Antwort A
Nach 2. Kön. 1,8 trug Elias einen härenen Prophetenmantel, woran man ihn äußerlich als Propheten Gottes erkennen konnte. (Vgl. Mt. 3,4; 11,13.14; 17,10-13 [Mal. 4,5]; siehe auch Bd. I, 1913, Fr. 12!) Die Kräfte Gottes hängen nicht mit dem Mantel zusammen, wie auch bei Mose nicht mit dem Stabe (2. Mose 4,2ff.; 7,10; 14,15; 17,5ff.; 4. Mose 20,8ff.) als einem Zaubermittel. Der Mantel des Elias ist bei diesen Wundern und Zeichen nicht die Hauptsache. Er war das, was jener Stab Mose dem Volke Israel und Pharao gegenüber sein sollte, ein Zeichen, dass der Besitzer des Stabes wie des Mantels ein von Gott beauftragter und für diesen Auftrag ausgerüsteter Mann sei. Unter dieser Voraussetzung geschahen die Zeichen und Wunder, und das Zufallen des Mantels an Elisa war das Zeichen, dass dessen Bitte um die Übertragung der Gottesaufgabe Elias auf ihn von Gott gewährt wurde. (2. Kön. 2,9.10.13-15.)
F. Th. H.
Anmerkung des Schriftleiters von Teil I
Wenn es uns nach obiger Antwort klar ist, dass der Mantel des Elias eine sinnbildliche Bedeutung, gewissermaßen von Kraftübertragung, Übertragung eines Auftrags hat, was ist dann die praktische Anwendung dieser Sache für uns? Dazu im folgenden einige Winke!
In Elias sehen wir, wie uns schon seine wunderbare Himmelfahrt zeigt, vorbildlich manche Züge von Christo. Die Kraft, die Elias befähigte, vor Königen und dem ganzen Volke, gegenüber Hunderten von Götzenpriestern und angesichts eines abtrünnigen Israels zu stehen und die göttlichen Grundsätze zu bezeugen (vgl. Frage 3 dieses Jahrbuchs!), war der Heilige Geist (vgl. Lk. 1, V. 15 mit V. 17!), der in dem Herrn Jesu wohnte ohne Maß (Joh. 3,34; vgl. Fr. 2, Jahrbuch IV, 1916). Der von Gott berufene Nachfolger des Elias war Elisa, und die göttliche Bestätigung, die diesem durch Elia zuteil wurde, geschah in Verbindung mit der Überweisung des Mantels Elias auf den Elisa (1. Kön. 19,19). Das war gewissermaßen eine vorläufige Bevollmächtigung für seinen Dienst. - Später, bei der Himmelfahrt des Elia, die Elisa sehen durfte, wovon es abhängig sein sollte, ob Elisa ein zwiefaches Maß von dem Geiste Elias bekommen würde (2. Kön. 2,9.10), überkam Elisa gleichsam als letztes Vermächtnis seines scheidenden Meisters dessen Mantel, und sofort erfuhr er, dass derselbe als Sinnbild der Kraft des Elia auch ihm selbst, dem gottergebenen Nachfolger, den wunderbaren Dienst nicht verweigerte (2,13.14; beachte auch V. 15!). Wir dürfen somit, denke ich, in dem Mantel ein äußeres Sinnbild des Heiligen Geistes sehen, der ja im Alten Bunde noch nicht jedem Gläubigen als Gabe verliehen wurde, da Christus noch nicht verherrlicht war (Joh. 7,37-39; Apg.2,38; 1,8 u. a. St.). Wir bedürfen keines äußeren Sinnbildes zur Bestätigung, dass uns der Heilige Geist gegeben ist! Wir sind gesalbt und versiegelt mit Ihm und haben Ihn als Unterpfand unserer Erlösung (1. Joh. 2,20; 2. Kor. 1,21.22; Eph. 1,13.14). Aber doch, glaube ich, haben wir in den Evangelien ein Gegenbild zu jenen alttestamentlichen Vorgängen: Wir sind durch Gottes unfaßbare Gnade die Nachfolger des Herrn Jesu in dieser Welt, wie Elisa der des Elia. Besonders im Johannes-Evangelium hat Er uns den Sachwalter, den Geist der Wahrheit verheißen, der uns in die ganze Wahrheit leiten würde usw. (Joh. Kap. 14-16), und durch Ihn sollten wir Seine, des HERRN, Zeugen hienieden sein (vgl. Joh. 15,26.27 mit Lk. 24,48.49 und Apg. 1,8), und in Stellen wie die ebengenannte Joh. 15,26.27 oder auch nach Seiner Auferstehung Joh. 20,22.23 und Lk. 24,48.49 können wir neben anderen Dingen der Belehrung gewissermaßen die vorläufige Bestätigung zum Dienst sehen, wie sie Elisa empfing bei der ersten Mantelübertragung. Die eigentliche Bevollmächtigung zum Zeugendienst bekamen die Seinen dann nachdem, wie Elisa treu ausgeharrt hatte bei seinem Meister (2. Kön. 2,1-8), auch sie treulich geharrt hatten auf dem Obersaal (Apg. 1,13.14; 2,1), am herrlichen Pfingsttage, als der Heilige Geist wirklich auf sie herniederkam, um aus, bei und in ihnen zu bleiben (Joh. 14,16-18). Und ähnlich, wie Elisa das Werk seines Meisters fortsetzte, aber in einem anderen Charakter, mehr dem der Gnade (Elias mehr in dem des Gerichts) - so haben wir „größere Werke” zu vollbringen (Joh. 14,12-14), aber nicht gelöst von Ihm, sondern durch Seinen Geist erst recht mit Ihm eins und allein in Seiner Kraft und allein zu Seiner Ehre wirkend. Die Gründung Seiner Gemeinde, die Vergrößerung derselben besonders durch die Aufnahme von Gläubigen aus den Nationen (Eph. 2!) und das schriftgemäße Bauen „auf dem Grunde, der gelegt ist” (1. Kor. 3) sind z. B. solche „größeren Werke”. Und wie dem Elisa ein zwiefaches Maß des Geistes Elias zuteil wurde, so ist gleichsam der Geist Christi in zwiefacher Weise uns gegeben und wohnt in uns: einmal in dem einzelnen Glaubenden, dann aber auch in der ganzen Gemeinde der Glaubenden, dem Tempel Gottes. (Vgl. 1. Kor. 6,19 und 3,16.17.) -
Dem sinnenden Schriftforscher mögen sich noch andere Vergleichungspunkte zeigen! Möchten wir gegenwärtig wandeln in der Kraft Christi nach Röm. 8, und möchten wir wirken als Seine bevollmächtigten Zeugen, und zwar als treue Zeugen, solange es Tag ist!
Frage 18
Was ist in Hebr. 6,18 unter den zwei Stücken, die nicht wanken, zu verstehen?
Antwort A
Gott gab dem Abraham die Verheißung, und Seine Verheißungen sind unbereubar, unveränderlich. Das ist schon Grund und Boden genug für uns, um sicher zu stehen. (Mt. 24,35; Tit. 1,2[b]; 2. Tim. 2,13; Röm. 3,4.) Um dennoch dem schwachen, oft armseligen Glauben der Menschen eine weitere unwandelbare Stütze zu geben, tat Gott einen Eid dazu (siehe auch Luther-Übersetzung), auf dass wir zwei unveränderliche Dinge hätten, nämlich das Wort der Verheißung, bekräftigt durch einen Eid Gottes. (Vgl. noch 2. Petr. 1,19.)
K. G.
Antwort B
1. Die Verheißung Gottes. Der Erbe der Verheißung war zunächst Abraham, der Gott glaubte (1. Mo. 22,16.17; Röm. 4,3.17-22). Er bekam den Isaak und in weiterer Folge Jesum, durch den alle Völker gesegnet werden, als sein Erbteil.
In weiterem Sinne ist der Erbe der Herr Jesus: Hebr. 5,5.6; Ps. 2,7; 110,4; Hebr. 6,20. In Kap. 7 wird dies näher ausgeführt. Abraham und der Herr Jesus haben Verheißungen unter Gottes Eidschwur.
2. Der Eid Gottes. Gott bediente Sich des Eides, um Seinen Ratschluß fur uns Menschen fest zu machen. Was Er unter Eid ausgesprochen hat über Abraham und Jesus, das ist von da an unwandelbar. (Hebr. 6,16.)
Jesus Christus, unser HERR, der Sohn Gottes, der Erbe über alles, ist unser Hoherpriester; ein anderer ist nicht mehr nötig; dafür bürgen uns die zwei Stücke: Verheißung und Eid Gottes.
F. Th. H.
Anmerkung des Schriftleiters von Teil I
Obige Antworten beleuchten die Frage genügend, so dass es nicht nötig ist, noch etwas besonderes dazu zu sagen. Ich möchte vielmehr zum Schluß, auch zum Abschluß des Fragenteils dieses Jahrbuchs, noch kurz die Frage berühren, weshalb der Heilige Geist uns hier diese beiden unveränderlichen Dinge (Luther: „Stücke, die nicht wanken”) so nachdrücklich vor Augen stellt. Warum wird hier die dem Abraham und seinen Erben gegebene Verheißung sowie der diese bestätigende Eidschwur Gottes eingeführt? „Auf dass wir einen starken Trost hätten!” Wir nämlich, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung (vgl. V. 11) usw. „Eine Hoffnung, die man siehet, ist keine Hoffnung,” sagt uns Röm. 8,24. Freilich, unsere Hoffnung, von der auch hier in Hebr. 6,18 die Rede ist, ist wie ein Anker, der ins Heiligtum hineinreicht, in ein Heiligtum, wohin der Herr Jesus uns voraufgegangen ist, der dort als unser großer Hoherpriester tätig ist. Aber gleichwohl - da es sich bei der Hoffnung um keinen sichtbaren, mit Händen gemachten Gegenstand (vgl. Hebr. 9,24) handelt, worauf die Juden mit ihren berechtigten irdischen Hoffnungen auf ein irdisches Messias-Königreich doch stets das größte Gewicht legten, so waren diese HebräerChristen in Gefahr, wieder zu den sichtbaren Dingen ihrer früheren Gottesdienste sich zurückzuwenden. Darum sagt ihnen und uns hier das Wort durch den Heiligen Geist: Es ist (nur) eine Hoffnung, unsere Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, freilich - aber für die unumstößliche Sicherheit derselben, für die Sicherheit unserer ewigen herrlichen Zukunft bei Ihm, bürgen zwei ewig nicht wankende, unveränderliche Dinge: Gottes Verheißung und Sein Eidschwur - und diese geben einen starken Trost, einen Trost, wie ihn diese Hebräer-Christen brauchten, und wie wir alle stets ihn brauchen.
Kennen wir diesen Trost? Leben wir in dem Genuß und dem Frieden desselben, und ist demgemäß auch unsere Hoffnung unwandelbar und nicht trügend? Was erwarten wir noch? Erwarten wir noch „bessere Zeiten” in dem „gegenwärtigen Zeitlauf”? Erwarten wir vom morgigen Tage, was der heutige uns nicht brachte? Teure Leser, was ist unsere Erwartung? Erwarten wir Ihn, der da gesagt hat: „Siehe, Ich komme bald”? (Off. 22,20.) Wohl uns, wenn es so ist! Diese Hoffnung trügt nimmermehr, Er hält Sein Wort! „Amen; komm, Herr Jesus!”