Antwort A
Die Versuchung des Herrn Jesu geschah auf Anregung des Geistes (Mt. 4,1; Lk. 4,1.2). Nach dem ewigen Ratschluß Gottes gehörte diese Versuchung in den Erlösungsplan Gottes; 1. Joh. 3,8: „Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, auf dass Er die Werke des Teufels vernichte;” 1. Tim. 3,16: „Gott ist geoffenbart worden im Fleische.” Der Herr Jesus stand als Mensch, als des Menschen Sohn, dem Satan gegenüber, deshalb die Frage Satans an den HERRN: „Bist Du Gottes Sohn?” und „wenn Du Gottes Sohn bist”. Vers 5 und 6 ist sehr bedeutungsvoll. Der Satan sprach die Unwahrheit, er log. Der Mund der Wahrheit Jesus Christus spricht Ev. Joh. 8,44: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist; wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.” Vers 5 und 6 in Lukas 4 weisen uns auf Off. 13,4. Satan wird einen finden, dem er seine Macht und Gewalt geben wird, dem Tiere, dem Oberhaupt der zehn Reiche, dem römischen Kaiser der Endzeit: „und sie beteten den Drachen (Teufel) an, und beteten das Tier an”.
Satan ist der Lügner von Anfang. Durch eine Lüge hat er die ersten Menschen verführt („ihr werdet sein wie Gott”), zur Sünde verleitet, und so das ganze Menschengeschlecht samt der Erde (Schöpfung) unter seine Knechtschaft gebracht. Gott sei Dank, dass es nicht so bleiben wird. Off. 19,6 lesen wir: „Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, welche sprachen: Halleluja, denn der HERR unser Gott, der Allmächtige hat die Herrschaft angetreten.”
F. B.
Antwort B
Die ganze Schrift offenbart uns den Satan als den Fürsten dieser Welt und als das Haupt gewaltiger Geisterheere, die in der Luft ihren Sitz haben. Der Titel „Fürst dieser Welt” wird in der Schrift immer wiederholt, z. B. Joh. 12,31; 14,30; 16,11 usw., und als solcher tritt er auch hier in der Versuchung auf. Wie einst von dem Fall Adam alles abhing und die Sünde in die Welt kam, so hing hier alles von dem Siege Jesu ab. Dieses wußte der Satan, darum setzte er alles daran, um den Sohn Gottes, der hier Seinen Pfad durch diese Welt angetreten hatte, zu Fall zu bringen. Wenn er hier dem Herrn Jesus die Herrschaft über alle Reiche der Welt verspricht, wenn dieser vor ihm niederfalle und ihm huldige, offenbart er seine Großmachtstellung als Fürst dieser Welt. Es war eine Taktik des Feindes, dem HERRN die Herrschermacht über die Welt ohne Leiden, ohne Kreuz, ohne Sterben zuzusichern, wenn Er sie aus seiner Hand nehmen wollte, ähnlich wie dort bei Eva „ihr werdet sein wie Gott” (1. Mose 3,5). Aber Jesus als der gehorsame Sohn Seines Gottes und des Vaters weist den Versucher zurück, geht als Sieger hervor und tritt Seinen Weg an im Gehorsam bis zum Tode auf dem Kreuze (Phil. 2,7-11). Wenn nun Satan auch als Fürst dieser Welt, die ihm unterworfen ist mit der Zulassung Gottes und die der Vergänglichkeit preisgegeben ist, in diesem Augenblick scheinbar die Wahrheit sagt, so bleibt er dennoch „der Lügner von Anfang” an.
Jesu Sieg ist unser Sieg, und in Treue und Gehorsam dürfen wir die Früchte dieses Sieges genießen.
Ph. W.
Antwort C
Der Herr Jesus hat vom Teufel gesagt: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben” (Joh. 8,44). Das entscheidet die Frage. Was der Teufel sagt, ist niemals Wahrheit. Er sagt in Lk. 4,6: „Ich will Dir alle diese Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie,” als ob er die unbeschränkte, völlige Verfügung darüber habe. Das ist Lüge. Ohne Zweifel aber besitzt er große, weitgehende Macht; das zeigt schon der vorhergehende Vers, wo es von ihm heißt: „... und er zeigte Ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises.” Welche Macht! Das ist nicht etwas, was der Teufel von sich behauptet, sondern eine Tatsache, die der Heilige Geist uns mitteilt. Sicherlich hat der Satan auch viel zu tun mit den Vorgängen auf der Erde, in der Natur, in der Geschichte des Menschen - des einzelnen und ganzer Völker, vom Geringsten bis zum Höchsten, ja, selbst bis zum Sohne Gottes (Off. 12,4b; Mt. 2,16; 4,1-11; 16,23) -, bis zu den gewaltigsten und welterschütterndsten Ereignissen, die es gegeben hat und geben wird, wie das Wort Gottes uns verschiedentlich zeigt. Ich bitte den Leser, hierzu folgende Schriftstellen nachzuschlagen (jetzt gleich, vor dem Weiterlesen dieser Zeilen!): Hiob 1,10-19; 2,4-7; Lk. 22,52.53 (Schluß leßteren Verses); Joh. 14,30; 16,11 („Fürst” dieser Welt); Off. 12,9 („der den ganzen Erdkreis verführt”); 12,17; 13,2b („und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt”); 16,13.14; 20,7.8 („... wird ausgehen, die Nationen zu verführen ..., sie zum Kriege zu versammeln ...”). Aber was irgend er auch tut in dieser Beziehung, tut er in jedem einzelnen Falle immer nur unter der Zulassung Gottes, gleichsam als Sein Gerichtsdiener, nie etwa in eigener, unbeschränkter Machtvollkommenheit, wie er es in Lk. 4,6 von sich behauptet, sondern Gott allein ist es, der immer und in jedem Falle, vom Anfang bis zum Ende, über allem steht und ohne Dessen Zulassung nicht ein Sperling vom Dache und nicht ein Haar von unserem Haupte fällt (Mt. 10,29.30). Von Ihm heißt es Jer. 27,5.6: „Ich habe die Erde gemacht ...; und Ich gebe sie, wem es Mich gut dünkt. Und nun habe ich alle diese Länder in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel. Meines Knechtes, gegeben; ...” und Dan. 4,17: „... auf dass die Lebenden erkennen, dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem Er will, und den Niedrigsten der Menschen darüber bestellt.” In Seiner allmächtigen Hand ruht alles! Diese Tatsache ist ein großer Trost für uns Kinder Gottes; ja, unser Herz jubelt darüber, dass wir einen solchen herrlichen Gott haben, den wir durch unseren Herrn Jesum Christum Vater nennen dürfen, so dass wir uns nicht nur für die Ewigkeit, sondern auch schon hienieden in dieser Zeit völlig geborgen wissen in Seiner allmächtigen Hand und an Seinem liebenden Herzen. Ihm sei ewig Dank dafür!
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Während die ersten beiden Antworten mehr nur je eine Seite der Sache durchführen, beschäftigt sich Antwort C gründlich mit beiden Seiten, so dass wir in obigen Antworten geradezu einen gedrängten Überblick über das Wirken Satans haben. Darüber ließe sich ja nun noch viel sagen, auch in bezug auf die Gegenwart, aber der Raum lässt es diesmal nicht zu. Wichtig ist, dass Gottes Volk darüber klar ist, was alles dem Satan schriftgemäß zugeschrieben ist, damit Gläubige nicht dahin geraten zu widersprechen, wenn etwa bei Wortbetrachtungen die bösen Dinge dieser Welt in moralischer wie religiöser Hinsicht ebenso wie die dem Glauben ungehorsamen Menschen als unter dem Regiment Satans stehend dargestellt werden (vergl. 2. Kor. 4,3.4; Eph. 2,1-3; 1. Thess. 2,18; Apg. 10,38; 26,18; Kol. 1,13; Eph. 6,10-12; Hebr. 2,14; 1. Joh. 3,8 usw.).
In unserer Stelle sprach Satan also relativ (bedingt) die Wahrheit - nämlich in seiner auf den Umfang der Welt bezüglichen Gewalt in der Zeit, bis der HERR Seine volle Herrschaft angetreten hat (Off. 19,6) -; absolut (unbedingt) aber die seinem Wesen entsprechende Unwahrheit - nämlich insofern als er damals vor Dem, der die Wahrheit ist und dem letzten Endes alle Gewalt im Himmel und auf Erden gehört, stand. Für eine Zeit hatte er recht mit seinem Ausspruch, für alle Zeiten nicht. Gegenüber einem gewöhnlichen Menschen hätte er recht gehabt, gegenüber Christus, der Wahrheit, nicht. Im Antichristen (vergl. Antwort A) wird er sein Wort von Lk. 4,6 bedingt wahrmachen, durch Christi endgültigen Sieg aber wird sein Wort unbedingt als Unwahrheit erwiesen. Damals bei der Versuchungsgeschichte glaubte er gewiß, in dem Herrn Jesu auch nur einen Menschen vor sich zu haben (wie einst in Adam und Eva), der in Sünde hätte fallen können; aber er musste seinen völligen Irrtum einsehen. [Wir haben darüber uns vor Jahren des näheren geäußert in unserem Büchlein: „War Jesus versuchlich?” (d. h. hätte Er sündigen können?), besonders Seite 11, 15 und 19!] Der ewigen Wahrheit gegenüber konnte die gelegentliche, bedingte zeitliche „Wahrheit” des „Lügners von Anfang” nicht bestehen. - Gepriesen sei unser herrlicher HERR, der über Satans List und Macht einen völligen Sieg errungen hat, auf Grund dessen wir, die wir an Seinen Namen glauben, für immerdar vom Vater versetzt sind „in das Reich des Sohnes Seiner Liebe” (Kol. 1,13) und auch in der Gegenwart, in allen Lagen und Versuchungen „mehr als Überwinder” sein können „durch Den, der uns geliebt hat” (Röm. 8,37).