Antwort A
Der zweite Abschnitt des 1. Mose beginnt mit Kapitel 2 Vers 4. Jeder Abschnitt im Worte Gottes bringt neue Offenbarungen von Gott, Seinen Gedanken und Ratschlüssen.
Man kann das erste Kapitel im 1. Mose den Embryo (Keimkörper) der ganzen Bibel nennen; denn alle Gedanken und Vorsätze, die Gott später entfaltet, finden sich dort keimhaft.
Doch würden wir den Embryoabschnitt des Wortes nicht als solchen verstehen, wenn uns Gott in der ganzen Schrift Seine Gedanken nicht näher mitgeteilt hätte. Das Wort Gottes ergänzt und beleuchtet seine Gegenstände von verschiedenen Gesichtspunkten, weil wir Menschen nur stückweise lernen können und einen Gegenstand in seiner Vielseitigkeit nicht auf einmal schauen und begreifen.
Das zweite Kapitel behandelt die sittlichen und verantwortlichen Beziehungen des Menschen zu Jehova Gott.
Im 1. Buch Mose Kapitel 1 wird uns Gott als Schöpfer vorgestellt, darum wird durchweg von Ihm als Gott, dem Schöpfer, geredet. Doch in diesem Abschnitt wird Er erstmalig Jehova Gott genannt. Dies bildet den Schlüssel zum Verständnis dieses Kapitels. Darum finden wir hier auch die Schöpfung des Weibes und ihre Beziehung zum Manne näher geschildert. In Kapitel 1,27 wird dies nur angedeutet. Die unüberbrückbare Kluft zwischen dem Menschen und dem Tiere wird uns in den Versen 18-20 im 2. Kapitel treffend gezeigt. Alles steht im Einklang mit dem Hauptgedanken dieses Abschnittes, den sittlichen Beziehungen des Menschen zu Jehova Gott.
Nachdem uns im 1. Kapitel 1. gezeigt wird, dass Gott den Menschen schuf, 2. ihn machte, wird uns 3. in diesem Abschnitt gezeigt, wie er gebildet wurde. Ist in diesen drei Worten nicht die Dreieinigkeit des Menschen dargestellt?! (Vgl. Jes. 43,7, wo diese drei Worte wieder vorkommen, mit 1. Thess. 5,23.) In Kapitel 2, Vers 7 wird seine irdische Abstammung hervorgehoben, aber in Kapitel 1,27 seine Gottesebenbildlichkeit. Durch den Geist unterscheidet sich der Mensch vom Tiere. Gott hauchte in seine Nase den Odem des Lebens, und der Mensch wurde eine lebendige Seele. Obwohl der Mensch eine Seele hat, was vom Tiere auch gesagt wird, empfing er sie ganz anders als die Tiere; denn keinem Tiere wurde der Odem des Lebens in die Nase gehaucht, nur dem Menschen, darum kann seine Seele nicht sterben (Mt. 10,28).
Dann ist uns die Abhängigkeit des Menschen von Gott in dem Baume des Lebens, dem Baume der Erkenntnis und dem Strome geschildert. Hier haben wir ein Bild von der Dreieinigkeit Gottes.
Ferner wird uns in der Schöpfung des Weibes die Ergänzung des Mannes gezeigt.
Die drei Hauptgedanken des 2. Kapitels sind: 1. die Bildung des Menschen; 2. die Abhängigkeit des Menschen; 3. die Ergänzung des Menschen.
Wir haben hier auch die Dreiteilung des Bodens oder der Erde:
1. Eden, es scheint ein besonderer Ort zu sein. Vers 8.
2. Garten, er war eine besondere Pflanzung Jehovas.
3. Feld, welches den äußeren Kreis bildete, Vers 5.
Erinnert uns dies nicht an die Dreiteilung der Stiftshütte? Wie hier, so auch dort wird der Verkehr des Menschen mit Gott geregelt. In dem Abschnitt wird die Bildung des Menschen und der Tiere gezeigt, Vers 7 und 19. Zugleich aber das Unterscheidende. Weiter die Pflanzung und das Wachstum, Vers 8 und 9, und die Teilung der Erdoberfläche, Dinge, die im 1. Kapitel nicht genannt werden.
Dieser Abschnitt ist eine notwendige Ergänzung des 1. Kapitels. Der Hauptgedanke ist hier, die Schöpfung in Beziehung zum Menschen zu bringen und den Menschen in Abhängigkeit von Jehova Gott, zugleich werden uns die Beziehungen der beiden Geschlechter gezeigt. Der Schöpfungsbericht vom 1. Kapitel wird nur insoweit berührt, zum Teil vertieft und verschieden beleuchtet, wie es dem Menschen, der die Krone und das Herz der Schöpfung Gottes ist, entspricht.
Welche Weisheit Gottes offenbart sich in jedem Vers Seines Wortes!
K. O. St.
Antwort des Schriftleiters
Eine kostbare, wertvolle Antwort ist uns hier geschenkt, die der HERR vielen segnen wolle!
Doch auf eines noch hinzuweisen scheint mir nötig. Es kommt mir so vor, als ob der Fragende einen Gegensatz zwischen den zwei Darstellungsweisen von Kapitel 1,26ff. und 2,4ff. vermuten könnte, insofern nämlich als nach Kapitel 1 der Mensch doch am Schluß der „Schöpfung” geschaffen sei, während nach Kapitel 2 des Menschen Erschaffung vor der der Kräuter und Bäume gedacht werden könnte.
Aber das ist bei genauerem Forschen und Vergleichen keineswegs so, auch ist keinerlei Gegensatz vorhanden. Zunächst verweise ich auf Frage 15 in Band 8, wo in Antwort C klar nachgewiesen ist, dass es sich in Kapitel 1 nicht eigentlich um die Schöpfung handelt, sondern vor allem um die in jenen sechs (wirklichen) Tagen geschehene Bewohnbarmachung der Erde für den Menschen. Sie ist aus dem Zustand ihrer einstigen Schöpfungsherrlichkeit (Jes. 45,18 „nicht als Öde”) in der Zeit, die zwischen V. 1 und 2 in Kapitel 1 liegt, durch den Abfall Satans, des „Fürsten der Welt”, herausgefallen und in den trostlosen Zustand des „Tohuwabohu” geraten und bedurfte dessen, neu gestaltet (gemacht” 2. Mose 20,11) zu werden, um dem Menschen als Wohnplatz dienen zu können. Geschaffen wurden Stoff, Seele und Geist (1,1.21.27). Die übrigen Dinge wurden gemacht. Alles musste für den da sein, der als Krone der Schöpfung gegeben wurde. Ehe der Mensch da war, da waren wohl die Kräfte in und auf der Erde wirksam, die dem zukünftigen Beherrscher unterworfen sein sollten, aber was die Erde in ihrer Schönheit sein sollte, das konnte sie nicht sein, ehe ihr Beherrscher auf den Plan getreten war. Erst als der da war, der die Erde zu bebauen hatte, da konnten die Kräfte, die keimhaft in der Erde lagen, sich entwickeln und wachsen. Ehe der Mensch da war, gab Gott keinen Regen, also keine „fruchtbaren Zeiten”, nur Nebel, gleichsam als Vorbereitung auf die einige Tage später einsetzende Zeit, da der Mensch die Regenzeiten wie überhaupt wohl die Jahreszeiten würde ausnützen können. Der Abschnitt von der Bildung des Menschen, nachdem im 1. Kapitel einfach seine Erschaffung mitgeteilt ist, besagt also als Ergänzung zu den Vorgängen von Kapitel 1 folgendes: als vom Pflanzenreich erst keimhafte Anfänge vorhanden waren - nichts kann ja wachsen, wozu nicht der Keim, das Leben da ist! -, aber kein Wachstum, weil kein Regen (äußere Notwendigkeit zur Bebauung) und kein Mensch (innere Notwendigkeit zur Bebauung) da war, da bildete Gott den Menschen aus Staub von der Erde und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens ... Während also in Kapitel 1 der Mensch als Teil der Schöpfung vorgestellt ist, so in Kapitel 2 in seinem persönlichen Verhältnis zu Jehova Gott, durch das er fähig wurde, den Zweck zu erfüllen, zu dem er im Bilde Gottes geschaffen war: in Abhängigkeit von Jehova Gott, als lebendige Seele, zu der er geworden war, die materielle Erde mit den (seelischen) Wesen darauf zu beherrschen.
Das war unsere herrliche Bestimmung, und wie kostbar ist die erste Ausführung dieser Bestimmung verlaufen (Kapitel 2)! Aber dann wurde das Bild Gottes hienieden aufs schrecklichste beschmutzt durch den Fall des „ersten Adam, der von der Erde war” (1. Kor. 25,47a). Gleichwohl hörten die Beziehungen nicht auf zwischen Jehova Gott (die Schlange kann nur sprechen von Gott: 3,1.5) und dem Menschen (V. 8ff.), und in „dem zweiten Menschen”, „dem letzten Adam”, „dem Menschen” nicht von der Erde, sondern „vom Himmel” (1. Kor. 15,47b), dem, der gegenüber Adam, der lebendigen Seele „ein lebendig machender Geist ist” (1. Kor. 15,45) - in Ihm sind die Ratschlüsse Gottes erfüllt, und das durch den ersten Adam zerstörte Bild Gottes ist aufs herrlichste neuerstanden, und „durch das Anschauen Seiner Herrlichkeit werden auch wir verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den HERRN, den Geist” (2. Kor. 3,18).
Wie köstlich sind mir Deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig sind ihre Summen!” (Psalm 139,17).
F. K.