Müssen Gotteskinder sich alles gefallen lassen?

Wir senden Ihnen Kopien eines Rechtstreites, der nun schon über fünf Jahre dauert. Es geht um einen Erbstreit hinsichtlich der Hinterlassenschaft meiner Schwester, mit der wir ein enges Verhältnis hatten. Sie war eine Freundin Ihres Werkes und hat Sie auch finanziell unterstützt. Vor dem Mauerfall brachte sie oft die Zeitschrift «Mitternachtsruf » oder Bücher von Westberlin über die Grenze nach Ostberlin, was ein Risiko war. Ihr Sohn, unser Neffe, ist im Gegensatz zu seiner Mutter ein sehr habgieriger Mensch. Auch Ihrem Werk gegenüber ist er sehr negativ eingestellt. Er hat ungerechtfertigte Forderungen an uns gestellt und nun durch einen Gerichtsentscheid sogar Recht bekommen. Über diese Art «Rechtssprechung» sind wir sehr enttäuscht!

Es ist sehr schlimm, was man Ihnen angetan hat, aber leider nimmt die Ungerechtigkeit in dieser Endzeit immer mehr zu. Dass wir als Missionswerk oft verkannt und auch verleumdet werden, ist nichts Neues, auch wenn es immer wieder schmerzt, wenn es geschieht. Wir haben jedoch im Laufe der Jahre gelernt, diese Dinge so zu nehmen, wie sie eben sind, eingedenk der Worte der Heiligen Schrift: «Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel …» (Mt 5,39). Und in Bezug auf finanzielle Einbussen: «Denn ihr habt ... den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wisst, dass ihr eine bessere und bleibende Habe besitzt» (Hebr 10,34).

Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Müssen wir denn alles über uns ergehen lassen? Im Prinzip schon, aber nicht ohne dass wir das tun, was unser Herr Jesus tat. Von Ihm heisst es: «Der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet» (1.Petr 2,23). Natürlich dürfen wir gegebene Möglichkeiten ausschöpfen, wenn es darum geht, Ungerechtigkeit an den Pranger zu stellen. Aber irgendwo sind dann doch Grenzen, spätestens dann, wenn irgendeine Sache teure Gerichtsverhandlungen nach sich ziehen würde.

Es ist uns klar, dass dies kein echter Trost für Sie ist, den wir Ihnen hier geben. Aber wir müssen uns immer wieder fragen: Was erwarten wir denn eigentlich von dieser Welt? Dass sie uns in unseren Ansprüchen immer Recht gibt? Nein, die Welt steht nicht auf unserer Seite. Das müssen wir akzeptieren. Wir haben hier auch keine Rechte. Vielmehr steht geschrieben: «Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus» (Phil 3,20) – da sind also unsere Rechte!

Und dann noch etwas: Ihr geldgieriger Neffe geht mit seinem ganzen Geld für ewig verloren, wenn er sich nicht zu Jesus Christus bekehrt. Ist dies nicht viel schlimmer als das, was Sie jetzt hier auf Erden durchmachen müssen?


Beantwortet von: Marcel Malgo
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Februar 2006, Seite 19