Musterung 2. Mose 30,11

Was bedeutet die Musterung in 2. Mos. 30,11-16 sowie die Sühne, die jeder zu den Gemusterten Übergehende bringen musste?

Antwort A

Die angeführte Stelle steht im Zusammenhang mit den Anweisungen, die Mose während jener 40 Tage und Nächte auf dem Berge von Jehova empfing und die den Bau des Heiligtums Jehovas betrafen. (Kap. 25,8.9) Das bei diesem Bau zu verwendende Silber stammte von dem Hebopfer jener Gemusterten. In 2. Mose 38,25-28 finden wir das Gesamtgewicht, die Gesamtzahl derer, von denen es erhoben wurde, und endlich die Art der Verwendung.

Die Hälfte eines Sekels” Silber ist gleich „Sühne seiner Seele” für Jehova. Jeder musste es bringen, alle mußten es gleichmäßig tun, keiner für den anderen, jeder für sich. Mehr durfte nicht gebracht werden, weniger konnte nicht angenommen werden. Alle bedurften derselben Sühnung, und die gleiche Sühnung genügte für alle. Und dieses Silber wurde (am Bau der Wohnung verwandt) zu einer beständigen Sühnung für die Kinder Israel „zum Gedächtnis vor Jehova”. (2. Mose 30,16)
Welch ein treffliches Bild von Dem, den die Liebe Gottes gesandt als „eine Sühnung für unsere Sünden”!

(1. Joh. 4,10) Ja, das kostbare Blut Christi, und dieses Blut allein, ist gleichsam „die Hälfte eines Sekels”, die Sühne unserer Seelen. Siehe da, unser gemeinsames Anrecht vor einem heiligen Gott, dargebracht von Einem für uns alle, die nichts zu bringen vermochten! Jeder bedarf es, für alle reicht es aus. Mehr braucht es nicht, weniger genügt nicht. Keiner kann für den anderen glauben, jeder muss persönlich kommen. „Keineswegs vermag jemand seinen Bruder zu erlösen ...” (Ps. 49,7.8) Alle, die je als Sünder im Glauben Gott nahten und noch nahen, haben Anspruch, ein Anrecht auf das teure Blut Christi, „die Hälfte eines Sekels” als Sühnung für ihre Sünden. Lies Röm. 3,23-25! Handelt es sich jedoch um unsere Fähigkeiten, d.h. das Erfassen und Genießen der uns von Gott geschenkten Dinge, das Eindringen in all die Herrlichkeiten Seiner Gnade durch den einzelnen, so herrscht nicht Gleichheit, sondern große Verschiedenheit. Hier genügt u. U. das wenige, was die „Hand des Gelobenden aufbringen kann”. Lies 3. Mose 27,1-8!

Die in dem unserer Frage zugrunde liegenden Wort erwähnte Musterung wird uns nicht weiter geschildert, obwohl sie stattgefunden haben muß. Um die Bedeutung des Wortes „Musterung” zu verstehen, müssen wir uns zu dem 4. Buch Mose wenden. In Kapitel 1 dieses Buches wird uns ein geradezu erhabenes Schauspiel vor Augen geführt. Die Heere Israels treten in der Wüste Sinai zu einer Musterung an. (Vers 1-3) Diese Heere betrachtet später ein David in 1. Sam. 17 mit Augen des Glaubens und spricht von ihnen (obgleich sie sich vor den Feinden fürchten) als von den Schlachtreihen Israels, deren Gott „Jehova der Heerscharen” heißt. (V. 45) Das will in bezug auf 4. Mose 1 sagen:

Jehova der Heerscharen mustert in der Wüste Sinai Seine Heere.
Es ist eine genaue Bestandsaufnahme nach Zahl und Namen. In 2. Mose 12,37 werden sie nur geschätzt (bei sechshunderttausend), hier werden sie nach „Köpfen” gezählt, und ihre genaue Zahl ist 603550. (V. 46) In diesem Kapitel finden wir also die Musterung der Heere Israels, in Kapitel 2 die Ordnung ihres Lagers, ... ringsum die Wohnung Jehovas, in Kap. 10,11 20 Tage nach der Musterung ihren ersten Aufbruch und ihre Marschordnung. Sie sollten die Streite Jehovas streiten. (1. Sam. 25,28) Und auf kürzestem Wege gedachte Jehova der Heerscharen Seine Heere zum Sieg über die Feinde und damit in den Besitz des verheißenen Landes zu führen. Bereits in Kap. 13 werden Kundschafter ausgesandt. Aber ach, wie schnell fand dieser Vormarsch einen jähen Abbruch in Kap. 14! Dem ganzen Heer wird verheißen, dass es aufgerieben werden würde in der Wüste! (4. Mose 14,29) Welch ein Vorrecht! Aber auch welch eine Verantwortung! Das dürfte für uns die Nutzanwendung sein. So groß das erste, so groß die letztere. Und das war wohl der Sinn und die Bedeutung jener Musterung. Durch sie sollten die eigentlich Verantwortlichen in Israel
herausgestellt werden. Die Gesamtzahl der in 4. Mose 1 Gemusterten ist 603550. Die Ziffernsumme hiervon ist = 10 (Der Verfasser meint die „Quersumme” genannte Zahl, und zwar die in der kleinsten oder letzten Zusammenziehung: 603550 in Quersumme ergibt zunächst 19; davon wieder die Quersumme ist 10; so auch nachher! Die Quersumme bei biblischen Zahlen zu ziehen ist keine wertlose Spielerei, sondern öffnet oft, wenn auch nicht immer, den Weg zu tiefen Geheimnissen! (Vgl. z. B. Esra 2,65! Qu. = 37 = 10, d. i. Verantwortlichkeit!) (Der Schriftl. F. K.)), d. h. Verantwortlichkeit. Das in 4. Mose 26 gemusterte Heer der inzwischen herangewachsenen jungen Geschlechter hatte eine Gesamtzahl von 601730. (V. 51) Hier ist die Ziffernsumme = 8 (Der Verfasser meint die „Quersumme” genannte Zahl, und zwar die in der kleinsten oder letzten Zusammenziehung: 603550 in Quersumme ergibt zunächst 19; davon wieder die Quersumme ist 10; so auch nachher! Die Quersumme bei biblischen Zahlen zu ziehen ist keine wertlose Spielerei, sondern öffnet oft, wenn auch nicht immer, den Weg zu tiefen Geheimnissen! (Vgl. z. B. Esra 2,65! Qu. = 37 = 10, d. i. Verantwortlichkeit!) (Der Schriftl. F. K.)), d. h. Neu-Anfang. Es waren ja auch die neuen Geschlechter, das neue Heer, dem das Land nunmehr als Erbteil zufiel.

Gottes Volk, damals und heute, erlöst, versöhnt, befreit, geheiligt und verherrlicht, ist berufen, hier auf Erden die Schlachten Jehovas zu schlagen, ein „Streiter Jesu Christi” zu sein im Kampf des Lichtes gegen die Finsternis, der Wahrheit gegen die Lüge. Sein Licht und Seine Wahrheit, Seine Gnade und Seine Herrlichkeit auf Erden zu bezeugen nach Seinen Gedanken und Seiner musterhaften Ordnung, ja, das ist unser Vorrecht und das unsere Aufgabe. Etwas unter seinesgleichen zu bezeugen ist nicht schwer. Doch inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechtes als Lichter des Himmels das Wort des Lebens darzustellen (Phil. 2,15.16), unter Wölfen ein Schaf (Mt. 10,16), unter Dornen eine Lilie (Hohelied 2,2), in Babel ein Daniel, im Hofe des Hohenpriesters ein unerschrockener Zeuge für den verworfenen Christus zu sein, zu Seinem Worte zu stehen, wenn andere abweichen, ja, „treue Leute” (2. Tim. 2,2) zu sein, wenn tausend andere untreu sind, ja, das erfordert großen Mut. Und das ist heute unser Kampf, Gottes heiliger Krieg, „die Streite Jehovas”. Unser Vorrecht und unsere Verantwortung!

Zwar sind auch heute die „Heere Israels” in sich selbst zerrissen und entzweit, und Hilfe ist von ihnen nicht zu erwarten. Aber gerade das waren damals und sind heute die Tage der Helden, wo die persönliche Treue der einzelnen hervortritt, wenn das Ganze versagt. Gottes Glaubenshelden standen von jeher allein, aber sie traten ein für alle (vgl. nochmals 1. Sam. 17!). lasst uns solche sein und immer mehr werden! Bald kommt die letzte Musterung, der letzte große Aufbruch beim Klang der Posaune, bald kommt der Herr, und Sein Lohn mit Ihm! (Off. 22,12)
F. Kpl.

Antwort B

In Verbindung mit Frage 13 („Gesetzeserfüllung”) in Jahrbuch 5 (vergriffen!) gab unser Bruder W. W. eine schöne Erklärung zu jenem Sühnegeld, die ich hier mit hersetze!
Der Schriftl. F. K.
Die alttestamentliche Anordnung vom Sühngeld wird uns in 2. Mose 30,11-16 vor Augen gestellt. Gott Selbst hielt da gleichsam die Waage; Er erlaubte es nicht, dass sich der Israelit selbst abschätzte, er konnte und durfte nicht nach eigenem Ermessen sagen: Soundso viel ist genug! Nein! Ein halber Sekel reinen Silbers, und zwar nach dem Gewicht des Heiligtums - das war Gottes Anordnung!

So fordert Gott heute nichts Geringeres und nichts anderes als das volle Gewicht des von Ihm bestimmten echten Lösegeldes, nämlich das Blut Jesu Christi, von jeder Seele und für jede Seele. Er kann, was der Mensch etwa bestimmen und geben wollte, selbst wenn es das Beste wäre, nicht annehmen, weil es niemals an die Erfüllung des Gesetzes heranreicht. Es hatte nimmer das Gewicht des Heiligtums, es wäre unechtes Geld, eine falsche Münze, Schaum und Schlacken. Dies Blut und nur dies Blut ist der einzige vor Gott gültige Preis. Alles, was diesen Wert und Preis nicht erreicht, und jeder, der diesen echten Preis nicht bringt, bleibt unter dem Fluche; sein Urteil lautet wie das über den babylonischen König Belsazar, das ihm der HERR mit Flammenschrift an die Wand setzen ließ: „Du bist gewogen und zu leicht erfunden!

Dieses Sühnungsgeld ward in gleicher Höhe von dem Armen wie von dem Reichen und umgekehrt erhoben. Der Reiche, der leicht mehr als einen halben Sekel, der zehn, zwanzig und darüber hätte geben können, durfte doch nicht einen halben Gera mehr, der Arme aber auch nicht einen halben weniger darlegen. Hier standen sie alle ohne Ausnahme auf derselben Stufe vor Gott.

So ist es in bezug auf unsere Erlösung; ob arm oder reich, gelehrt oder ungelehrt, jung oder alt, moralisch oder unmoralisch, ein nach unserer Schätzung großer oder kleiner Sünder, - alles ist hier vollkommen gleich. Alle stehen auf derselben Plattform und tragen den einen gemeinsamen Namen: „Sünder”. Darum erkennt Gott auch keinen anderen Preis für jeden unter ihnen an als den, der Sünder frei macht: „Sie werden umsonst gerechtfertigt durch Seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist.” (Röm. 3,24) Der Mann mit dem guten Willen und die Frau mit dem zarten und weichen Herzen, auf welches sie sich vielleicht etwas zugute tut, brauchen ebensogut das Blut Christi als Lösegeld wie der Dieb und Mörder, wenn sie gerettet werden wollen; gerade so wie jenes elende Frauenzimmer mit ihrem geschminkten Angesicht und ihrer frechen Stirn, wie jene Person, von der vielleicht jüngst beim Vorübergehen gesagt wurde: „Armes, verlorenes Wesen!” Der eine und selbe Preis ist nötig für die einen wie für die anderen; hier ist „kein Unterschied”, „kein Ansehen der Person”.
W. W.

Anmerkungen des Schriftleiters

Wie schön sind diese Antworten, wie schön und belehrend vor allem auch die miterfragte Auslegung über die Musterung (von einem neugewonnenen Mitarbeiter)! Man könnte wünschen, dass diese Partie noch etwas ausführlicher gehalten wäre, damit sie in ihrer Bedeutung noch klarer würde! Aber sie genügt uns auch so!
Noch einige praktische Hinweise und Anwendungen!

Ich habe mich bei Antwort A in der Fußnote zu der Quersummenfeststellung geäußert. Nicht dass ich nun hier noch näher auf eine Erklärung derselben eingehen will, aber ich möchte noch etwas in dieser Hinsicht zeigen: Wir sehen, dass die beiden Musterungen in 4. Mose 1 und 26 eine verschiedene Zahl ergaben. Merkwürdigerweise aber ist die Zahl, die Antwort A m. E. richtig die des Neuanfangs nennt, trotz der bekannten Fruchtbarkeit des Volkes Israel nicht die größere, sondern die kleinere. Der Unterschied ist freilich nicht bedeutend, aber er ist da. Aber wieviel beträgt er? 1820 Mann! Ziehe die Quersumme: 11 = 2! 2 aber hat eine doppelte Bedeutung in der Schrift (vgl. hierzu meine Aufsätze: Jahrb. 13, Seite 7ff. und 83ff.): Einmal ist es die Zahl der Zeugenschaft, indem aus zweier (oder dreier) Zeugen Mund eine Sache bestätigt werden soll (vgl. 5. Mose 17,6; 19,15; Joh. 8,16 u. a.), und dann ist es die Zahl der kleinsten Gemeinschaft, gemäß Mt. 18,20, „wo zwei (oder drei) versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich in ihrer Mitte”. Wie wunderbar ist also obige Differenz zwischen den beiden Musterungen! Gott will sowohl mit diesem geringeren Neuanfang Seine Gemein-schaft machen, als auch will Er ihn als Seinen Zeugen gebrauchen ...

Aber gehören wir alle dazu? Gehören wir zu den Gemusterten des HERRN, d. h. im neutestamentlichen Sinne zu denen, die Christi Geist haben und Sein eigen sind (Röm. 8,9), zu denen, die gewaschen in Seinem Blute, Kinder Gottes sind? usw. Dass wir doch ja keine - geistlich verstanden - „Simeoniten” seien! Wie das? Nun - bei den einzelnen Stämmen waren zwischen beiden Musterungen Unterschiede (teils Plus, teils Minus) bis zu rd. 12000 Mann, aber bei Simeon betrug der Unterschied - und zwar Minus (weniger!) - 37100 Mann! Er sank zusammen auf 22200 Mann (Quersumme 6 = Zahl der Menschen!), und im Segen Mose (5. Mose 33) fehlt er ganz!! Ich will hier keine Untersuchung über diese Tatsache anstellen, zumal der Stamm Simeon in Off. 7 wieder genannt ist, aber bemerkenswert ist diese Entwicklung doch, und vielleicht spricht sie zu unserem Herzen oder zu unserem Gewissen und stellt uns vor die Frage, ob wir „treu” sind oder nicht, und ob wir in unserem Dienst für den HERRN in des HERRN Kriegen unseren Platz behaupten oder nicht! Dass es doch nicht dem Feind gelinge, uns etwa durch böse Lehren oder durch lockeren Wandel schwächer und immer schwächer werden zu lassen bis zur Erfahrung etwa von 1. Kor. 3,15! Vergessen wir doch nicht, mit welchem Kaufpreis - „nach dem Sekel des Heiligtums” - wir von dem nichtigen Wandel nach der Welt und nach den Vätern erlöst sind (vgl. 1. Petr. 1,13-19!)! Wandeln wir demgemäß? Kämpfen wir so? Sind wir Gemusterte? Gemusterte, die die volle Sühne gebracht haben, d. h. für die sie stellvertretend gebracht ist von Ihm, Christo Jesu? Vieles ließe sich hier anfügen, aber ich will schließen mit der Wiedergabe (aus dem Gedächtnis) jener kleinen Begebenheit, die sich vor dem Kriege wohl in einem deutschen Lazarett zutrug.

Dort lag ein Soldat, oder war's ein Matrose oder Seesoldat, schwerkrank (oder verwundet) darnieder. Es ging zu Ende. Mit einem Male rief der Sterbende laut und klar aus: „Hier!” Gefragt, was er meine, sagte der teure Bruder im HERRN, wie erwachend aus dem Fiebertraum - und doch war's etwas anderes: „O, eben wurde droben die himmlische ‚Stammrolle‘ verlesen, und es wurde mein Name aufgerufen, und da musste ich doch ‚Hier!‘ rufen!” - Ja, das musste er! Und du, mein Leser - wir alle - Brüder und Schwestern - wenn heute der HERR kommt, sind wir alle da? Oder wo sind wir jetzt? Wo und wie stehen wir? Sind wir gemustert, und sind wir treu? Ist die Sühne bezahlt? Sind wir unter ihrer Deckung? - Über jene kleine liebliche Begebenheit wurde damals ein schönes Lied gedichtet und komponiert, und da heiß‘s im Chor stets: „Wenn der HERR die Namen rufet ... durch die Gnade meines Heilands bin ich da!” - Und wir?
Wachet, stehet im Glauben, seid männlich, seid stark! Alles bei euch geschehe in Liebe!” (1. Kor. 16,13.14)
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 17 (1932)