Ob die sechs Tage im 1. Buch Mose Sonnentage waren, wie wir sie kennen, oder längere Zeiträume, das ist eine Debatte mit langer Geschichte.
Viele Wissenschaftler verweisen auf Fossilien und geologische Daten als Beweis dafür, daß die Erde Millionen Jahre alt ist, so ist eine der Ansichten die Zeitalter-Tag-Theorie, die versucht, den Bericht des 1. Buches Mose mit gängiger wissenschaftlicher Theorie zu harmonisieren, indem sie annimmt, daß die sechs Tage eher lange Zeitalter waren und keine buchstäblichen vierundzwanzig Stunden.
Die Argumente, die verwendet werden, um die Vorstellung zu stützen, daß die Tage vielleicht aus Millionen von Jahren bestanden, basieren auf den fossilen und geologischen Beweisen, die von den Evolutionswissenschaftlern als genau angenommen werden und auf der Interpretation des 1. Buches Mose selbst.
Die Anhänger dieser Betrachtungsweise, die bis in die Anfänge der christlichen Ära zurückreichen, weisen darauf hin, daß unmöglich ein Vierundzwanzig-Stunden-Tag gemeint sein könnte, da von der Erschaffung der Sonne erst am vierten Tag berichtet wird und so in den ersten drei Tagen noch keine Sonnentage existieren konnten.
Diese Richtung behauptet auch, da Gott immer noch von der Schöpfung ausruhe, sei der siebte Tag kein Sonnentag, was bedeute, daß die anderen es auch nicht sein können. Außerdem wird das hebräische Wort für Tag, ›jom‹, an anderen Stellen der Bibel verwendet, um längere Zeiträume als vierundzwanzig Stunden zu bezeichnen, wie in Psalm 90,4 und 2. Petr. 3,8 und auch in Sacharja 12-14.
Die Gegner der Zeitalter-Tag-Theorie weisen darauf hin, daß nicht der Bericht des 1. Buches Mose mit der Wissenschaft harmonisiert werden müsse, sondern die Wissenschaft mit der Schrift. Die geologischen und fossilen Belege beweisen nicht endgültig ein Erdalter von Millionen Jahren und können zum großen Teil durch die Theorie der scheinbaren Zeitalter erklärt werden.
Diese Theorie besagt, Gott habe alles in voller Reife erschaffen, mit dem Anschein, daß es die normalen Entwicklungsstadien durchlaufen habe. Beispiele dafür wären Adam und Eva, als Erwachsene geschaffen, und der Wein, den Jesus in Kana schuf, innerhalb eines Augenblicks voll fermentiert. Das würde das scheinbare Millionenalter der Erde erklären, während sie in Wirklichkeit erst vor kurzer Zeit (vor sechs- bis zwanzigtausend Jahren) erschaffen wurde. Manche der fossilen Beweise und geologischen Daten können auch durch eine weltweite Flut erklärt werden, die Schichten und Fossilien ablagerte.
Hinsichtlich der Bedeutung von ›jom‹ weisen die Gegner der Zeitalter-Tag-Theorie darauf hin, daß ›jom‹, wenn es zusammen mit einer bestimmten Zahl verwendet wird, in diesem Fall sechs Tage, immer einen Vierundzwanzig- Stunden-Tag meint. Beispiele dafür wären die vierzig Tage, die Mose auf dem Berg Sinai verbrachte und die drei Tage, die Jona in dem großen Fisch war.
Ein zusätzlicher Beweis ist, daß das 2. Buch Mose 20,11 die sechs Tage behandelt. Mehr als siebenhundertmal wird im Alten Testament der Plural von ›jom‹ verwendet, und immer sind 24-Stunden-Tage gemeint. Die Beweislast liegt bei denen, die behaupten, das Wort ›jom‹ könne nicht in seinem einfachen und natürlichen Sinne verstanden werden.
Zu dem Argument, die ersten drei Tage könnten keine Sonnentage gewesen sein: Gott könnte die Dinge veranlaßt haben, so zu funktionieren, wie er es für die späteren Sonnentage geplant hatte, in Vorbereitung auf die Erschaffung der Sonne am vierten Tag.
Der Bericht des 1. Buches Mose sagt eindeutig: »es ward Abend und ward Morgen: ein erster Tag«. Selbst ohne die Sonne gab es einen Vorgang wie den Sonnentag, der kurz darauf folgen sollte.
Wenn es auch wahr ist, daß Gott noch immer von der Schöpfung ruht, so spricht die Schrift doch von dem ruhenden Gott in der Vergangenheit, nicht in der Gegenwart. Der siebte Tag dauert nicht an, sondern war eine bestimmte Zeit in der Vergangenheit, als er »aufhörte zu erschaffen «.
Viele Gegner der Zeitalter-Tag-Theorie vertreten die Theorie des Vierundzwanzig-Stunden-Tages und der jungen Schöpfung, zusammen mit einer weltweiten Flut und der Theorie der scheinbaren Zeitalter, um die fossilen und biologischen Belege zu erklären. Wie diese Widerlegung der Zeitalter-Tag-Theorie und andere Beweise zeigen, gibt es keinen überzeugenden Grund dafür, die Auffassung vom Sonnentag und der jungen Schöpfung aufzugeben.
Quelle: Aus dem Buch: "Das kann ich nicht glauben!", CLV Verlag, 1997