geist”. Wohl lesen wir in Apg. 7,51 vom „Widerstreiten dem Heiligen Geiste”, in Eph. 4,30 vom „Betrüben des Heiligen Geistes”, in 1. Thess. 5,19 vom „Löschen des Geistes” und in Hebr. 10,29 vom „Schmähen des Geistes der Gnade”, aber niemals wieder vom „Lästern”. Ohne Zweifel sind alle diese angeführten Dinge Sünden wider den Heiligen Geist, derer sich zum Teil auch ein Kind Gottes schuldig machen kann, wenn es unwachsam ist, wie Eph. 4,30 und 1. Thess. 5,19 beweisen, aber es ist nicht die Sünde der „Lästerung”, mit der man sich „ewiger Sünde” schuldig macht, d. h. infolgedessen der Geist Gottes mit einem solchen Menschen für alle Zeilen abbricht und derselbe des ewigen Heils verlustig geht. Der Unterschied zwischen dem „Lästern” und den anderen Sünden wider den Heiligen Geist wird oft nicht gebührend berücksichtigt. „Lästern” ist auch Sünde, weil alle Verfehlungen gegen Gott durch dieses Wort zum Ausdruck kommen, aber Sünde als Ausdruck der Verfehlungen ist damit noch keine „Lästerung des Geistes”. Auch sei darauf hingewiesen, dass nur der HERR diesen Ausdruck gebraucht, und zwar nur in Beziehung zu bestimmten Menschen und nur in Verbindung mit einer bestimmten Tat. Lehrt uns dieses nicht, vorsichtiger mit den Worten des HERRN umzugehen?
Ein grober Mißbrauch und eine Vergewaltigung der Schrift ist es, dieses ernste Wort des HERRN auf irgend einen scheinbar unbußfertigen oder auch über seine Sünden gepeinigten Menschen anzuwenden. Auf wahre Kinder Gottes kann es keine Anwendung finden, die mächtigen Hände des HERRN beschirmen es vor einer solchen Sünde.
Wenn ich auch nicht behaupten möchte - obwohl es für mich eine Frage ist -, dass solche Lästerung wider den Geist heute nicht vorkommt, so halte ich doch keinen Bruder für berechtigt, einem Menschen heute diese nie zu vergebende Sünde mit ihren ewig unabänderlichen Folgen zur Last zu legen. Dies wollen wir Dem überlassen, der Herzen und Nieren erforscht und dessen Augen wie eine Feuerflamme sind, der niemals irren kann.
Der HERR wolle uns durch Seinen Geist in alle Wahrheit leiten!
K. O. St. (z. Zt. im Felde).
Anmerkung der Schriftleitung
Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass der Ausdruck: „die Sünde wider den Heiligen Geist” nicht das sagt, was die Schrift sagt. Der HERR redet von „der Lästerung des Geistes”. Es handelt sich nicht um irgend eine Sünde wider den Heiligen Geist, sondern um eine ganz spezielle Sünde, um „die Lästerung” des Geistes (Mt. 12,31) - um „lästern” (Mk. 3,29; Lk. 12,10).
Alles, was der HERR tat, tat Er im Geiste Gottes (Mt. 12,18.28; Lk. 4,18; Joh. 5,36-39; Apg. 10,38). Das Wunder an dem Besessenen, Blinden und Stummen (Mt. 12,22) bewies den Pharisäern, dass der Heilige Geist auf Ihm und Er der Gesandte vom Vater war. Aber, obgleich überführt von dem Unsinn ihrer Worte, dass der Satan den Satan austreibe, lästerten sie wider alles, was Gott ist. Nicht in unwissendem Unglauben, sondern mit Wissen und Willen, von ihrem Haß gegen Christus geleitet, schrieben sie das, was der Heilige Geist zur Befreiung des Menschen wirkte, lästernd dem Satan zu und suchten andere in diesen Betrug Satans hineinzuführen. Das, was hier die Pharisäer taten, das war die Sünde der Lästerung des Geistes. Wir lesen: „Weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist” (Mk. 3,30). Wie kann jemand, der in Haß gegen Christus jedes Zeugnis des Heiligen Geistes lästert, die Vergebung seiner Sünden empfangen und errettet werden, da es doch keine andere Kraft gibt, die ihn könnte zur Buße leiten!
Ob diese spezielle Sünde, die in der Zeit des persönlichen Dienstes des HERRN hervortrat, auch heute, am Tage der Gnade Gottes und der Abwesenheit des HERRN möglich ist, darüber gehen die Meinungen der Schriftforscher auseinander. Manche haben sich verneinend dahin ausgesprochen, daß, wenn der HERR von dem Nichtvergeben dieser Sünde weder in „diesem” noch im „zukünftigen” Zeitalter rede, diese Sünde auch nur diesen Zeitaltern eigen sei und wir sie nicht in anderen suchen sollten. „Dieses Zeitalter” bezeichne das Zeitalter des Gesetzes, zur Zeit, als der HERR persönlich auf Erden war, das „zukünftige Zeitalter” dagegen das Zeitalter des Messias (vergl. Hebr. 2,5), aber keineswegs den heutigen Tag des Heils, die jetzige Zwischenzeit der Sammlung Seiner Gemeinde aus Juden und Heiden; denn das Zeitalter des „Geheimnisses” war zu der Zeit, als der HERR diese Worte redete, noch verborgen in Gott und Menschen noch nicht kundgemacht, so dass die Zuhörer des HERRN den Sinn Seiner Worte vom „zukünftigen Zeitalter” gar nicht anders verstehen konnten, als dass das zukünftige Zeitalter das der Herrschaft des Messias auf Erden sei, welches sie erwarteten, und das ihnen die Vergebung der Sünden bringen würde.
Ob diese besondere Sünde nur jener Zeit des persönlichen Dienstes des HERRN auf Erden eigen war oder der Zeit Seiner Herrschaft auf Erden eigen sein wird, mag dahingestellt sein; das bleibt gewiß: ein gleiches Bild dieser Sünde der Lästerung des Geistes können wir schon durch die Abwesenheit des HERRN heute im Zeitalter der Gnade nicht haben; und die Schrift redet wohl von anderen Sünden dem Heiligen Geiste gegenüber, aber außer diesem Fall nie wieder von der Sünde der „Lästerung des Geistes”. Es dürfte uns deshalb kaum möglich sein, mit sicherem Schriftgrund auf die Sünde eines Menschen heute diese Schriftstelle anzuwenden und sie als unvergebbar zu bezeichnen.
Wie dem aber auch sei. Der Ernst in bezug auf das Verhalten des Menschen dem Heiligen Geiste gegenüber bleibt unberührt bestehen. Mit welchem Ernst warnt uns die Schrift vor dem Lose solcher, die den Geist der Gnade „schmähen” (Hebr. 10,28.29). Wie furchtbar die Sünde, wenn ein Mensch dem Heiligen Geiste „widersteht”. Verstockung des Herzens ist die Folge. Alle Empfindung geht verloren. Das Gewissen wird wie mit einem Brenneisen gehärtet, und betrügerische Geister und dämonische Lehren ziehen in das Herz ein (Eph. 4,19; 1. Tim. 4,1.2). Furchtbares Los!
Oft hat der Feind aber die Worte des HERRN in dieser Stelle benutzt, um Seelen, die über ihre Sünden bekümmert waren, zu beunruhigen und zu hindern, die Vergebung ihrer Sünden im Glauben anzunehmen. Mit solchen über ihre Schuld bekümmerten Seelen hat diese Stelle nichts zu tun. Ihr Kummer, die Sünde der Lästerung des Geistes begangen zu haben, ist gerade der Beweis, sie nicht getan zu haben, denn sonst würden sie keinen Kummer darüber empfinden. Der Feind steht hinter solchen Seelen, sie abzuhalten, zu Dem zu kommen, der gesagt hat: „Kommt her zu Mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und Ich werde euch Ruhe geben” (Mt. 11,28); er hindert sie, die Vergebung von Dem anzunehmen, dessen Blut reinigt von aller Sünde.
Was würde eine solche über die Sünde der Lästerung des Geistes geängstigte Seele sagen, wenn man sie diesen Schriftabschnitt (Mt. 12,22 flg.) lesen ließe und man ihr die Frage vorlegen würde: „Wohnte in dem Herrn Jesus der Satan oder der Heilige Geist? Hat Er den blinden und stummen Besessenen durch den Satan oder durch den Heiligen Geist geheilt?” Wie würde das Herz erbeben bei einer solchen Frage. Nie, um alles nicht, würde sie solches sagen. Schon den Gedanken würde sie verabscheuen. Wie kann eine solche Seele diese Sünde begangen haben, da das die Sünde der Lästerung ist! Das Kennzeichen dieser Sünde liegt ja gerade darin, dass der Mensch die Kraft des Geistes Gottes, die ihn allein von dem Bösen befreien kann, dem Satan zuerkennt. Solche armen Seelen sind Opfer des Betruges Satans. Zuweilen sind es jedoch auch Seelen, die in einer Sünde leben, die sie lieben und von der sie nicht bereit sind, sich in Buße, Bekenntnis und Glauben lösen zu lassen.