Antwort A
Hohe Ehre war Maria als Mutter Jesu zuteil geworden. Aber sie sollte lernen, dass Er, der Sohn Gottes, ihr Heiland und Erretter werden sollte. Durch das Schwert, das mehr als einmal durch ihre Seele ging, wurde sie nicht allein vor Überhebung bewahrt, es wurde dadurch auch ihre Stellung zum HERRN und der Gemeinde gekennzeichnet.
Zum erstenmal durchzuckte sie dieser Schmerz, als sie die Worte vernahm in Lk. 2,49. Sie dachte, ihr Vorwurf: „Warum hast Du uns das getan” sei gerechtfertigt, und erfährt nun, dass sie solchen verdient hatte, und daß, wenn Er auch ihr Sohn, Er zugleich ihr HERR sei.
Tiefer geht das Schwert durch ihre Seele bei der Hochzeit zu Kana. Mehr und mehr muss sie sich äußerlich von Ihm lösen. Das scheinbar harte Wort: „Weib, was habe Ich mit dir zu schaffen” sagte ihr: „Es ist ein höherer, Mein Vater, auf Dessen Wink Ich warte” (Joh. 4,34).
Noch gewaltiger wurde die Kluft, als sie aus Seinem Munde hörte, daß, wer den Willen Gottes tue, Seine Mutter, Brüder und Schwestern seien. Aber die schwerste Zeit war, als man das „Kreuzige” über Ihn rief und Ihn nach Golgatha führte. Dort löst Er völlig das äußere Band durch die Worte: „Weib, siehe, das ist dein Sohn.” Dort schaute sie in Ihm das Lamm Gottes, das der Welt und auch ihre Sünde wegtrug.
L. Th.
Antwort B
Maria sah Jesum so, wie ihr der Engel bei der Geburtsverkündigung gesagt hatte. Sie sah in Ihm den König, der das Reich Israel wieder aufrichten sollte, der der Sohn des Höchsten genannt und dem Gott den Stuhl Seines Vaters David geben wird; deshalb verstand sie die Worte, die Gott durch Simeon sprach, nicht.
Als sie Jesum am Kreuze sah, da ging das Schwert durch ihre Seele - alle ihre Hoffnungen waren dahin. Jesus sah ihren Schmerz, und Er wies auf Johannes hin, der nun ihr Sohn sein sollte. Dies alles sah Simeon im Geiste zuvor, und davon sprach er.
A. T.
Anmerkung des Herausgebers
Wir weisen noch hin auf den ganzen Vers dieser prophetischen Rede Simeons. Die Überlegungen der Herzen sollten durch Jesus offenbar gemacht werden, und auch durch Marias Seele sollte das Schwert gehen. Wodurch werden der Menschen Herzen offenbar? Durch das Wort. Das Wort wird in der Schrift mehrfach mit einem Schwert verglichen, so z. B. in Eph. 6 und in Hebr. 4,12.13! Christus aber ist das fleischgewordene Wort! (Joh. 1,14.) Und wahrlich: was Er redete, und was Er war in dieser Welt - oftmals wird beides zusammen wie ein Schwert gewesen sein, mit dem, wenn sie davon Kunde bekam, das arme, menschlich unverständige Mutterherz der Maria durchbohrt wurde (vergl. z. B. auch Worte wie Mt. 10, 34-39), und wodurch die törichten Überlegungen ihres Herzens offenbar wurden. - Aber sie lernte glauben an Ihn (vergl. Joh. 2,5), und auch sie war später bei der kleinen Schar auf dem Obersaal (Apg. 1,13.14) und durfte glücklichen Herzens warten auf die Erfüllung Seiner Verheißung!