Sind „gefallene Engel“ und „Dämonen“ ein und dasselbe?

Sind „gefallene Engel“ und „Dämonen“ ein und dasselbe? (2. Petri 2,4; Juda 6; Matth. 12,27; Offenb. 16,13.14 usw.)

Antwort A

Wir wissen nicht viel von der Geisterwelt. Aber es scheint, dass dieses zwei verschiedene gefallene Geisterklassen sind. - Von den gefallenen Engeln wird uns gesagt, dass sie „gesündig” haben (2. Petr. 2,4), und Judas 6 berichtet uns näheres über ihre Sünde, dass sie ihren „ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben”. Manche denken, dass diese Sünde der Engel vielleicht mit 1. Mose 6,4 zusammenhängt. Wie dem auch sei, sie sind in „Ketten” im „Abgrund” und erwarten den Tag ihres Gerichtes. Wir dürfen deshalb kaum denken, dass diese irgendwelchen Verkehr mit Menschen haben.

In der anderen gefallenen Geisterklasse unterscheiden wir den persönlichen Teufel, der den HERRN versuchte und von dessen „Reich” der HERR redet (Mt. 4,1-11; 12,27), und die Dämonengeister (Off. 16,13.14). Ihre Zahl ist groß (Mk. 5,9). Ihr Fall liegt vor der Erschaffung der Menschen. Sie sind nicht „gekettet” und noch nicht im „Abgrund”, sondern haben noch die Möglichkeit, die Menschen zu beeinflussen und in ihnen zu wohnen; der HERR trieb sie oft aus. Aber auch sie erwarten den Tag ihres Gerichtes (Mt. 8,29; 25,41; Off. 20,2.10). Ihre Wirksamkeit ist verschieden. Es wird nicht nur von „unreinen” (Mk. 1,27), „stummen” (Mk. 9,17.25) usw. Geistern geredet, sondern auch von „Lehren von Dämonen” (1. Tim. 4,1). Wir können uns kaum ein Bild machen von der Tätigkeit der Dämonen unter den Menschen, wie sie hinter den kleinen und großen Geschehnissen in der Welt stehen. Aber noch weniger denken wir daran, dass die religiösen Lehren, die die Wahrheit Gottes verderben, von Dämonen ausgehen (Mt. 16,22.23). Wieviel Dämonengeist versteckt sich oft unter dem, was man als „den Geist der Schrift” behauptet. Unsere einzige Sicherheit ist, uns eng an das „Wort” zu halten. Babylon, die Christus verwerfende Kirche, ist im letzten Stadium eine Behausungsstätte der Dämonen, deshalb soll Sein Volk aus ihr herausgehen (Off. 18,2-4; 2. Kor. 6,14-18)!
v. d. K.

Anmerkung vom Schriftleiter des Fragenteils

Man vergleiche Frg. 19 und 39 im Jahrb. II; Frg. 10/III; Frg. 8/VI, außerdem meinen Aufsatz im Jahrb. V: „Die Totenbeschwörerin von Endor!
Sicher gehören die gefallenen Engel und die Dämonen der einen Klasse der sündigen, abgefallenen Geistwesen an, aber in ihrer Behandlungsweise und ihrem Gericht hat Gott die verschiedensten Möglichkeiten, so dass sie sich der Schrift nach als ganz verschiedene Klassen darzustellen scheinen.

Die Schrift beobachtet aber in dieser Frage eine gewisse Zurückhaltung, wohl damit der geschäftigen menschlichen Phantasie nicht zu viel Stoff geboten werde. Wie gern der von Dämonen, ohne dass er's weiß, beeinflußte menschliche Geist sich dieser geheimnisvollen Dinge bemächtigt, um seine sündige Neugier zu befriedigen, zeigt übrigens u. a. der Spiritismus, in dem neben viel Betrug auch viele überirdische Wirklichkeiten aus der Geisterwelt offenbar werden, vor dem aber als vor einer der ungöttlichen antichristlichen Lehren gar nicht genug gewarnt werden kann (2. Thess. 2,9.10).

Wenn aber die Schrift über dies Gebiet auch nicht viel sagt, so zeigen doch die in obiger kurzen, jedoch zum Forschen sehr anregenden Antwort angeführten Stellen, dass über die Lehre von den Engeln und Geistern bei den göttlich inspirierten Schreibern der Heiligen Schrift keine Unklarheit herrscht, wie sie in der heutigen ungläubigen Gelehrtenwelt natürlich ist, die diese Geheimnisse am liebsten totschweigt oder lächerlich macht, da sie dem menschlichen Wissensstolz ins Gesicht schlagen. Wie gern z. B. möchte man allen Geistes-Krankheiten nur natürliche Ursachen zuschreiben, während wenigstens ebenso viele, wenn nicht mehr, durch übernatürliche hervorgerufen sind! Besessenheiten nach Art von Mk. 5 und andere sind heute sicher nicht weniger häufig als zur Zeit Jesu. Aus Raummangel kann ich nicht weiter darauf eingehen.

Zu dem Schluß obiger Antwort erinnere ich noch an 1. Kor. 10,14-22! Zu den übrigen angeführten Stellen füge ich zwecks Prüfung noch bei: Off. Kap. 9. Da uns in der Offenbarung in Zeichen die Zukunft kundgetan wird (1,1!), so ist es wohl möglich, dass unter den „Heuschrecken mit Menschen-Angesichtern” auch Dämonen zu verstehen sind, wenngleich ich das nicht zu behaupten wage. Eine eigentümliche Stelle in diesem Kapitel ist V. 14, die wohl 2. Petr. 2,4 und Juda V. 6 an die Seite zu stellen ist. Gott allein kann Engel binden und lösen, beides für Seine Zwecke, und dazu müssen Ihm außer den guten Engeln (Hebr. 1) auch die gefallenen Engel und Geister dienen (vergl. Ps. 78,49).

Wie sollten wir uns nach 1. Joh. 5,18 selbst bewahren in dieser Zeit, da „die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen” mehr denn je ihr Wesen treiben! Wir können durch „die Weltbeherrscher dieser Finsternis” leicht übermocht werden, wenn wir uns nicht treu und streng halten an das Wort unseres Gottes und demgemäß mit der ganzen geistlichen Waffenrüstung uns antun! Eph. 6,10-18. „Wachet und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung kommet!” (Mt. 26,41.) Vor allem aber ist Er, unser „großer Hirte” (Hebr. 13,20f.), unser großer Hoherpriester Jesus stets bemüht, uns zu bewahren, und da gilt uns das köstliche Wort Hebr. 7,25: „Daher vermag Er aufs völligste zu erretten, die durch Ihn Gott nahen, indem Er immerdar lebt, um Sich für sie zu verwenden.” -

Welch eine glückselige, geborgene Schar sind wir, die aus Gott Geborenen, doch mitten in dieser fluch- und sündenbeladenen, vom Satan und seinen Engeln in materieller und geistiger Hinsicht so sehr beherrschten Welt, wenn wir uns geborgen wissen in Ihm!(Röm. 8, 31-37.38.39.) Gepriesen sei Sein Name immerdar!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 7 (1920)