Sind wir Kinder des neuen Bundes?

Sind wir Kinder des neuen Bundes? (Apg. 3,25.)

Antwort

Es ist dies ein weit verbreiteter Ausdruck, der wieder einmal zeigt, wie wenig man über diese Dinge nachdenkt. Die Gemeinde Gottes gehört nicht dem neuen Bunde an. Der neue Bund gehört dem Hause Juda und Israel. Gott wird den neuen Bund mit diesem Volke aufrichten, wenn die Gemeinde vollendet ist. Das Wort „neu” hat nur eine Bedeutung in Verbindung mit „alt”. Mit der Gemeinde gibt es keinen alten und gibt es deshalb auch keinen neuen Bund (Hebr. 8,8-13). Der neue Bund ist die neue Willensbestimmung, auf der Gott mit dem Haus Juda und Israel verkehren und handeln wird (die Gemeinde ist aber nicht das „Haus Juda und Israel”, noch wird sie je unter dieser Bezeichnung in der Schrift genannt). Der alte Bund hatte seine Grundlagen: das Blut der Opfer, das Gesetz usw. Auch der neue Bund hat seine Grundlagen, auf denen er aufgerichtet werden wird. Sie bestehen 1. in dem Blute des neuen Bundes; 2. in dem Mittler des neuen Bundes; 3. in dem Geiste des neuen Bundes. Diese Grundlagen des neuen Bundes sind da, ehe der neue Bund da ist. Auf diesen Grundlagen wird Gott den neuen Bund mit dem Hause Israel und Juda an einem späteren Tage aufrichten. Vor der Aufrichtung des neuen Bundes mit Juda und Israel sind wir gleichsam im voraus mit den Segnungen des neuen Bundes gesegnet worden, mit denen später, wenn der neue Bund aufgerichtet sein wird, das Haus Juda und das Haus Israel gesegnet werden wird. Wir sind damit gesegnet worden, nicht, indem wir zum neuen Bunde gekommen sind, sondern indem wir, wenn ich so sagen darf, zu den Grundlagen des neuen Bundes gekommen sind. Wir sind gekommen zu dem Mittler des neuen Bundes (nicht zum neuen Bunde! das ist doch ein großer Unterschied) und zu dem Blute der Besprengung, das besser redet als Abel. Der „Mittler” des neuen Bundes und das „Blut” des neuen Bundes sind in ihrer Wirksamkeit nicht beschränkt auf die Grenzen des „neuen Bundes”, sondern sie sind auch erreichbar für die, welche außerhalb des „Bundes” stehen. Der Bund wird mit dem Hause „Israel” errichtet werden, das „Blut” des neuen Bundes aber ist vergossen für „viele” (Mt. 26,28).

Wir werden Diener des neuen Bundes genannt (2. Kor. 3,6), weil wir das, was der neue Bund ist, nämlich die Bedingung und Bestimmung, auf Grund deren Gott mit den Menschen in Gnade verkehren und handeln will, verkündigen. Wir laden die Menschen ein, zum Blut und zum Mittler des neuen Bundes zu kommen, um die Segnungen des neuen Bundes vor dem Tage seiner Aufrichtung mit Israel zu empfangen. Die Segnungen, die wir durch die Verkündigung der Bedingungen (auf Grund deren Gott jetzt schon segnen will) anbieten, sind die Segnungen des neuen Bundes, die später Israel zuteil werden, nämlich 1. die Vergebung der Sünden („Gott gedenkt unserer Sünden nicht mehr”), 2. die Gabe des Heiligen Geistes (durch den Er Sein Gesetz in das Herz schreibt) und 3. die Erkenntnis Gottes (alle erkennen den HERRN) (Hebr. 8,10-12).

Obgleich wir so Diener des neuen Bundes sind, d. h. die Verkündiger der Bestimmungen, auf Grund deren Gott mit den Menschen in Gnade handeln will, so stehen wir, die Glieder der Gemeinde Gottes, doch in einem viel engeren Verhältnis zu Gott als in einem Bundes-Verhältnis. Unser Verhältnis zu Gott ist das der Kinder zum Vater. Wir nennen Ihn „Vater” und sind Seine geliebten Kinder. Das ist ein Verhältnis, bei dem von einem Bunde keine Rede sein kann. Diese Unterscheidungen mögen für solche, die sich noch nicht damit beschäftigt haben, anfänglich nicht leicht sein, aber sie sind wichtig.
v. d. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 12 (1927)