Antwort A
Haggai, der zehnte der kleinen Propheten, trat in einem Zeitraum von 112 Tagen auf im zweiten Jahre des Darius Hystaspis, also etwa in der Zeit von Ende August bis Mitte Dezember des Jahres 520 v. Chr.
Wie Esra 4,24 bis 6,22 zu lesen ist, standen dem Tempelbau, den der König Kores (Cyrus) befohlen hatte (2. Chr. 36,22.23; Esr. 1,1-11; 5,13ff.; vgl. Jes. 44,28 - 45,1), große Hindernisse im Wege, welche das Volk so deutete, wie Haggai 1,2 sagt. Das war die faule Ausrede, die man jetzt auch noch bei großen Schwierigkeiten im Werke des HERRN hören kann, entgegen dem Wort Jesu (Mt. 6,33) und Pauli (2. Tim. 4,1-8). Haggai 1,1-4 wird auf diese faule Ausrede hingewiesen. Das Volk sorgte für sich, aber nicht für den HERRN, daher kommt stets der Unsegen. (V. 5.6; 2,15-17.)
Was dem HERRN gefällt, sind nicht prächtige und schöne Häuser und Einrichtungen, sondern das Haus des Herrn zu bauen. (Hagg. 1,7.8; dazu vergleiche man Hebr. 3,6; 1. Tim. 3,15; Ephes. 2,19-22; 1. Petr. 2,5.) Jede Vernachlässigung im Werke des HERRN bringt Unsegen. (Jer. 48,10; Hagg. 1,9-11.)
Man nimmt an, dass Haggai noch den salomonischen Tempel gesehen habe (vgl. Hagg. 2,3; Esr. 3,1-13); er muss demnach schon gegen 80-100 Jahre alt gewesen sein, aber er war ein Engel (Bote) des HERRN. (Hagg. 1,13).
Vom 24. 6. (Mitte September) zur Zeit des Laubhüttenfestes (Hagg. 1,15; Esr. 3,1-13) fing das Volk mit seinem Fürsten Serubbabel an, dem Wort des HERRN durch Haggai zu gehorchen. Von da an erhielten sie die Zusage Jehovas: „Ich bin mit euch”. (Hagg. 1,13; vgl. 1. Kor. 15,58; 2. Chr. 15,1-7.)
Am 21. 7. (Mitte Oktober) wurde dann der Grund des Tempels gelegt. (Esr. 3,8-13; Hagg. 2,3.) Die Dürftigkeit und Armseligkeit gegen den salomonischen Tempel trat hier recht hervor. Der HERR aber wies durch Hagg. 2,9 darauf hin, dass äußerer Glanz und äußere Herrlichkeit nicht Seine Herrlichkeit sei. Der unscheinbare Tempel sollte größere Herrlichkeit haben. Gott war in Christo und wandelte und lehrte in diesem Tempel. (Mt. 26,55; Lk. 19,47; Joh. 7,14.28 [vgl. für jetzt: Apg. 17,24.25; 1. Kor. 6,19; 3,16.17; 2. Kor. 6,16].) Dies machte ihn herrlicher.
Wie steht aber das Volk Israel dieser Verheißung gegenüber? Es ist unrein, und all ihr Werk wird durch sie verunreinigt. (Hagg. 2,10-14.) Aber am 24. 11. (Mitte Februar, Sach. 1,7) fand die Reinigung der Obersten des Volkes statt (Sach. 3,1-10), wobei der Knecht des HERRN, Zemach = Sproß (Jes. 4,2; 11,1; 53,2), der dies Haus mit größerer Herrlichkeit erfüllen wird, verheißen wurde. Also erst durch ein vom HERRN gereinigtes und geheiligtes Volk kann die Herrlichkeit des HERRN Sein Haus erfüllen (vgl. Jes. 56,5-8; Off. 21,3-5 [Mt. 21,13]); ein unreines Volk macht eine Mördergrube daraus. Dies sollte jetzt bei den neuen Bildungen von Kirchen- und Religionsgemeinschaften zu Herzen genommen werden!
Vom 24. 9. (Mitte Dezember, Hagg. 2,15.18) an, als das Volk sich fleißig an das Werk des HERRN machte (Esr. 6,14-22), konnte es selbst wahrnehmen, wie der HERR nun Seinen Segen gab. (Vgl. 1. Tim. 4,8.)
Zugleich ist aber auch der Gehorsam des Volkes Israel gegen den HERRN ein Mittel, wodurch Er Sein Volk also groß macht, dass ihm sein Fürst wie ein Siegelring gilt. (Vgl. Esth. 8,8.10.) Die Königreiche der Welt mussen vertilgt werden und ihre Macht in den Staub sinken, wenn das gereinigte und geheiligte Volk Gottes zur Herrschaft kommt. (Vgl. Dan. 2,44; 7,27; Off. 17,14; 19, 17-21; 20,4.5.) Das dem HERRN lebende und dienende Volk Gottes, so klein und gering es auch sei, hat die Verheißung ewiger Herrschaft und Herrlichkeit. (Lk. 12,32; Mt. 25,34; 1.Thess. 2,12; 2. Petr. 1,11; Hebr. 12,28; Off. 1,9.6.) Sehen wir zu, dass wir dem HERRN und Seinem Werk gegenüber treu sind! (Lk. 16,10-13.)
F. Th. H.
Anmerkung des Schriftleiters von Teil I
Die kleineren Bücher des Alten Testaments werden von vielen Gläubigen heute weniger beachtet - doch, wie viel Segen sie enthalten können, obwohl sie natürlich zuerst den Juden gehören, das werden diejenigen, die vorstehende Antwort - die einzige eingegangene - an Hand der Schrift durchforschen, spüren und dankbar anerkennen. lasst uns nur in jedem Buche des kostbaren Wortes Gottes den Herrn Jesum suchen! (Vgl. Joh. 5,39!) Ihn finden wir in diesem kleinen Büchlein ähnlich wie in den Timotheusbriefen als den HERRN Seines Hauses, der über die Ehre Seines Hauses wacht und auch in den Tagen der geringen Dinge Herrlichkeit auf das zu legen bereit ist, worin Sein Zeugnis ruht. „Ich bin mit euch” ist Seine zweimalige Verheißung (1,13; 2,4) - aber für wen? Für die gehorsame Schar. Noch manche Verheißung enthält das Buch sowohl für den Tempel selbst wie für seine Erbauer, wie auch im Blick auf fernste Zukunft, wenn der HERR abrechnet mit den Völkern, und ferner auch für den, dessen Vorbild Serubbabel ist: den Messias (2,23). Aber alles wird abhängig gemacht von den durch das Volk erfüllten Bedingungen der Treue, des sich Reinigens, der Hingabe (vgl. 1,8.12 usw.). Jedoch die Grundlage, auf Grund deren Jehova überhaupt mit Seinem Volk ist und es zu segnen verheißt - die ist Er Selbst mit Seinem Wort und Seinem Geist. (2,5.)
Dies ist auch heute die Grundlage: Sein Wort, ja Er Selbst, das fleischgewordene Wort, und Sein Geist, der uns, die Bauarbeiter heute, willig und tüchtig macht und in die ganze Wahrheit einführt (Joh. 16). Die Grundlagen des Segens liegen bereit, Seine Verheißungen sind treu. Bauen wir? Sind wir treu? Oder etwa nicht, so dass uns zur Beschämung 1,9 gilt? Sind die Gläubigen heute vielleicht berechtigt, sich an allem möglichen zu beteiligen? Oder sollte uns nicht vielmehr der Bau und die Einrichtung Seines Hauses, d. i. Seiner Gemeinde, und zwar genau nach Seinem Wort und Wohlgefallen (vgl. 1. Tim. 3,15), am Herzen liegen? Mehrfach heißt es in Haggai: „Richtet euer Herz auf eure Wege!” (u. a.). Geschwister, worauf sind unsere Herzen in geistlicher Hinsicht gerichtet? Hat das, was Sein vornehmstes Interesse ist in dieser Zeit (Seine Gemeinde, siehe z. B. den Epheserbrief, vgl. Kap. 5,22-33), das Interesse unserer Herzen? Was sind uns Seine Wünsche, Seine Anordnungen, was auch Seine Verherrlichung, dass Er in uns, Seinem heiligen Tempel, geschaut werden will? Denn Sein Tempel heute sind wir, ist Seine Gemeinde! (1. Kor. 3,16.17; 2. Kor. 6,16; Eph. 2,21.22; 1. Petr. 2 u. a.) Der HERR gebe uns Gnade, treu zu sein und Sein Werk so zu treiben, wie es Ihm wohlgefällt, zu Seiner Ehre!