Antwort A
Es gibt nur Eine Wahrheit und die heißt Jesus. Joh. 14,6: „Ich bin die Wahrheit” (in Person). Und Er hat für Seine Jünger zu Seinem Vater gebetet: „Heilige sie in Deiner Wahrheit, Dein Wort ist Wahrheit.” (Joh. 17,17.) Das genügt vollkommen, um die Wahrheit zu finden. Dazu ist auch der Heilige Geist verheißen, der Jesu Jünger in alle Wahrheit leitet. (Joh. 15,26; 16,13.) So hat Jesus für die Seinen gesorgt, dass sie die Wahrheit finden können. Es ist also nicht nötig, hin und her zu laufen, überall zu lauschen und alle möglichen Bücher zu lesen und Lehren aufzusehen. Bei Martha war bei ihrer Vielgeschäftigkeit nur Eins not: wie Maria stille zu Jesu Füßen zu sitzen und Seiner Rede zuzuhören. (Lk. 10,41.42.) Das, was uns zu prüfen aufgegeben ist, kommt, ohne dass wir es suchen, an uns heran. Würde das nur treulich geprüft werden, so stände es bei vielen ganz anders. Und ist das nicht genug, was an uns herankommt? Man braucht nicht Wissenschaft und Menschenweisheit, um zu prüfen, sondern den Geist Gottes und ein geistlich gesinntes Herz. (Joh.14,15-17; 7,39; 1.Kor.2,10-16; 1.Joh. 4,1ff.).
Satan hat Eva mit „Wissen, was gut und böse ist” und dadurch „Sein wie Gott” zu Fall gebracht. Die Sozialdemokratie lehrt ebenso: „Wissen ist Macht”, und in diese Verführung sind viele hineingeraten. Ja, sie haben Macht, aber was für eine! Wir sehen es gerade jetzt.
Wissen ist aber nicht prüfen, d. h. die Echtheit einer Sache zu untersuchen. Beim Prüfen wird auf den Grund und das Wesen eingegangen, und was als gut und echt sich bewährt, wird dann anerkannt und bestätigt.
„Das Gute haltet fest.” Das bedeutet eine Sache in der Gewalt haben, im Besitz haben. Dies bezeichnet vor allem eine innere Aneignung, so dass man das Gute wirklich innerlich besitzt und die Macht hat, es auch ins Leben umzusetzen und zum Ziel zu bringen. „Niemand ist gut denn der einige Gott”, so sagt uns der Herr Jesus. Und nichts ist gut, wenn es nicht von Gott kommt und zu Ihm hinführt. Was also die Prüfung im Verhältnis zu Gott, zu Christo als „gut” bestehen kann, das können wir auch als „gut” annehmen. Ein Dichter sagt:
„Mir ekelt am Besuche, der nur die Zeit verkürzt. Und auch an einem Buche, das nicht Dein Wort gewürzt.” Das ist wohl der gesunde Sinn, den der Apostel Paulus im Auge hat.
F. Th. H.
Antwort B
Die Schwierigkeit liegt hier in der allgemeinen Fassung des Doppelbefehls: er scheint allzu umfassend! Es liegt auf der Hand, dass auch selbst unter der Zahl der Gläubigen nicht jedermann „alles” zu prüfen imstande ist! Man denke nur daran, welche Gebiete sich demjenigen öffnen, der „die Geister zu prüfen” unternimmt (1. Joh. 4,1). „Unbefestigte” (2. Petr. 3,16) sind in keinem Falle berufen, solche schweren und gefährlichen Aufgaben in Angriff zu nehmen, denn die Beschäftigung mit den Geistesströmungen unserer Tage lehrt uns ernste Wachsamkeit, Nüchternheit und heilige Vorsicht: Der Fall und das Abirren so manches Gotteskindes und selbst manches geistlichen Führers und Lehrers vom einfältigen Wege der Wahrheit ist eine ernste Warnung!
Andererseits will der Apostel, dass die Gläubigen zu einem geistlichen Stande (Niveau) gelangen, da sie selbst zu prüfen und sich ein Urteil zu bilden imstande sind. Vielleicht darf man deshalb von 1. Thess. 5,21 zwei Linien ziehen nach Röm. 12,1.2 und nach Hebr. 5,14. Durch Erneuerung des Sinnes werden die Gläubigen so verwandelt und der innere Mensch wird nach 2. Kor. 4,16 „Tag für Tag (so) erneuert”, dass sie prüfen mögen (können), was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist (vgl. Jahrbuch III, Frage 1! Der Herausgeber). Natürlich gehören zu derartiger innerer Umwandlung, Erneuerung und Umgestaltung in Jesu Bild Erfahrungen, die zuweilen Jahre und Jahrzehnte umfassen, aber bei aufrichtigen Seelen wird einmal eintreten, was Hebr. 5,14 geschrieben steht: „Erwachsene, welche geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen.” Man muss nicht jedes in der Welt vorkommende Gift durch persönliches Probieren und Genuß geprüft haben!
Aus dem zweiten Teile unseres Verses entnimm aber, was nur möglich ist: „Das Gute” darfst und sollst du erkennen, nehmen und in der Hand deines Glaubens „festhalten”, wo immer du es findest. Dass man als Gläubiger selbst von Weltkindern lernen kann, ja selbst von solchen Personen, die - weltlich gesprochen - „unter uns” stehen, ja selbst von Tieren und leblosen Gegenständen, das sollte einem aufmerksamen Bibelleser längst klar sein. Ich erinnere nur an Bileams Eselin (4. Mose 22, vgl. 2. Petr. 2,15.16), an Schlangenklugheit und Taubeneinfalt, Mt. 10,16, an Lammesgeduld und „Bienenfleiß” (sollte statt „Biene”, der Schrift nach, „Ameise” heißen; vgl. Spr. Sal. 6,6 u. 30,25). Selbst der Feind Gottes und Seines Volkes kann uns, da von ihm Off. 12,10 ausgesagt wird, dass er als „der Verkläger der Brüder” „Tag und Nacht vor Gott” ein anklagendes und verklagendes, böses Werk tut, ein Ansporn und Vorbild dafür werden, wie wir in Ausdauer, Beharrlichkeit und wahrer Geduld ihm in seinem schlimmen Handwerke erfolgreich Widerstand zu leisten lernen sollten! Eine ganze Anzahl Gleichnisse im Lk.-Evang. haben bestimmt ihre wahre Bedeutung in dem Umstande, der gerade in unseren Tagen von besonderer Wichtigkeit ist: durch den Widerspruch, durch den Gegensatz kommt eine gute Sache erst zur richtigen Entfaltung und zu ihrem vollen Endsiege. (Vgl. hierzu z. B. 2. Mose9,16!) In den gegenwärtigen Tagen der großen Triumphe des Bösen, da die Gesetzlosigkeit auf Erden so überhand nimmt, können zu vollem Wahrheitssiege nur diejenigen gelangen, die „das Gute festhalten” trotz alles Widersprechens der Sünder, trotz aller Verführungsmächte und Winkelzüge des Feindes, trotz aller Abtrünnigkeit der großen Massen, trotz dessen, dass „die Gottlosen alle ihre gottlosen Werke in Gottlosigkeit gottlos verüben” (Jud. 15) - der HERR wird aber das Gericht über sie alle ausüben! -, trotz dessen, dass „gottlose Sünder harte Worte wider Ihn” „den alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus” (Jud. 15 u. 4) geredet haben. Jesus Christus ist und bleibt Sieger, und „dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube”. (1. Joh. 5,4.)
C. Lb.
Antwort C
Der Zustand der Thessalonicher war ein gesunder, und trotzdem es noch junge Gläubige waren, machten sie in lebendiger Hoffnung sichere Glaubensschritte und warteten auf die Erscheinung des HERRN. Sie wußten, dass sie dazu bekehrt waren: „dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und Seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.” (1.Thess. 1,10). Der Apostel konnte bei ihnen die Werke ihres Glaubens, die Bemühungen der Liebe und das Ausharren ihrer Hoffnung rühmen (1. Thess. 1,3). Ihr Glaubensstand war nicht Lehre, sondern Leben und Bedürfnis geworden. Dieses Bedürfnis wurde gepflegt und genährt durch das Wort, und im Blick auf das Endziel gingen sie in treuem Wandel in der freudigen Erwartung ihres HERRN voran. Dieser Zug geht durch den ganzen Brief, und um sie gegen verderbliche Einflüsse von außen, die gerade jung bekehrten Seelen zu einer Gefahr werden können, zu schützen, gibt der Apostel am Schluß seines ersten Briefes noch einmal eine Reihe kurzer Ermahnungen. Es sind gewissermaßen Wegzeichen, auf die sie achten, und Schranken, in denen sie sich bewegen sollen. Denn der gute Grund, welcher gelegt war, sollte ihnen die Gewähr dafür sein, dass ihr Pfad richtig war. Sie brauchten nicht anderswo zu prüfen, wenn sie dem Geiste Raum gaben, ihre Tritte sollten im praktischen Wandel sicher und gewiß sein. Freude, Gebet und Danksagung sollten der Grundzug bei ihnen sein, und dabei sollten sie dem sicheren und untrüglichen Führer, dem Geiste, in jeder Beziehung Raum machen, sie sollten Ihn weder hindern noch auslöschen oder dämpfen, denn unter Seiner Leitung waren sie jederzeit in der Lage, alles, was von außen an sie herantrat, zu prüfen und dabei das Gute, was sie erkannt hatten, festzuhalten. Dadurch war auch die herrliche Frucht gewirkt, dass sie sich von aller Art des Bösen fernhielten (V. 22).
Ähnlich wie bei den Philippern, denen der Apostel zuruft: „Um dieses bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere (wörtlich: das Unterscheidende) sei” (Phil. 1,10). Es gleicht dies etwa der praktischen Stellung derer von Beröa, „sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob sich dies also verhielte” (Apg. 17,11). In dieser Stellung wird unser Handel klar und bestimmt sein, wir werden dann nicht meinen, wir müßten alles kennen lernen, oder jede Lehre, die uns in Wort und Schrift begegnet, sofort untersuchen, um darin „eine neue Wahrheit” zu finden, vielmehr werden wir das Gute, welches uns in dem einmal überlieferten Worte geschenkt worden ist unter der Leitung des Heiligen Geistes, festhalten und so in Treue vorangehen mit Dem, der allein „Weg, Wahrheit und Leben” für uns ist. Tritt dabei auf dem Wege irgend etwas von außen an uns heran in Form einer Lehre, dann gilt es wieder nach dem Worte zu handeln: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind” (1. Joh. 4,1). Dabei soll aber auch unsere Stellung eine solche sein, dass wir anderen Geschwistern gegenüber, die nicht den gleichen Weg der Erkenntnis und der Erfahrung geführt wurden wie wir, uns nicht verschließen, und wenn uns der HERR mit Kreisen in Verbindung bringt, bei denen die Erkenntnis eine geringere ist als die uns geschenkte, dann sollen wir uns nicht abschließen, sondern wenn sie willig und offen sind für das Gute, es auch ihnen nahebringen und nach Eph. 4,15 „die Wahrheit in Liebe festhaltend”, dastehen in der Liebe zu allen Heiligen. Mit anderen Worten: Nicht allem Tür und Tor öffnen, aber - wo uns der HERR eine geöffnete Tür schenkt, das geprüfte und bewährte Gute freimütig verkündigen!
Ph. W.
Anmerkung des Schriftleiters F. K.
Diese vielseitigen Antworten geben reichliches Licht über eine Frage, welche Gläubige schon oft bewegt hat - und zwar ohne wesentlichen Grund. Denn in 1. Thess. 5,21 handelt es sich keineswegs um ein Prüfenmüssen aller möglichen Strömungen und Lehren, sondern um göttlich gewollte Unterscheidung von Geistgewirktem in Prophetie und Weissagung innerhalb einer biblischen Gemeinde, und darum im weiteren Sinne, wie oben gezeigt, um Vorkommnisse, die an uns, die wir die Wahrheit (Christus und Sein Wort) haben, herantreten können. Wollte man die Mahnung an uns zum Prüfen auf all und jede geistige Erscheinung der Gegenwart beziehen, so wäre das so ziemlich dasselbe, wie wenn ein Apotheker verpflichtet wäre, seine sämtlichen Medikamente daraufhin zu probieren, welche giftig und welche nicht giftig seien! Und wahrlich, die leibliche Wirkung auf jenen könnte kaum schlimmer sein als die Wirkung auf das geistliche Leben solcher Gläubigen ist, die jeder Einladung folgen, in jeden Kreis, wo sogenannte „biblische Vorträge” gehalten werden, hingehen, jeden Wind der Lehre (Eph. 4,14) nicht etwa von vornherein vermöge ihrer geübten Sinne (Hebr. 5,14) ablehnen, sondern sich eifrig damit beschäftigen, um die erkannte Wahrheit zu erweitern - was weiter nichts ist, als den menschlichen Verstand zu bereichern mit allem möglichen Scheinwissen, das der Wahrheil selbst ins Gesicht schlägt.
Wie mancher Gläubige ist den verderblichen Irrlehren der „Millenniums-Tagesanbruch-Sekte” (fälschlich sogen. „Bibelforscher ”), der Sabbatarier, Neuapostolischen, Theosophen, Spiritisten, der ebenfalls, wenn auch nicht so wie jene Lehren, unbiblischen „Pfingstbewegung” usw. zum Opfer gefallen, dadurch, dass er sich vom Satan das Wort „man muss alles prüfen!” als Schlinge über den Kopf werfen ließ! Wenn solche Gläubigen sich dann wenigstens von älteren Geschwistern sagen und warnen ließen! aber meistens wollen sie selbst klüger sein, hören auf den fremden und eigenen menschlichen Verstand und kommen so (ungewollt) auf die schiefe Ebene, von der es meist schwer ein Zurück gibt. Und wenn sie als wahre Kinder Gottes auch schließlich gerettet werden, so mag es wohl oft nur nach 1. Kor. 3,15 geschehen (vgl. Jahrbuch V, Frage 12!). - Es sollten darum in allen biblischen Gemeinden, wo die Wahrheit (Christus) den Mittelpunkt aller Belehrung und Erbauung bildet, gelegentlich seitens älterer, erfahrener Brüder schriftgemäße Aufklärungen über derartige Irrtümer gegeben werden, durch die vor allem die Jungbekehrten gewarnt und in der einen Wahrheit befestigt werden, damit sie das erkannte wahrhaft Gute festhalten und nicht durch eigenes ungöttliches Prüfen dahin kommen, „hin- und hergeworfen zu werden von jedem Winde der Lehre, die kommt durch die Betrügerei der Menschen” (Eph. 4,14).
Die Zeiten sind so ernst, und Satan ist auf geistigem Gebiet mächtiger denn je - wie nötig ist es da für uns, dass (nach 1. Joh. 2,24), was wir im Anfang gehört haben, in uns bleibe, damit wir bleiben in dem Vater und in dem Sohne, zumal die Salbung (der Heilige Geist) in uns bleibt und uns belehrt über alles! (Lies den Zusammenhang von 1. Joh. 2,18-27!)
„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so suchet, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit” (Kol. 3,1-4).