Reich der Himmel, Reich Gottes, Reich des Vaters, "mein Königreich".

Was ist unter dem "Königreich der Himmel" in Matthäus zu verstehen im Unterschied zu "Königreich Gottes", "Königreich des Vaters" und "mein Königreich" (Lk 22,30; Joh 18,36)?

Beide Ausdrücke, "Königreich der Himmel" und "Königreich Gottes", bezeichnen die heutige Haushaltung oder Verwaltung der Gnade. Sie stehen im Gegensatz zu der Haushaltung des Gesetzes im Alten Testament, denn sie sind nach göttlich geistlichen Grundsätzen regiert und haben himmlisch jenseitigen Charakter.

"Königreich der Himmel" kommt nur in Matthäus vor, wo unser Herr vornehmlich als der verworfene Messias dargestellt und ausdrücklich der jüdisch irdischen Erwartung gegenüber gestellt wird. Das "Königreich Gottes" ist im Wesentlichen dasselbe, wird auch in Markus und Lukas u.a. in den gleichen Verbindungen gebraucht wie "Königreich der Himmel" in Matthäus. Es hat aber in vielen anderen Stellen noch einen mehr inneren, geistlich moralischen Charakter, ist also doch ein weiterer Begriff.
Beide wurden als "nahe gekommen" angekündigt. Jedoch zeigt der Herr andernorts, dass das "Königreich Gottes" in Seiner Person gekommen und schon in der Mitte des Volkes sei (Mt 12,28; Lk 17,21). Das konnte aber vom "Königreich der Himmel" nicht gesagt werden, solange der Messias noch nicht verworfen und in den Himmel zur Rechten Gottes zurückgekehrt war, denn das "Königreich der Himmel" ist das Ergebnis der Verwerfung des Messias und Seiner Rückkehr in den Himmel, die Darstellung und Entfaltung des Königreiches Gottes in seinem himmlischen Charakter.

Doch hat das "Königreich der Himmel" auch einen äußerlichen Charakter, der beobachtet werden konnte, während der Herr vom "Königreich Gottes" sagt, dass es nicht komme, "dass man es beobachten könnte" (Lk 17,20) und "mitten unter uns sei". Das heißt also, dass dieses einen ausgeprägt moralischen Charakter hat (vgl. Röm 14,17).

Wenn der Herr die Seinen zu sich entrückt haben und in Macht und Herrlichkeit erscheinen, Sein Königtum und Sein tausendjähriges Friedensreich antreten wird, dann wird das "Königreich der Himmel" übergehen in das "Königreich des Vaters" und zugleich in das "des Sohnes des Menschen", welche beide miteinander verbunden sind und zugleich bestehen. In Matthäus 13,41-43 werden beide nebeneinander erwähnt: "Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem (des Sohnes) Königreich alle Ärgernisse zusammenlesen und die, welche die Gesetzlosigkeit tun. ... Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Königreich ihres Vaters". Das Erstere, das "Königreich des Sohnes" ist auf der Erde; aus ihm werden die Ärgernisse und die Gesetzlosen zusammengelesen und ins Feuer geworfen werden; das Letztere, das "Königreich des Vaters" ist die Szene himmlischer Herrlichkeit.

Das Tausendjährige Reich wird also doppelte Herrlichkeit haben: eine himmlische Herrlichkeit: das "Königreich des Vaters", und eine irdische Herrlichkeit: das "Königreich des Sohnes". (Dieses Letztere ist das Königreich von dem auch in Lukas 22,30 und in Johannes 18,36 die Rede ist.) Der herrliche Platz, an welchen Christus und Seine himmlischen Heiligen versetzt sind, wird da unmittelbar mit dem Vater in Verbindung gebracht, während der niedrige Schauplatz, wo die wiederhergestellten und bekehrten Juden und Nationen zur Segnung gesammelt werden, mit dem Sohn des Menschen auf der Erde in Verbindung stehen.

In 1. Korinther 15,24 lesen wir noch, dass Christus, der Sohn des Menschen, am Ende der tausend Jahre, wenn Er Herrschaft und Gewalt und Macht weggetan haben und alle Feinde unter Seine Füße gelegt und auch den letzten Feind, den Tod, beseitigt haben wird, das Königreich dem Gott und Vater übergeben wird, dass Ihm alles unterworfen und Gott alles in allem sei.
In einigen anderen Stellen, z.B. Kolosser 1,13: "Königreich des Sohnes Seiner Liebe" und 2. Petrus 1,11: "ewiges Königreich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus", werden Charakterzüge des himmlischen Bereichs der ewigen Herrschaft des Herrn dargestellt, an dem wir himmlische Heilige auch teilhaben werden.


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 559