Schlange in 2. Mose 7,10-12

Was stellten a) die Schlangen in 2. Mose 7,10-12 vor? b) Warum verschlingt der Stab die Stäbe und nicht die Schlange die Schlangen? c) Besteht hier auch eine Beziehung zu 4. Mose 21,9 und Joh. 3,14?

Antwort

Zu a: Die Schlangen stellen die satanische Macht vor.
Zu b: Weil es aus Stäben gewordene Schlangen, keine natürlichen der Schöpfung waren.
Zu c: Zu hergeleiteter Belehrung kann eine Beziehung als bestehend anerkannt werden. Begründung und Erläuterung

Was in 2. Mose 7ff. vorliegt, ist eine der Episoden aus dem Drama, das sich in der zwischen 1. Mose 3 und Offenbarung 20,10 liegenden Zeit abspielt. Das Drama ist die Auseinandersetzung zwischen Gott und Satan, die mit dem Siege Gottes endigt. Satan benützte die Schlange zur Verführung des Menschen, indem er vermöge der ihm verliehenen Weisheit und Macht und der ihm gewährten Bewegungsfreiheit aus dem Tiere redete. In der zudiktierten Strafe werden das Tier und er als eins betrachtet.

In der vorliegenden Episode benützt er den Pharao, wie er früher die Schlange benützt hatte; nur geschah es auf dem Umweg über die Zauberer. Er war nicht in Unkenntnis darüber, dass die Setzung der Nachkommen Abrahams zum Volke Gottes, wozu deren Befreiung nötig war, den ihn überwindensollenden Weibessamen heraufführen würde. Dem wollte Er entgegenwirken. Gott in Seiner Vorsehung bereitete Sich in Mose das Werkzeug, das nach außen hin den Kampf führen sollte. Die Mittel, deren Gott den Mittelsmann sich bedienen heißt, sind solche, die das Merkmal der Schwachheit tragen, „auf dass Er das Starke zuschanden mache” (1. Kor. 1,27). Für gewöhnlich ist ein Stab das Bild von etwas Schwachem, Zerbrechlichem. „Mit meinem Stabe bin ich über diesen Jordan gegangen,” sagt Jakob (1. Mo. 32,10) von sich als dem armen Flüchtling, der er war. „Ein geknickter Rohrstab, der zerbricht,” heißt es von Ägypten, das Israel nicht helfen konnte (Jes. 36,6; Hes. 29, 6.7). In der Hand eines Herrschers dagegen ist der Stab das Bild der Macht. „Den Stab deiner Macht wird Jehova aus Zion senden: herrsche inmitten deiner Feinde” (Ps. 110,2). Daher der Gegensatz: „ein Stab”, „sein Stab”, also Moses und Aarons, d. i. das nichts Besonderes Ansichhabende (2. Mo. 4,2; 7,9). Und: „Der Stab Gottes”, d. i. derselbe Stab als Mittel der göttlichen Machterweisung (4. Mo. 4,17.20). Dem Tun Gottes durch Mose und Aaron liegt der Gedanke zugrunde: mit seinen eigenen Machtmitteln soll der Widersacher niedergerungen werden, ähnlich dem, was die Stelle (Hebr. 2,14.15) sagt: „Auf dass Er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, d. i. den Teufel, und alle die befreite, die ... der Knechtschaft unterworfen waren.

Auf die Herausforderung Satan-Pharaos an Mose, seine Sendung durch ein Wunder zu beglaubigen, antwortet Gott, indem Er Aarons hingeworfenen Stab zur Schlange werden läßt, augenfällig so: „Ich kenne die Macht Meines Widersachers, deren Ausübung nur Betrug als Endzweck hat; da ist sie, verkörpert in der Schlange, die er sich im Anfang als Werkzeug zu Betrug und Verführung ausgesucht hat!” Dass die Zauberer des Pharao ebenfalls ihre Stäbe zu Schlangen werden lassen können, beweist: die Macht Satans, von Gott geduldet, ist da, ist eine reale. Dann aber: dass Aarons Stab, nicht Aarons Schlange, die Stäbe, nicht Schlangen, der Zauberer verschlingt, besagt: die symbolische Bedeutung von Stab in Gegensätzlichkeit: Macht und Schwäche, kommt höchst ausdrucksvoll zur Geltung: die absolute Macht Gottes ist unendlich stärker als die geduldete Macht Satans, die von Gottes Macht einfach verschlungen wird.

Nebenher sei bemerkt: Dass es zwei Zauberer waren, die symbolische Zahl genügenden und anerkannten Zeugnisses (2. Tim. 3,8), bekräftigt das Ausgeführte. Es darf gelten: die Macht Satans ist eine reale, genügend bezeugte.

Wenn eine Beziehung zu 4. Mose 21,9 und in Verbindung damit zu Joh. 3,14 anerkannt wird, so ist es so zu verstehen, dass die Beziehung von 1. Mo. 3,14.15 ausgeht und über 2. Mo. 7,10-12 hin zu 4. Mo. 21,9 und weiter zu Joh. 3,14 führt. Und zwar so: Die Schlange in ihrer jetzigen Gestalt und Lebensweise ist das Bild des Verfluchtseins in der geheimnisvollen Einsmachung mit Satan, dem Urheber der Sünde. Denn nur sie und der Erdboden wurden verflucht, nicht der Mensch. In bezug auf den Erdboden ist in den Propheten Wegnahme des Fluches zugesagt, was schon Noahs Vater ahnte und zum Ausdruck brachte (1. Mo. 5,29). Der Fluch über die Schlange soll bleiben (Jes. 65,25). Nicht wird sie wieder zu ihrer früheren Form und Lebensweise zurückgebracht werden. Da ihre jetzige Gestalt und Lebensweise die Folge des über sie ergangenen Fluches ist, so muss sie vorher ein anders geformtes, vermutlich durch seine Form einnehmendes Geschöpf gewesen sein, dieweil Eva ohne Bedenken sich herbeiläßt, mit ihr zu unterhandeln; auch ein intelligentes Tier muss sie gewesen sein, nach 1. Mo. 3,1 zu schließen und weil Satan sie für seinen Zweck am passendsten fand (vergl. das Bild Satans selber in Hes. 28,12-18!). Unschädlichmachung, Tötung ist ihr angedroht (1. Mo. 3,15). Auf dieser Linie in ihrer Weiterführung liegt das in 1. Mo. 7,10-12 Gesehene. Und wieder weiter auf der Linie liegt die symbolische Handlung, eine eherne Schlange an einem Pfahl aufzuhängen. Schon vorher war im ehernen Altar und im ehernen Waschbecken die symbolische Bedeutung des Erzes zum Ausdruck gekommen: Gericht über Sünde und Unreinigkeit. Denn Sünde zieht Strafe nach sich und verunreinigt auch. Da die Schlange ein Bild der Sünde und Sündenstrafe und zugleich Satans ist, lag der Strafe durch den brennenden Schmerz verursachenden Schlangenbiß die Auffassung zugrunde: ihr gabt euch durch eure Unbotmäßigkeit der Schlange hin: da, seid ihr ihr (der Schlange) also ausgeliefert! Aber gleich darauf ist das Symbol der gerichteten Schlange Rettung für jeden. In 1. Mo. 3 wird die Schlange (Satan - Sünde - Fluch) gerichtet; in 2. Mo. 7 wird sie gerichtet; in 4. Mo. 21 wird sie als eine gerichtete dargestellt. (Zum besseren Verständnis sei eingeflochten, dass Sünde, Sündenstrafe, Sündopfer dem Hebräer nur ein Begriff sind, dass er folglich auch nur ein Wort dafür hat, das nur in der Form ein wenig variiert.) Hätte in der ganzen Schöpfung ein anderes Wesen als die Schlange gefunden werden können, das treffend genug als Symbol für Sündeverursacher, Sünde selber, Sündenstrafeerleidender, Fluch für die Sünde hätte gebraucht werden können??

Und nun: Joh. 3,14 ist das Ende der Linie; dort hört sie auf. „Gleich wie” ... „also” ist der Schluß. Christus wurde stellvertretend für die Schuldigen: Sünde selber, Sündenträger, Fluchträger, Sündopfer! Somit war der Schlange der Kopf zertreten, ihre Macht verschlungen von der Macht Gottes; für die Sünde war Sühnung getan, der Tod durch den Tod getötet.
F. Kpp.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 13 (1928)