Antwort
Wer dem Buchstaben nach urteilt, wird sagen: „Nein”, und der Schein gibt ihm recht. Es kann ihm aber entgegengehalten werden: Ist es nach der Schrift richtig, von Gott dem Vater, Gott dem Sohn, Gott dem Heiligen Geist zu reden als von der Dreieinheit oder der Dreifaltigkeit, wie's in einem Gebet aus früherer Zeit heißt: „O heilige Dreifaltigkeit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist”? - Wer guten Willens ist, lässt gelten: Gott, der Einer ist, konnte Sich nach der Fülle Seines Wesens und zum Zwecke der Durchführung Seiner Liebesratschlüsse nicht anders kundtun als so, dass Er hervortrat als (Gott der) Vater, (Gott der) Sohn und im Sohne, der Mensch wurde, und als (Gott der) Heilige Geist, der vom Vater und vom Sohne ausgeht (vgl. z. B. Mt. 28,20). Tritt also Gott, der doch Einer ist, nicht dreifach oder dreifaltig hervor? Sind da die Ausdrücke „dreieinig, dreifach oder dreifaltig” nicht einfach der Unzulänglichkeit der menschlichen Sprache zuzuschreiben? Denn die Schrift gebraucht diese Ausdrücke so wenig wie den Ausdruck „siebenfacher Geist”.
Wie wirkt sich die Tätigkeit des Geistes aus in der Periode der Gerichte, die nach der Hinwegnahme der Versammlung Gottes über die Erde kommen? - So, dass nach der Symbolik „Feuerfackeln vor dem Throne” und: „Die gesandt sind über die ganze Erde” alles auf der Erde, was wider Gott ist, bildlich in das Licht des Thrones gerückt wird, um entsprechend richterlich behandelt zu werden. Der Thron, der darauf Sitzende, das Lamm, und die das Gerichte ausführenden Organe, die Cherubim, bilden ja ein unzertrennliches Ganzes (vgl. Frage 1 in Heft 1 dieses Jahrgangs).
Gemäß der Verschiedenheit der Menschen und ihrer nationalen und religiösen Systeme sowie der Verschiedenheit der Verschuldung ist dies ins-Licht-des-Thrones-Rücken ein in jedem Falle eigenes, wie wenn der eine Geist in jedem Falle ein spezieller Geist wäre, wie das Wirken des Einen Gottes im Christentum ein spezielles ist als Vater, ein spezielles als Sohn, ein spezielles als Heiliger Geist. Daher „die sieben Geister”, weil „sieben” in der Schrift die symbolische Zahl für „Fülle” im geistlichen Sinne ist. Man vergleiche 4. Mose 27,16: „Gott der Geister alles Fleisches”, ferner 1. Kor. 14,32: „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.” Und doch ist es „derselbe Geist” (12,4ff.) und „ein und derselbe Geist” (V. 11). Ein und derselbe Geist wird zum individuellen Geist der Propheten, des Individualismus. Wie vorhin angedeutet: In jedem einzelnen Falle Seiner Tätigkeit wird der Geist zu einem speziellen. Mögen es nun so viele Fälle sein wie irgendwie - die Fülle der Fälle findet ihren Ausdruck in der symbolischen Zahl „7”. (Auch auf Off. 22,6: „der Gott der Geister der Propheten”, wäre noch zum Vergleich hinzuweisen!)
Auf das Heranziehen von Jes. 11,2 zur Rechtfertigung oder Stützung des „siebenfach” verzichte man lieber, als dass man darauf bestehe. Denn hier wird der Geist nicht in Seiner Fülle vorgeführt als „sieben Geister”, wie eben erläutert, sondern zunächst einfach als Der, als der Er im Alten Testament erscheint, als „der Geist Jehovas”. Sodann wird hinzugefügt, was der Geist Jehovas dem Messias sein wird zum göttlichgerechten Verwalten Seines Herrscheramtes. Die Hinzufügung gliedert sich paarweise, gliedert sich zu drei Paaren; das Bindewort „und” macht es deutlich:
der Geist der Weisheit und des Verstandes;
der Geist des Rates und der Kraft;
der Geist der Kenntnis und der Furcht Jehovas.
Ist das nicht das, was der Geist Jehovas im Menschen hervorbringt, der sich Seinem Wirken hingibt? - Man vergleiche die neun ersten Kapitel der Sprüche!
Der Messias steht da vor uns als Mensch, Sprößling Isais, aber göttlich-vollkommen begabt zur Herrschaftsverwaltung. Er steht einzig da hierin! Ist nicht die Zahl 3 (hier in den drei Paaren) symbolisch die Zahl der Gottheit und der Auferstehung? Staunen wir nicht darüber, wie sich alles deckt in bezug auf Ihn? Denn als Auferstandener und Göttlicher wird Er Jes. 11,2-5 verwirklichen.
Also lassen wir Jes. 11,2 an seinem Platze stehen und Off. 4,5 und 5,6 an dem ihren und beantworten die gestellte Frage so: Von dem „siebenfachen Heiligen Geiste” zu reden ist weder als richtig noch als unrichtig zu bewerten, sondern als Notbehelf der unzulänglichen menschlichen Sprache, wenn man sich der Kürze im Ausdruck befleißigen will.
Nachtrag! Es läge im Bereich der Möglichkeit, dass jemand Off. 1,4 und 3,1 einbezöge und fragte: „Wären die sieben Geister am Ende gar Engel? Da würden ja Stellen wie: „Der Seine Diener zu Feuerflammen macht” (Ps. 104,4), „wie der Anblick von Feuerfackeln” (Hes. 1,13) und Off. 4,5: „Feuerfackeln” gut zusammenpassen! Oder es ist von Engeln die Rede, die „Auserwählte” heißen (1. Tim. 5,21), nicht nur „Heilige”, wie Off. 14,10 z. B.”
Darauf wäre zunächst zurückzufragen: Stehen die Bezeichnungen „auserwählt” und „heilig” für Engel nicht einfach im Gegensatz zu denen, die sich gegen Gott empörten, wie auch bei den Menschen die Rede ist von „Auserwählten” im Gegensatz zu den anderen, die im von-Gott-Abgewichensein verharren?
Zum anderen: Ist es denkbar, dass den Versammlungen (Gemeinden) ein Gnaden- und Friedensgruß von Engeln entboten werden könnte? Ist nicht der Gedanke schon der Majestät Dessen Abbruch tuend, „der da ist und der da war und der da kommt” (1,8), dass Seine Diener, die ihr Angesicht vor Ihm verbergen, Ihm hierin gleichgestellt sein sollen? Und stehen Engel in irgendeinem Verhältnis zu den Versammlungen als solchen? (Denn das ist doch Voraussetzung zu einem Gruß!)
Zum dritten: Es fällt zusammen, dass der, der gleich ist einem Sohne des Menschen (1,13), die sieben Geister Gottes hat (3,1) und dass diese die sieben Augen des Lammes sind. Wie soll denkbar sein, dass Engel symbolische Augen sind? Aber sieben Hörner und sieben Augen als Symbole der Fülle von Kraft, und Einsicht durch Fülle des Geistes, das liegt auf der Hand und wird erhärtet durch 2. Chr. 16,9und Sach. 3,9 und 4,10.
F. Kpp.
„Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht.” (Hebr. 12,28)