Sie sprechen unterschiedliche Dinge an.
1. Die Gläubigen in Korinth stellten die apostolische Vollmacht des Paulus und damit auch seine Botschaft infrage: «Denn ihr fordert ja einen Beweis dafür, dass Christus in mir redet …» (2.Kor 13,3). Sie sagten damit: «Paulus, du bist nicht echt!» Dem entgegnete nun Paulus: «Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, dass ihr unecht wärt!» (2.Kor 13,5). Damit drehte Paulus den Spiess um: «Ihr Korinther stellt mein Amt und meine Autorität infrage. Doch wenn diese nicht von Gott sind, wie ist es dann mit eurem Glauben? Ist dieser nicht durch meine Verkündigung entstanden? Wenn ihr nun mein Amt und damit auch meine Botschaft infrage stellt, solltet ihr da nicht auch euren Glauben hinterfragen? Denn es kann ja nicht sein, dass euer Glaube echt, mein Apostelamt hingegen falsch ist!»
2. Sollten wir unseren Glauben hinterfragen? Ja und nein! Nein in dem Sinne, wie es gewisse Sekten oder auch die katholischen Kirche durch die Exerzitien oder Bemessungswochen ausüben. In diesen wird alles infrage gestellt und dem Seelsorger gebeichtet. Man hinterfragt sich selbst, durchsucht die tiefsten Winkel seines Innenlebens, kehrt Intimstes nach aussen und gerät dadurch in des Teufels Küche – in eine seelische Abhängigkeit. Dieses Hinterfragen, Infragestellen, steht allein dem Heiligen Geist zu! Der Herr Jesus sagt diesbezüglich: «Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen» (Joh 16,13). Der Heilige Geist selbst wird uns in alle Wahrheit leiten. Wir müssen dies nicht krampfhaft tun und immer alles infrage stellen. Nein, es ist unsere Aufgabe, einfach bei Jesus zu bleiben. Wenn wir das tun, werden wir auch Seine Stimme hören: «Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach» (Joh 10,27).
3. Ja, wir sollten unseren Glauben hinterfragen! Und zwar in dem Sinne, dass wir ganz nüchtern unseren Glauben analysieren, ihn vergleichen mit dem, was die Bibel lehrt, und wo nötig korrigieren! So glauben wir dem Wort Gottes gemäss an die Unfehlbarkeit der ganzen Bibel, an die Dreieinigkeit Gottes aus Vater, Sohn und Heiligen Geist. Wir glauben an die Fleischwerdung Jesu, geboren durch die Jungfrau Maria, an die stellvertretende Sühnung am Kreuz von Golgatha für alle, die an Ihn glauben, und an die leibhaftige Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. Wir glauben auch an die totale Verlorenheit aller Menschen und die Möglichkeit der Erlösung durch das Sühnopfer Jesu. Wir glauben an die Notwendigkeit der Wiedergeburt wie auch an die Innewohnung des Heiligen Geistes in jedem Gläubigen. So glauben wir auch an die Wiederkunft Jesu zur Entrückung aller Bluterkauften, ebenso an die Wiederkunft Jesu in grosser Kraft und Herrlichkeit zur Erlösung des Überrestes Israels und zum Gericht derer, die Ihn ablehnen. Wir glauben an die Auferstehung der Toten – für die einen zum ewigen Leben und für die andern zum ewigen Gericht. Und wir glauben an die Schöpfung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in denen Gerechtigkeit wohnen wird.
4. Als letzten Aspekt sollten wir nicht ausser Acht lassen, dass unser Glaube automatisch hinterfragt und geprüft wird; zum Beispiel durch die Anfechtungen, welche das Leben stellt: Krankheit, notvolle Lebensumstände, Beschwerden des Alters oder sonstiges unverschuldetes Leid, aber auch Anfeindungen um des Evangeliums willen. Hier wird unser Glaube in Verfolgung auf die Probe gestellt. «Andere erfuhren Spott und Geisselung, dazu Ketten und Gefängnis; sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, sie erlitten den Tod durchs Schwert, sie zogen umher in Schafspelzen und Ziegenfellen, erlitten Mangel, Bedrückung, Misshandlung; sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in Höhlen und Löchern der Erde. Und diese alle, obgleich sie durch den Glauben ein gutes Zeugnis empfingen, haben das Verheissene nicht erlangt, weil Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet würden» (Hebr 11,36-40).
Beachten Sie: Ja, wir sollen unseren Glauben in dem Sinne infrage stellen, dass wir uns fragen: «Stehen wir noch auf biblischem Boden? Leben wir noch eine tiefe innige Beziehung zu Jesus Christus?» Wo nötig sollten wir über unserem Abweichen Busse tun, zur biblischen Grundlage zurückkehren und erneut eine tiefe, tägliche Beziehung mit Jesus leben. Alles andere ist nicht unsere Sache – vielmehr wollen wir es Ihm überlassen und auf den Wegen gehen, die Er führt!
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, September 2010, Seite 28