Als Gotteskinder müssen und dürfen wir unterscheiden zwischen dem Preisgericht und dem Gericht vor dem großen weißen Thron. Vor dem großen weißen Thron (Offb 20,12) müssen am Jüngsten Tag alle jene erscheinen, die das Opfer Jesu Christi am Kreuz von Golgatha, das ihnen Vergebung ihrer Sünden geschenkt hätte, nicht angenommen haben. Für alle diese Menschen gibt es kein Entrinnen, wie Offenbarung 20,11-15 eindrücklich zeigt.
Beim Preisgericht geht es hingegen um den Lohn, den Gotteskinder empfangen werden. Die Sünden, die wir dem Herrn Jesus bekannt und für die wir Vergebung erlangt haben, sind ein für alle Mal ausgetilgt. Nebenbei bemerkt: Wir vergessen leider oft, dass es auch Unterlassungs- und Begehungssünden gibt, die wir gar nicht als solche erkennen. David z.B. war sich im Klaren darüber, dass er als Mensch dem dreimal heiligen Gott niemals genügen konnte, denn er hatte sich überlegt: «Wer kann merken, wie oft er fehlet?» Die Erkenntnis, dass wir immer in einem Defizit leben, trieb ihn zu der Bitte: «Verzeihe mir die verborgenen Fehler!» (Ps 19,12). Wir tun als Gotteskinder gut daran, uns dieses Gebet zu Eigen zu machen!
Beim Preisgericht geht es um die Frage, was wir mit dem geschenkten Leben aus Gott gemacht haben. Denn wir sind ja dazu gesetzt, Frucht zu bringen: «… ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt …» (Joh 15,16). Frucht ist ein Beweis der Gotteskindschaft. «Denn es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht trägt, und keinen faulen Baum, der gute Frucht trägt. Denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Man pflückt ja nicht Feigen von den Dornen, auch liest man nicht Trauben von den Hecken» (Lk 6,43-44). Wie vermögen wir diese Frucht zu bringen? Der Herr Jesus beantwortet diese Frage so: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht» (Joh 12,24). Wir bringen diese Frucht, indem wir Römer 6,11 praktizieren: «Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christo Jesu, unserm Herrn.» Das wiederum gelingt, wenn wir Johannes 15,4-5 beherzigen: «Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.» Wie diese Frucht des Geistes aussieht, wird in Galater 5,22 beschrieben: «Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.» Das muss sich in unserem Alltag auswirken.
Heute leben wir in einer Zeit, in der vielfach eine Art «Hauptsache-ich-bin-gerettet»-Mentalität herrscht. Das bedeutet im Grunde, dass das Opfer Jesu Christi gering geachtet wird. Andererseits wird dem Vater im Himmel die Ehre verweigert, die Ihm gebührt: «So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen» (Mt 5,16). Und damit zurück zum Preisgericht. Dort wird beurteilt, wie wir aufgrund der Erlösung gehandelt haben. Haben wir Holz, Heu und Stoppeln oder Gold, Silber und edle Steine darauf aufgebaut? Dementsprechend wird auch der Lohn sein. Ermutigen wir uns darum als Kinder Gottes auf dem Weg der Nachfolge Jesu gegenseitig, einen Lebensstil zu pflegen, der dem Auftrag und der Bestimmung unseres Lebens entspricht: «… dass ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen Stücken gefallt und Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes» (Kol 1,10).