Mahl des Herrn

Muß zum Mahl des HErrn ungesäuertes Brot genommen werden? (1. Kor. 11,23-26.)

Antwort A

In der letzten Zeit sind wiederholt Beunruhigungen durch solche Fragen in die Reihen der Kinder Gottes getragen worden.
Dass der HERR beim Passahmahl ungesäuertes Brot hatte und Er dieses bei der Einsetzung Seines Mahles gebrauchte, daran besteht wohl kaum ein Zweifel, ob aber ungegorenen Wein, das ist eine andere Frage.

Diese Fragen aber haben für uns heute keine Bedeutung, da wir in der Feier des Mahles nicht ein Schattenbild des Alten Testamentes zu wiederholen haben. Beim Passahmahl musste ungesäuertes Brot sein, aber des HERRN Mahl ist kein Passahmahl.

Das Passahmahl gehörte der Zeit der Schatten und Vorbilder an, aber nicht mehr der Gemeinde Gottes. Für uns ist es wichtig, dass wir - wie unser ganzes Leben - so auch das „Fest” des Gedächtnisses unseres HERRN „halten nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit” (1. Kor. 5,8). Wenn wir so bei dem Mahl des HERRN gefunden werden, dann verwirklichen wir das, wovon das ungesäurte Brot im Alten Testament ein Symbol und Vorbild war.

Niemals aber in der Schrift finden wir, dass wir die Schatten und Vorbilder des Alten Testamentes wieder aufzurichten haben. Die Schrift sagt nichts von gegorenem und ungegorenem Wein, von gesäuertem und ungesäuertem Brot in bezug auf das Mahl des HERRN. Manche sehen darin, dass in der bekannten Stelle 1. Kor. 11,20-26 etliche der Korinther trunken waren, einen Beweis, dass in Korinth gegorener Wein genommen wurde.

Für die Feier des Mahles bedürfen wir des Brotes und des Kelches. In diesen sehen wir die Liebe des HERRN, der Sich für uns in den Tod gab und dessen wir in dem Essen und Trinken gedenken. Was wir in dem Segnen des Kelches und dem Brechen des Brotes ausdrücken, das finden wir in 1. Kor. 10,16: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?
Wenn die Schrift nur vom „Brot” und dem „Gewächs des Weinstockes” redet, welches Recht haben wir dann, dem noch etwas hinzuzufügen oder gar zu dem Schatten des alttestamentlichen Passah zurückzukehren?

Etliche haben sich so weit verirrt, daß, wenn sie nicht ungesäuertes Brot oder ungegorenen Wein bei der Gedächtnisfeier des HERRN finden, sie nicht daran teilnehmen; sie machen so die äußere Art des Brotes und Weines zum Band der Gemeinschaft.

Wir sehen daraus, wohin solche Streitfragen über die Symbole führen, wenn sie zu Spekulationen gemacht und durch menschliche Schlüsse und Folgerungen zu Lehrsätzen erhoben werden.

Die Schrift spricht kein Wort davon, dass wir dasselbe Brot und denselben Wein beschaffen müssen, den der HERR zu jener Stunde in dem Obersaal vor sich hatte. (Zu welcher Haarspalterei würde das führen!) Ein solches über-die-Schrift-Hinausgehen dient nur dazu, die Herzen von dem geistlichen Charakter Seines Mahles und von Ihm, der der Inhalt des Festes ist, abzulenken und uns mit den Symbolen zu beschäftigen.

Die, welche solche Spekulationen des menschlichen Geistes pressen und dafür bis zur Spaltung und Trennung der Kinder Gottes streiten, zeigen in dem Reiten auf diesen Dingen nur ihren Eigenwillen und sektiererischen Geist.

Der HERR bewahre uns davor. Lassen wir uns auch in dieser Sache warnen durch das Wort Kol. 2,16-23.
v. d. K.

Antwort B

Dass der HERR bei der Einsetzung des Abendmahles ungesäuertes Brot nahm, ist selbstverständlich; es war das Nächstliegendste, anderes Brot war nicht da, und die Schrift zeigt uns bei ungezählten Gelegenheiten, dass Gott sehr oft das nimmt, was gerade vorhanden ist (vgl. z. B. 2. Kön. 4,2; Mk. 8,5; Richter 15,15;Joh. 2,15a; Mt. 22,19 usw.). Aber daraus zu folgern, dass wir heute beim Herrenmahl ungesäuertes Brot zu nehmen verpflichtet seien, würde uns eigentlich auch die Verpflichtung auferlegen, das Passahmahl vor dem Abendmahl zu feiern; doch wird wohl zu solcher Verirrung und Vermischung kein Gläubiger gelangen. Wohl aber gibt es nicht wenige Gläubige, die das Passahmahl als Vorbild für das Abendmahl ansehen, indem sie aus der Tatsache, dass beide Erinnerungsmahle sind, folgern, dass beide in jeder Hinsicht gleichzusetzen seien. Aus dieser völlig verkehrten Gleichsetzung, die dem Volke Israel nimmt, was allein diesem gehörte, und die das verflacht, was der Gemeinde gegeben ist, folgen für jene Gläubigen allerlei verkehrte Gebräuche beim Abendmahl, z. B. das Herumreichen des Broten und Kelches, bis alles genossen ist - weil beim Passahmahl nichts übrigbleiben sollte u. a. Aber es ist leicht zu sehen, daß, wenn das Herrenmahl wirklich dem Passahmahl gleichzusetzen wäre, wir statt des Brotes und Kelches ein Lamm haben müßten usw. Ja, aber heißt es nicht „auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet”? (1. Kor. 5,7.) Ja, also wir haben auch ein Lamm, durch dessen Blut wir gedeckt sind vor dem Zorn, der an uns „vorübergeht” (Bedeutung des „Passah”). Also - werden vielleicht die auf den Gebrauch von ungesäuertem Brot achtenden Brüder sagen - also, wenn wir ein Lamm haben -und als Sinnbild davon Brot und Wein, dann muss es ja ungesäuert sein, denn gerade das sagt ja 1. Kor. 5.

Gemach, liebe Brüder! Wo ist denn in 1. Kor. 5 etwas vom Abendmahl als solchem gesagt? Zeigt uns nicht vielmehr dies Kapitel, dass in der Mitte der Gemeinde wie in dem Wandel des einzelnen - geradeso wie bei dem Volke Israel vorbildlich durch die Art, wie sie nach 2. Mose 12 das Passah essen sollten - kein Böses vorhanden sein durfte, zumal wir nicht durch das Blut nur eines wirklichen Lammes erlöst sind vom Zorngericht Gottes, sondern durch das Blut unseres „Passahs”, Christus! Der Sauerteig des Bösen - wie denn „Sauerteig” in der ganzen Schrift stets Böses bedeutet, auch in Mt. 13! - darf bei uns nicht gefunden werden, er soll aus unserer Mitte entfernt werden und bei unserer „Festfeier” (die nicht wie bei Israel eine Woche, sondern bei uns das ganze Leben umfaßt) entfernt worden sein, wie es vorbildlich geschah beim Passah.

Das Passahmahl hat mit dem Herrenmahl nichts anderes gemein, als dass beide Mahle Erinnerungsmahle sind. Natürlich deutet die Segnung in Verbindung mit dem geschlachteten Lamm stets auf ihre wahre Erfüllung in Christus hin. Aber die Beziehungen sind völlig verschiedene. Ungesäuertes Brot beim Herrenmahl verlangen heißt, das Vorbild verkennen und die geistliche Anwendung des Bilden vom Sauerteig in 1. Kor. 5 entleeren! Wenn örtliche Gemeinden gleichwohl, etwa aus Pietät gegen die Schrift, ungesäuertes Brot verwenden, so stehen und fallen sie dem HERRN, und es gäbe kein Hindernis, mit ihnen das Gedächtnismahl in Einmütigkeit des Geistes zu feiern. Wenn aber Gemeinden sich selbst unter ein neues Gesetz gestellt haben, nämlich zu fordern, dass nur ungesäuertes Brot verwandt wird, andernfalls sei es kein Mahl des HERRN - dann hatte mit vollem Recht mancher nicht die Freiheit, mit ihnen das Mahl zu feiern, da er sich dann auch unter die verpflichtende Macht eines Gesetzes stellen und vor allem praktisch die Gemeinschaft verleugnen würde mit solchen, die diese Menschensatzung nicht anerkennen. Wenn nun gar Glieder solcher in diesem Punkte gesetzlich stehenden Gemeinden anderswo, wo kein ungesäuertes Brot genommen wird und wo kein Gesetz darüber aufgerichtet und anerkannt ist, das Mahl nicht mitfeiern können, so machen sie sich zu einer Partei und verkennen ganz und gar den Charakter des Mahles des HERRN, in dem wir den Tod Dessen verkünden, der starb, „um die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln” (Joh. 11,52); Sein Tod trennt uns aber auch von uns selbst und von allen Menschensatzungen (Gal. 5,1) usw. lasst uns das Wort recht teilen!

Auch 1. Kor. 11 zeigt uns, dass Paulus den Korinthern nichts gesagt haben kann von dem Verwenden nur ungesäuerten Brotes, denn sonst hätten sie stets beim „Zusammenkommen an einem Orte” zum Abendessen (Liebesmahl) ungesäuertes Brot essen müssen. Sie verbanden ja das Herrenmahl (freilich ungeziemenderweise) mit solchen Mahlzeiten, so dass der Geist Gottes durch Paulus sie belehren muß, das Essen „dieses Brotes” von dem gewöhnlichen Essen des Brotes zu unterscheiden. Denn „dieses Brot”, in welchem sie den Leib des „in jener Nacht überlieferten” Christus unterscheiden sollten, hatte geistlicherweise nichts gemein mit gewöhnlichem Brot.

Wie heilig und hehr ist die schlichte Feier des Herrenmahles nach den Liebesgedanken und den Wünschen des geliebten HERRN! Und was hat der Feind daraus gemacht in den großen religiösen Weltkirchensystemen! Freilich, damit haben jene Brüder, die auf ungesäuertes Brot und vielleicht auch, ebenso ohne Schriftgrund, auf ungegorenen Wein dringen, nichts zu tun. Aber jedes wesentliche Anhängsel an die einfache Feier, wie wir über sie belehrt werden durch den Geist in 1. Kor. 11, jede über die Schrift hinausgehende Forderung, jede Satzung verwischt den klaren Willen des HERRN und liegt den Anfängen nach auf der gleichen Linie wie alle religiösen Irrtümer: auf der des ersten Menschen, des Menschen im Fleisch, der etwas machen will, was Gott nicht geboten hat, um dadurch etwas zu sein und vielleicht gar gehorsamer zu scheinen als andere. Arglistig ist das Herz! Tun wir den Sauerteig aus unserem Herzen hinaus!

Wenn der HERR gewünscht hätte, dass Sein Gedächtnismahl mit ungesäuertem Brote gefeiert werden sollte, so hätten Sein Wort und Seine Apostel uns darüber keinen Augenblick im Zweifel gelassen. Denn Er wünscht doch bei all den Seinen Gemeinsamkeit im Handeln, besonders da, wo es sich um Seinen in jener Nacht ausgesprochenen Herzenswunsch handelt, den wir durch unsere Gegenliebe erwidern dürfen. Muß es Ihn nicht tief betrüben, dass so viele Gläubige Sein Mahl, das Gedächtnismahl Seiner Liebe, kaum je feiern und - wenn schon, dann nicht nach Seinem Wort und womöglich mit der Welt zusammen und dass andere, die es getreu nach Seinem Wort feiere wollen, sich dann um nichtiger Dinge willen untereinander spalten und gar um dieser gesegneten Sache willen befehden?! Ach, möchte es nicht so bleiben - angesichts der Nähe Seines Kommens! Möchte die sehnliche Erwartung des bald Kommenden solche biblisch unnötig trennenden Zäune niederreißen und, soweit es durch Seine Gnade irgend möglich ist, lange Getrenntgewesene aufs neue verbinden zu einmütigem Handeln nach Seinem teuren Wort: „Dieses tut zu Meinem Gedächtnis! ... denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch des HERRN trinket, verkündigt ihr den Tod des HERRN, bis Er kommtl
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 9 (1923/24)