Öffentlicher Verkehr Gläubige und Ungläubige

Wie begegnet der Gläubige praktisch gegebenenfalls dem Unglauben im öffentlichen Verkehr? (Ps. 14,1; 1; Kor. 1,18.)

Antwort A

Diese Frage kann besonders dazu dienen, uns Gläubige in unserem praktischen Christentum etwas vorwärts zu bringen. Da die Antworten darauf so vielseitig sein können, will ich nur einige Gedanken äußern, welche mir besonders wichtig sind. Am besten kann man dem Unglauben begegnen durch deinen lebendigen Glauben. Und dieser äußert sich in einem Lebenswandel, welcher anders ist als der der Ungläubigen oder auch der Namenschriften. In erster Linie gehört dazu vielleicht das „Bekennen”. Wir dürfen unser Christentum nicht in der Tasche tragen; denn mit dem Munde wird bekannt zum Heil (Röm. 10,10). Zu unserem Heil, - aber auch die Ungläubigen haben etwas von unserem „Bekennen” (vgl. 2. Kor. 2,16). In der Ewigkeit wird es einmal offenbar werden, dass beides der Fall war. Dazu gehört aber auch, dass die Gläubigen bekannt sind bei den anderen Menschen. O, möchte es uns ähnlich gehen wie unserem HERRN in Mk. 7,24: „Er konnte nicht verborgen sein”. Vielleicht ist es uns manchmal ganz angenehm, dass unser Christentum bei gewissen Spöttern verborgen bleibt, sei es, damit unsere Person nicht abfällig beurteilt werde, oder sei es aus irgend einem anderen Grunde. Aber ist das richtig? Es ist eine bekannte Tatsache, dass man mitunter sofort die Verachtung und den Haß der Welt auf sich lenkt, wenn man etwas von dem Herrn Jesus sagt. Der HERR sagt ja in verschiedenen Stellen, zum Beispiel in Mt. 10,22: „Ihr werdet von allen gehaßt werden um Meines Namens willen”. Und doch ist auch das Gnade, wenn wir ein wenig um Seines Namens willen leiden können. Die Apostel gingen voll Freude hinweg, weil sie gewürdigt waren, für den Namen des HERRN Schmach zu leiden (Apg. 5,41). Glückselig sind wir, wenn das auch bei uns Tatsache ist (vgl. Phil. 1,29). Das ist unser Vorrecht, denn in welchem Maße wir mitleiden, in dem Maße werden wir auch mitverherrlicht werden (vgl. Röm. 8,17), also auch noch Lohn empfangen. Wie gut ist der HERR, wo es eigentlich sich nur um unsere Pflicht handelt. Vielleicht beherzigen wir das noch zu wenig. Auf etwas möchte ich den Finger noch besonders legen, weshalb wir der Schmach Christi manchmal aus dem Wege gehen. Das ist die Scham. Liebe Geschwister, lasst es einmal ausgesprochen werden: In unserem Leben kommen Situationen vor, wo wir uns schämen, den Namen des Herrn Jesus zu bekennen. Das grenzt an Verleugnung. Lieber Bruder, liebe Schwester! Warst du einmal in der Fabrik, Werkstätte oder auf der Reise, in einem Kreise, wo der Name des HERRN in den Kot gezogen wurde? oder in einem Kreise von Fluchern oder auch nur „Ach-Gott”-Sagern? Hast du da die Menschen unaufgefordert aufmerksam gemacht? Vielleicht entgegnen mir einige Geschwister: man solle die Perlen nicht vor die Schweine werfen (Mt. 7,6). Ja, mit diesem Wort entschuldigen wir uns so gern. Aber wenden wir das oft nicht falsch an? Wohl gehört Weisheit zum Reden wie auch zum Schweigen. Aber wenn wir einmal eine Gelegenheit, wo wir etwas von Ihm sagen konnten, verpaßt haben, dann pocht das Gewissen, dann mahnt der Heilige Geist. Aber das Reden und Bekennen tut es allein nicht. Es müssen auch gute Werke dabei sein. Auch die Ungläubigen haben ein Recht, nächst Gott und den Gläubigen, gute Werke von uns zu verlangen (Gal. 6,10). Durch eine Aufmerksamkeit, Gelindigkeiten (Phil. 4,5) oder Wohltaten, welche man ihnen tut, kommt man weiter als durch alleiniges Reden. Überhaupt müssen Wort und Tat Hand in Hand gehen. Dazu ein kleines Beispiel: Wenn man in der Bahn fährt im vollbesetzten Wagen und an die Umstehenden Traktate verteilt, kann man die Wahrnehmung machen, dass dieselben oft zerknittert in die Tasche geschoben oder gar weggeworfen werden. Woran liegt das? Ich glaube, zum Teil an uns. Ich möchte gern einen Fingerzeig geben, wie es besser ist. Man steht zuvor auf (natürlich, wenn es die Gesundheit erlaubt), überlässt einem anderen seinen Sitzplatz, und überreicht mit einem guten Wort einen Traktat. Da kann man die Erfahrung machen, dass er in Ruhe gelesen wird. Oft kommt man auch dadurch in ein anregendes Gespräch, wobei man den Seelen den Weg zum Heil zeigen kann. Solcher Gelegenheiten gibt es viele. Es gibt aber auch Ungläubige, welche sich erhaben dünken und uns als „Dumme”, ja als geistig „Zurückgebliebene” bezeichnen. Das sollte uns nicht stören. Diese richtet Gottes Wort. „Der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott.” Wie verhalten wir uns nun solchen gegenüber? Im großen Ganzen trifft das schon Gesagte auch für sie zu. Wohltaten erweisen, auch wenn sie uns verlachen! Und wenn sie es fordern, Rechenschaft ablegen von der in uns wohnenden Hoffnung (1. Petr. 3,15), dazu gibt Gott bestimmt Gnade. Oder wenn jemand eine ernsthafte Aussprache haben will, sie ihm unter allen Umständen zu gewähren, natürlich unter Gebet (vgl. Nehem. 2,4). Wir haben keinen Grund, uns davor zu fürchten. Der Herr reicht ungeahnte Kraft dar. Aber alles mit dem HERRN tun, und sich stets unter Seine Geistesleitung stellen, dann führt Er alles herrlich hinaus.
W. B.

Anmerkung des Schriftleiters

Zu dieser leider einzigen eingegangenen Antwort möchte ich hinzufügen: „Gehe hin und tue desgleichen!
Ferner ein paar praktische Winke.

Wenn wir nicht durch des HERRN Wort, das „unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Pfad ist” (Ps. 119), unterwiesen und durch Seine genügende Gnade befähigt (2. Kor. 9,8 und 12,9) uns getrennt halten vom Wesen der Welt, so können wir der Welt nichts sein, kein Salz, kein Licht! während der HERR uns sagt, dass wir beides sind (Mt. 5,13-16). Wie wichtig also, selbst im Lichte zu wandeln, wie Er im Lichte ist, und das reinigende Wort des Christus reichlich in uns wohnen zu lassen! (1. Joh. 1,7[-9]; Kol. 3,16 u. a.)

Es ist wichtig, dass die uns umgebende Welt uns nicht nur kennt als „Fromme”, sondern als treue Menschen, treue, freudige Christen (vgl. Daniel und seine drei Freunde!). Soll unser Zeugnis, sowohl das freiwillige wie das geforderte, Wert haben, so muss unser Wandel sich sehr deutlich unterscheiden von dem der anderen, und das bezieht sich auf alle Lebensgebiete! Ein Christ sollte nicht in religiöser und politischer Hinsicht praktische Gemeinschaft machen mit gott- oder gar christusfeindlichen Genossenschaften! „Was nicht aus Glauben ist, ist Sünde” für uns, so oder so!

Bei christlichen Unterredungen sowohl mit ganz Fernen wie schon christlich Angefaßten befleißige man sich eines herzlichen Tones -! Schimpfen soll ein Christ nicht, auch nicht auf die Obrigkeit, selbst nicht, wenn sie seiner Ansicht nach alles verkehrt zu machen scheint. (Wie ernst redet das Wort in 1. Petr. 2,13ff.; Röm. 13,1ff.; 1. Tim. 2,1ff. - Fürbitte!- Titus 3,1! u. a.) Das schon in Antw. A erwähnte Wort von dem „Werfen der Perlen vor die Säue” wird meist ganz falsch gebraucht, vgl. Jahrb. V, Frg. 16 - vielmehr sollten wir die Wahrheit verkündigen „zur gelegenen und zur ungelegenen Zeit”, was aber nicht bedeutet, dass wir ungezogen sein dürften. Aber möchten wir auch nie die halbe Wahrheit predigen, sondern wirklich versuchen, wie der vor sechs Jahren entschlafene teure Br. v. Viebahn auf seinem Sterbebett einem jungen Bruder zum Abschied sagte, „die Menschen mit dem Herrn Jesus in Berührung zu bringen”. - Möchten wir ihnen den Gekreuzigten und Auferstandenen bringen, wenn das Wort vom Kreuz auch den meisten eine Torheit oder ein Ärgernis ist (1. Kor. 1,18). Möchten wir ihre Gewissen zu treffen versuchen! Über Sünde und Gnade müssen wir mit ihnen reden!

Die Schrift müssen wir kennen, geliebte Geschwister. Eine wissenschaftliche Waffenrüstung kann gewissen Menschen gegenüber eine Hilfe sein, aber nur, wenn solche, die in solcher Rüstung „gehen” können (1. Sam. 17,39), sie brauchen. Sie darf nie Hauptsache sein, andererseits darf der Zweifler auch nicht denken müssen, die Heilige Schrift hätte das echte Licht der Wissenschaft zu fürchten, enthält sie selbst doch die tiefste Erkenntnis, nämlich die Erkenntnis Gottes und Seines Willens! (Kol. 1,9.10 u. a.) Und der wahre Glaube an Christus ist - so widersinnig das klingt - das höchste und erhabenste Wissen, man vgl. nur Hebr. 11! Vorträge etwa von Ungläubigen u. dgl. zu besuchen, möchte ich nie anraten, wenn eszu dem Zwecke geschehen soll, um anderen damit zu helfen, es sei denn, dass man selber genügend wissenschaftlich durchgebildet ist, um solchen - oft satanischen, dämonischen - Gefahren zu begegnen, und wenn man weiß, dass man um jemandes willen einmal (nie öfter!) hingehen soll (nach 1. Kor. 10,27ff.); aber man täusche sich ja nicht selber! man bilde sich nichts ein! Wer sich - leichtfertig - in Gefahr begibt, kann darin leicht umkommen. Und ebenso wie der Apotheker nicht die Aufgabe hat, seinen Giftschrank durchzukosten, um zu wissen, wie das Gift wirkt und ob's überhaupt Gift ist, so auch wir nicht, die wir in vielleicht 99 von 100 Fällen vorher ganz genau wissen, um was es sich dabei handelt, und die wir vor der Lüge warnen können, weil wir die Wahrheit kennen und haben, und nicht etwa, weil wir jede Form der Lüge kennen oder kennen müßten (vgl. Joh. 10,4.5; das oft verkehrt angewendete Wort 1. Thess. 5,21 ist in Jahrb. VI, Frg. 20 behandelt!).

Sich an öffentlichen Diskussionen zu beteiligen ist meist ganz zwecklos (2. Tim. 2,23-26). Wo man glaubt, es tun zu sollen oder nicht ausweichen zu können, muss man es auch haben hinauszuführen, damit nicht Schande auf den Namen des HERRN kommt; besser, man geht, soweit man es vermeiden kann, gar nicht an solche Plätze! Ps. 1! Manchmal ist „Fliehen” besser als Kämpfen! Es ist manchmal auch entschieden besser, offen zuzugeben, dass man etwas nicht weiß oder kennt, als immer und überall „in allen Sätteln gerecht” erscheinen zu wollen! Aber was wir Gläubige wissen, das dürfen und sollen wir auch anderen mitteilen, soweit der HERR uns Gelegenheit gibt. Und dann mutig vorwärts, Sein Geist gibt uns das Reden von Dem, den unsere Seele liebt (vgl. meinen Aufsatz: „Gebt ihr ihnen zu essen!” in Heft 4 d. J.!). Noch eins: Bibeln und wirklich gute Bücher, wie z. B. solche von Bettex, verschenken, soweit Möglichkeit, ist auch ein gutes Verhalten des Gläubigen dem modernen Unglauben gegenüber. Aber man gebe Bibeln, Testamente, Bücher, Traktate nur betend weiter!
Genug mit diesen Winken, die sich jeder leicht durch weiteres ergänzen kann.

Der HERR schenke jedem von uns an seinem Teile Gnade in dieser finsteren, sündigen, ungläubigen Welt, Seine Zeugen zu sein durch Wort und Werk und alles Wesen! (Vgl. noch Kol. 4,5.6!)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 8 (1921/22)