Antwort
Nein.
Wohl sind gemeinsame Züge vorhanden: Beide Handlungen sind Gedächtnisfeiern. Beide weisen auf den Opfertod Christi hin. Von dem Passahlamm durfte kein Unbeschnittener essen (V. 43-48), und an dem Mahl des HERRN teilzunehmen hat kein Ungläubiger ein Recht. Aber wenn wir das Passah in seinen Einzelheiten genauer betrachten, sehen wir, dass es uns nicht das Mahl des HERRN, sondern etwas ganz anderes bildlich darstellt.
„Passah” bedeutet „Vorübergehen” (V. 11c-13): Jehova ging in jener Nacht durch das Land Ägypten und schlug alle Erstgeburt; aber überall, wo Er das Blut des geschlachteten Lammes an der Oberschwelle und an den beiden Pfosten, an den Häusern, sah, ging Er an der Tür vorüber und erlaubte dem Verderber nicht, in die Häuser zu kommen, um zu schlagen (V. 7.13.22 u. 23). Alle, die in diesen Häusern waren, waren geschützt vor dem Gericht durch das Blut des geschlachteten Lammes. Das war der Hauptgedanke der Feier.
Dem fügten sich aber noch zwei Sachen an, ohne die das Bild unvollständig wäre:
So vor dem Gericht geschützt durch das Blut des geschlachteten Lammes, sollten sie dieses Lamm essen, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot mit bitteren Kräutern, nichts davon roh, und keineswegs im Wasser gesotten, sondern am Feuer gebraten (V. 8 u. 9): Sie nährten sich von dem geschlachteten Lamme, und zwar in der allein dem Sinne der Handlung entsprechenden Form und mit den angemessenen Beigaben. Und also sollten sie es essen: Ihre Lenden gegürtet, ihre Schuhe an ihren Füßen und ihren Stab in ihrer Hand; und sie sollten es essen in Eile (V. 11): Sie waren fertig zum Weggang und aßen das Lamm in der beständigen Erwartung des Rufes zum Aufbruch.
Aus diesen hervorgehobenen Zügen ist klar erkennbar, was das Passah vorbildet: Als erstes, dass der Glaubende durch das kostbare Blut Christi errettet ist von dem Gericht, welches alle die treffen wird, die nicht geglaubt haben. Er ist gedeckt durch das Blut Dessen, der an seiner Statt das Gericht erduldete. Als zweites: Als Erretteter nährt er sich nun von Ihm, d. h. findet nun sein Herz seine alleinige, aber völlige Befriedigung in Ihm, und zwar nicht als einem bloß, wenn auch alle anderen überragenden, vorzüglichen Menschen und auch nicht als einem Märtyrer, sondern als Dem, der für ihn durch Gericht und Tod gegangen ist, und in Verbindung hiermit unter Verurteilung und Reinigung von allem Bösen und in dem Bewußtsein, dass es seine Sünden waren, derentwegen Er leiden mußte. Und als drittes: Als solcher, der sich durch Sein kostbares Blut errettet weiß und sich nun von Ihm nährt, ist er jederzeit und völlig bereit, diesen Schauplatz der Sünde und des Todes zu verlassen, um dorthin zu gehen, wo Er ihm die Stätte bereitet hat, und wartet er beständig auf diesen herrlichen, ersehnten Augenblick.
Das alles sind wunderbare Segnungen, die uns durch Ihn geworden sind: unsere Errettung, unsere geistliche Speise, unsere herrliche Hoffnung; und wenn wir mit diesen Dingen beschäftigt sind, sind wir mit uns beschäftigt. So war es bei der Feier des Passah: Es war eine Feier zum Gedächtnis daran, dass Jehova an den Häusern der Kinder Israel in Ägypten vorüberging, als Er die Ägypter schlug und die Häuser der Kinder Israel errettete; es war ein Gedächtnis an ihre Errettung. Aber so ist es nicht bei dem Mahle des HERRN. Bei diesem sind nicht unsere Errettung, nicht die uns durch Ihn gewordenen Segnungen der Gegenstand, sondern nur Er Selbst. Als Er das Mahl einsetzte, sagte Er Seinen Jüngern: „Dieses tut zu Meinem Gedächtnis.” Unser Blick ist dabei auf Ihn gerichtet; Er steht vor unserem Auge als Der, welcher am Kreuze für uns litt und starb. So oft wir von dem Brote essen und von dem Kelche trinken, verkünden wir Seinen Tod; aber nicht, um damit unsere Errettung zu rühmen, sondern um Seine darin so vollkommen zum Ausdruck gekommene Liebe zu preisen und damit Ihn zu verherrlichen!
Wir sehen, dass es durchaus nicht zutreffend ist, in dem Passah ein Vorbild auf das Mahl des HERRN zu sehen, dass es aber ein schönes Bild ist von der Errettung durch das kostbare Blut Christi und von gewissen Wesenszügen des sich daranschließenden Glaubenslebens.
In letzterer Beziehung möchten wir nur noch ganz kurz auf die in den Versen 15-20 gegebene Vorschrift betreffs des Essens von Ungesäuertem hinweisen. Von dem ersten Tage an, an dem das Passahlamm geschlachtet wurde, bis zu dem siebenten Tage, sieben Tage lang, durfte nur Ungesäuertes gegessen werden und kein Sauerteig im Hause sein; aller Sauerteig musste weggetan sein. Das war das „Fest der ungesäuerten Brote”. Wir wissen, dass im Worte Gottes der Sauerteig immer ein Bild des Bösen und die Zahl sieben die Zahl der geistlichen Vollkommenheit ist. Darum sehen wir in dieser Vorschrift ein Bild davon, dass der Erlöste von dem ersten Tage seines Glaubenslebens an und das ganze Glaubensleben hindurch bis zum Ende alles Böse hinwegtun und sich davon rein erhalten soll und dass auch in der Gemeinde nichts Böses geduldet werden darf. So schrieb Paulus in 1. Kor. 5,6-8 den Korinthern, und sagt er uns: „Wisset ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert? Feget den alten Sauerteig aus, auf dass ihr eine neue Masse sein möget, gleichwie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mir altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit.” Wir haben das „Passah” erlebt und leben nun das „Fest der ungesäuerten Brote”. O dass wir letzteres durch Seine Gnade immer und immer mehr tun möchten! Wir tun es nicht dadurch, dass wir beim Mahl des HERRN Brot verwenden, welches ohne Sauerteig bzw. ohne Hefe zubereitet ist, und ungegorenen Wein trinken - das ist es nicht, worum es sich handelt (s. hierzu „Handreichungen” Bd. 9, S. 231-234), sondern durch einen Wandel im Lichte, in Ihm, in wahrer Verurteilung alles Bösen und Trennung und Reinerhaltung von allem Bösen! Und wenn wir so „Festfeier halten” (wozu wir in 1. Kor. bereits in Kap. 5 ermahnt werden!), dann können wir mit glücklichem Herzen das Mahl des HERRN halten (was wir dann erst in Kap. 11 vor uns haben)! -
Th. K.