Praktische Belehrung über 2.Korinther

Ich bitte um praktische Belehrung über 2. Kor. 3, insbesondere Vers 17.18!

Antwort A

Am besten verstehen wir die Briefe im Zusammenhang, so auch den Korintherbrief. Denn auch in diesem Schreiben handelt es sich nicht etwa um ein religiöses System, sondern um die Versammlung oder Gemeinde Gottes, „um den Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit” (1. Tim. 3,15). Was weiß die Welt, auch die „religiöse”, von den Christen heute?! Und so war es auch damals dort in Korinth und in der Landschaft Achaja; sie wurden von der stolzen Menge wie nichts geachtet. Und doch regiert unser Gott die Seinen, die Er Sich ausgesondert hat nach himmlischen Grundsätzen. Dies als Schlüssel zu unserer Frage. Paulus steht vor seinem HERRN, der ihn legitimiert. Die göttliche Bestätigung seines Dienstes waren die Korinther selbst. Er bedurfte bei ihnen keiner Empfehlungsbriefe. Die Korinther waren dazu berufen, inmitten einer gottfeindlichen Welt das Wort des Lebens darzustellen. Auch dies war nicht ein verwischbares Schreiben auf vergängliches Pergament, sondern eine lesbare Schrift, durch den Geist des lebendigen Gottes dargestellt. Neben dieser wunderbaren freien Gnade stand der Buchstabe der Gesetzesforderung, welcher tötet, der Gegensatz zwischen Gesetz und Evangelium. Aber hier war nun Leben in Erscheinung getreten und damit zugleich göttliche Freiheit, denn „wo der Geist des HERRN ist, ist Freiheit”. Der Heilige Geist teilt alsdann den Gläubigen die göttlichen Gedanken mit über die in Christo Jesu geoffenbarte Liebe Gottes und über die vollkommene geschenkte Gerechtigkeit und Befreiung. Dies ist dann Freiheit: zu wissen, man ist mit einer vollkommenen, unbegrenzten, unveränderlichen und unerschöpflichen Liebe geliebt von dem Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi. Diese Freiheit bewirkt Herrlichkeit. Das strahlende Angesicht von Mose war für die Kinder Israel ein Zeugnis von der Heiligkeit Gottes, es überführte (Joh. 16,8). - Dieser Glanz hatte für die Israeliten nichts Anziehendes, er bewirkte Furcht in den Schuldigen. Aber für uns, als die Seinen, die wir das Herz des Vaters der Liebe kennen, leuchtet in dieser Liebe uns die Herrlichkeit entgegen, zu der wir berufen sind. Diese redet nur von Gnade und Liebe zu den Gläubigen. Er, der Sohn Gottes, ging, nachdem das große Werk vollbracht war, in die Herrlichkeit des Vaters. Dort ist Er für uns. Darum betrachten wir diese Herrlichkeit mit glücklichem Herzen und mit freudiger Bewunderung. Wir schauen ohne Furcht und ohne Hülle in das Angesicht Dessen, der für uns beim Vater ist, und lernen so das Herz Gottes verstehen, und der Heilige Geist bewirkt in uns ein Verwandeltwerden nach dem Bilde Jesu. Dies ist praktische Heiligung, das Werk des Heiligen Geistes in uns. Trotzdem wir noch den Leib der Schwachheit tragen, soll es mit uns von Herrlichkeit zu Herrlichkeit gehen. So ruhen wir in der Gnade und suchen diese Liebe, mit der wir geliebt sind, immer besser zu verstehen und beten bewundernd Den an, der uns so unaussprechlich liebt.
Ph. W.

Antwort B

Da eine praktische Belehrung gewünscht wird, ist es vielleicht von Nutzen, hervorzuheben, dass V. 17 die Fortsetzung von V. 6 ist. Die Verse des Zwischenabschnittes bilden eine Erläuterung des Gegenstandes. Ich glaube, dass die Einteilung zum Verständnis des Ganzen beiträgt.

Der Hauptgedanke des Kapitels ist der Dienst des Neuen Bundes und dessen Wirkung im Gegensatz zu dem des Alten Bundes. Wir finden darum die Gegenüberstellung des Dienstes, der Herrlichkeit, der Wirkung, sowie der Art und Bestimmung des Alten und Neuen Bundes, um die Gegensätze zu veranschaulichen, mit dem gesegneten Ergebnis der bleibenden und überschwenglichen Herrlichkeit des Neuen Bundes, der anstatt die Forderungen Gottes, wie wir sie im Gesetz finden, uns die überströmende Gnade und Liebe unseres großen Gottes und Heilandes nahe brachte. Segnungen, verbürgt durch Christum und Sein Blut (vergl. Mt. 26,28; Mk. 14,24; Lk. 22,20; 1. Kor. 11,25), und nicht abhängig gemacht von dem Menschen und seinem Gehorsam, wie die des Alten Bundes. Alles aber kann nur durch Glauben an den Mittler des Neuen Bundes empfangen werden und nicht durch Beobachten bestimmter Vorschriften und Gesetze. Macht mit dem Herzen den Anfang und nicht mit dem äußeren Menschen! (Vergl. Verse 2,3.15 und 4,6.) Doch das Schwergewicht wird auf die Schlußverse gelegt; sie bilden den Glühpunkt und das Ziel der göttlichen Belehrung.

1. Was Christus ist. „Der HERR aber ist der Geist”, d. h. wir sind zum Wesen und zur Fülle aller Schatten und Vorbilder in Ihm gekommen. Er ist der Schlüssel, der Inhalt, der Gegenstand der Schrift. Ohne Ihn hat die Schrift für den einen oder anderen vielleicht nur einen geschichtlichen, literarischen, philologischen Wert. Wir sagen nicht, dass sie dies nicht auch für ein Kind Gottes haben könnte! Aber es wird niemals da stehen bleiben. Unmöglich! Genannte Dinge mögen für den Kenner äußerst lehrreich und interessant sein, und doch werden sie weit überstrahlt von Ihm, der Leben dem Organismus der Schrift, ewigen Wert und gegenwärtigen Segen und Nutzen gibt (vergl. Röm. 15,4; 1. Kor. 10,11), vor allen Dingen Erkenntnis Seiner göttlichen Person.

2. Wohin wir gebracht sind. „Wo aber der Geist des HERRN ist, ist Freiheit.” Frei von der Verdammnis, frei vom Gesetz, frei von der Furcht des Todes. Wir sind durch die Gnade unseres HERRN zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangt. Wir sind aus dem alten Lebenselement des Todes, der Furcht und der Sünde in das neue Lebenselement, welches Christus, der HERR, ist, versetzt worden durch den Geist des lebendigen Gottes. Christus ist unser Leben und volles Genüge. Weil dem so ist, haben wir alle ein gemeinsames Vorrecht.

3. Unser Teil und Vorrecht, während wir hienieden sind. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des HERRN anschauend” - es heißt nicht „sehen” -, „werden verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den HERRN, den Geist.” Keine Decke auf des HERRN Angesicht, keine Decke auf unserem Angesicht, so dass jeder Strahl Seiner Herrlichkeit, indem wir Ihn anschauen, sich in Gnade auf unserem Angesicht, in unserem Leben, in unserem ganzen Wesen widerspiegelt.

Wir haben die wunderbare Aufgabe, Christum in dieser Welt, wo Er nicht gekannt ist, kundzumachen, ein Brief Christi zu sein. Welche Gnade! Welches Vorrecht! Alles durch Christum. Dies ist praktische Heiligung. Nicht Besch äftigung mit uns, sondern nur mit Ihm; Er der Anfang, die Fortsetzung, das Ziel, die Fülle, ja: Christus alles in allem! Ihm sei die Herrlichkeit jetzt wie in alle Ewigkeit! Amen.
K. O. St.

Anmerkung des Herausgebers

Wie schön sind diese Antworten! Wie gipfeln sie in dem, was „praktische Heiligung” ihrem Wesen nach ist: Christum anschauen. So viele teure Kinder Gottes strengen sich Zeit ihres Lebens an, Heiligung aus sich selbst hervorzubringen und - werden immer elender dabei, weil sie beständig sich selber (und andere) anschauen. Blicke auf Ihn, den Geliebten, schaue Ihn an in Seiner Herrlichkeit, und du wirst wachsen in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi (2. Petr. 3,18)! Paulus vergaß alles, was hinter ihm lag, und schaute nur vorwärts aufs Ziel (Phil. 3), und sein Leben war ein aus den Briefen, obwohl jeder uns eine Darstellung von dem vollkommenen Christus gibt, deutlich erkennbares Wachstum. Aber wir Menschen wollen so menschlich gern sehen, ob wir Fortschritte machen! Doch sah und wußte Mose, dass sein Angesicht glänzte? Nein, aber die Menschen sahen es! (2. Mose 34,29f.) Und er als Gesetzesübermittler musste die Decke auf sein Angesicht legen, weil das Volk Furcht hatte. Wir brauchen keine Decke, denn die Gnade ist in Christo erschienen, und wir sind berufen, diese auszustrahlen, und Gnade ist anziehend, nicht furchterweckend. Wir brauchen nun nicht zu wissen, ob wir von Gnade strahlende Angesichter und ein leuchtendes Wesen haben, wenn nur Er Selbst und die Menschen etwas davon sehen! Und sie werden es, wenn wir Ihn anschauen! Ja, das ist rechte Heiligung, bewirkt durch den Geist, der uns verwandelt in Christi Bild. Nichts Herrlicheres gibt es für uns, als Ihn anzuschauen, zu betrachten, und wo? In Seinem Wort! (Vgl. Joh. 1,1; Hebr. 4,12.13; Off. 19,13 u. a.!) Möchten wir Ihn darin allezeit anschauen!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 3 (1915)