Die Frage ist ähnlich der vorigen, doch während vorher die Betonung auf der Anzahl der Beter lag, so liegt sie hier auf der Anzahl und Ausführlichkeit der Gebete. Auch hier muss man wieder sagen: Ja und nein.
Die Anzahl der Worte alleine bringt gar nichts, im Gegenteil, Jesus warnt extra vor dem Herunterleiern.
Mt 6,7: Leiere deine Gebete nicht herunter wie Leute, die Gott nicht kennen. Sie meinen, Gott würde schon antworten, wenn sie nur viele Worte machen. Nein, euer Vater weiß genau, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn um etwas bittet.
Auch im Alten Testament haben wir ein schönes Beispiel dafür: Am Berg Karmel wird der Kontrast zwischen der heidnischen und der göttlichen Art zu beten deutlich: In 1Kö 18,26-29 rufen die Priester stundenlang zu ihrem Gott Baal um Antwort. Dabei tanzen sie und ritzen sich ein, bis sie bluten - aber umsonst. In V. 36-38 spricht der Prophet Elia dann ein einfaches, nüchternes aber herzliches Gebet zu Gott, und es wird erhört.
Andererseits lehrte Jesus auch, dass es oft sehr wohl auf die Beharrlichkeit im Gebet ankommt (Lk 18,1-8). D.h., dass wir für manche Dinge immer wieder (von Herzen, nicht leiernd) beten sollen. Das Warten auf Gott, das Bewusstsein unserer eigenen Ohnmacht und unserer Abhängigkeit von Gott, das Lernen, was Gottes Wille ist - all das gehört zu unserem Erziehungsprozess. Es trägt dazu bei, dass wir "nicht träge werden, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben" (Hebr 6,12).