Liebe zu allen Heiligen

Wir haben in der Schrift verschiedene Stellen, wo von der Liebe zu allen Heiligen die Rede ist. (Z. B. 1. Joh. 3,14.) Wie weit umfaßt diese Liebe zu allen Heiligen Gläubige aus anderen Benennungen, und dürfen wir als Gläubige uns voneinander abschließen? Wo ist die Grenze des Zusammengehens, und wo liegen Berührungspunkte zur Einheit?

Antwort A

Die Frage ist für einen Christen unschwer zu beantworten. „Wie weit diese Liebe gehen soll?” Eine Grenze für Liebe von Gläubigen gibt es wohl überhaupt nicht. - Wir sollen ja nach dem eigenen Befehl unseres Meisters alle Menschen, sogar unsere Feinde, lieben, mithin die Heiligen und Gläubigen eigentlich noch mit ganz besonderem Nachdruck. (Vgl. z. B. Kol. 1,4.) Auf welcher Glaubensgrundlage der liebe Bruder oder die liebe Schwester steht, spielt dabei keine Rolle. Diejenigen Gläubigen, die ganz frei auf rein biblischer Grundlage stehen und damit vollkommen unabhängig von den Menschen, müssen bestrebt sein, noch gebundenen Geschwistern zur Freiwerdung zu verhelfen. Denn wir, die wir uns nur dem Worte Gottes in seiner Reinheit beugen, wie ja überhaupt alle Gläubigen, werden oftmals Gelegenheit haben, mit Gläubigen anderer Benennung, etwa katholisch, reformiert usw., oder auch Sektenmitgliedern (im Sinne der Heiligen Schrift) in Berührung zu kommen, ja vielleicht im Beruf oder sonstwie für einige Zeit zusammenzukommen. Sollen wir dann etwa diesen Bruder oder diese Schwester über die Schulter ansehen und uns selbstgerecht von diesen abwenden? Das wäre gegen Jesu Willen, denn Er sagt Selbst, daß wir einer den anderen höher achten sollen als uns selbst. (Mt. 20,25-27; Joh. 13,12-15; Römer 12,5.10.13.17; 1. Petr. 4,8.10 u. a.) Schon deshalb können wir niemanden hassen oder mißachten; Gottes Wort verbietet uns dies. Das müßte schon genügen. Es ist aber noch mehr, was uns daran hindert: nämlich unser Meister Selbst. Wir sollen alle Glieder an Seinem Leibe sein; wir sind in Ihm neugeboren; wir sind Seine Jünger und Schüler und müssen deshalb auch bestrebt sein, Ihm in allen Dingen zu gleichen. Hat aber Er jemals einen Menschen weniger geliebt als einen Seiner sogenannten Lieblingsjünger? Nein, alle Menschen durften von Ihm die gleiche, große Heilandsliebe erfahren, wenngleich die Seinen sie in ganz anderer Weise genießen. Selbst für Seine ärgsten Feinde, die Pharisäer, betete Er noch am Kreuze. (Lk. 23,34.) Aus diesem weiteren Grunde ist es wiederum unmöglich, dass unsere Liebe zueinander Grenzen kennen darf, weder parteiische noch sonst welche. Wir sind alle Glieder des einen Leibes, und wir können uns doch nicht sogar untereinander hassen. All das beweist mit Recht, dass es auch nicht im Sinne unseres lieben Heilandes ist, wenn wir uns gegenseitig voneinander abschließen. Wohl müssen wir uns trennen von der Welt, aber deshalb untereinander nicht abschließen. Vielmehr müssen wir, die wir die Wahrheit erkannten, erst recht unsere Liebe denjenigen kundtun, die noch an weltlichen Dingen hängen, dadurch, dass wir ihnen die erkannte Wahrheit mitteilen und sie beim Suchen des rechten Weges unterstützen. Diese Trennung von allem Weltlichen soll für uns nicht ein Zurückstoßen, sondern ein Liebeswerben um die anderen noch in der Irre gehenden Geschwister in sich schließen. Wir dürfen jedoch unsere Liebe niemals so weit gehen lassen, das wir ihnen zu Gefallen an deren Dingen teilnehmen, sondern gerade dann, wenn wir in dieser Lage sind, warnen und werben und sie von der Wahrheit zu überzeugen suchen. Nur soweit geht die Trennung. Unsere Liebe oder, recht gesagt, die Liebe unseres Heilandes treibt uns dazu, diese armen, irregehenden Geschwister immer und immer wieder aufzusuchen und ihnen das rechte Licht zu zeigen. Eine Grenze des Zusammengehens in diesem Sinne gibt es; denn Gott verbietet uns, mit solchen zusammenzugehen, die bewußt oder unbewußt an einer der göttlichen Wahrheiten rütteln. Aber arbeiten an ihnen aus Liebe zu ihnen und aus diesem Drange heraus, das sollen wir, wo sich Gelegenheit bietet.

Wollten wir Gläubigen, die wir auf Gottes Wort gegründet sind, uns von denjenigen, die irre gehen, abschließen, dann hätten wir sicher unser Pfund, das uns Gott gab, nicht recht gebraucht. Dann müßten ja alle diese Armen in der Finsternis bleiben. Das ist aber Gottes Wille nicht. Dazu sind wir da, dass wir das Licht leuchten lassen.
Und nun zum letzten. „Wo liegen Berührungspunkte zur Einheit?

Kurz gesagt, müßte die Antwort lauten: Im Bande des Glaubens. Überall dort, wo wir auf Glauben, und sei es der geringste, stoßen, sind Berührungspunkte zur Einheit und Anknüpfungspunkte zur Weiterhilfe.

Wir dürfen uns trotz der Trennung nicht mit den Geschwistern verfeinden, sondern immer an den Berührungspunkten anfassen.
Zusammengefaßt ist meine ganze Antwort kurz die:

Die Liebe zu den Heiligen kennt keine Grenzen, sondern ist eine selbstlose, dienende Liebe auf dem Boden der Liebe Christi. Die Trennung auf Grund der Schrift von andersdenkenden Geschwistern soll nicht zur Verfeindung führen, sondern soll die Liebe erst recht in Kraft treten lassen, und die Berührungspunkte zur Einheit müssen Anknüpfungspunkte sein.

Gott möge uns allen, Seinen Heiligen, Gnade verleihen, dies zu erkennen und auszuführen, und uns immer mehr Seinem Willen lauschend machen. Er möge uns immer tiefere Blicke in Sein Wort tun lassen!
A. T.

Antwort B

Obige Frage ist in drei Teile gegliedert:

1. Die Liebe zu allen Heiligen.
2. Dürfen wir uns von Gläubigen anderer Benennungen abschließen?
3. Wo ist die Grenze des Zusammengehens, und wo liegen Berührungspunkte zur Einheit?

Die Frage ist präzis formuliert und geschickt gehalten. Es tut uns immer leid, dass man den lieben Fragesteller persönlich nicht kennt, um seine individuellen, örtlichen Schwierigkeiten beurteilen zu können und ihm dementsprechend zu antworten. Nach unserer Meinung müssen derartige Fragen mit Berücksichtigung der Eigenart und des Charakters des Fragestellers und seiner örtlichen gemeinschaftlichen Verhältnisse beantwortet werden, ohne natürlich gegen das Wort Gottes und dessen bestimmte Richtlinien zu verstoßen. Wir wollen nun mit des HERRN Hilfe versuchen, einiges Allgemeines über diesen so wichtigen und ernsten Gegenstand zu schreiben, zum HERRN flehend, dass Er es uns gelingen lasse.

1. Der erste Teil der Frage setzt etwas voraus, ohne welches wir niemals Liebe zu allen Heiligen haben können, und zwar ohne Unterschied ihres Bekenntnisses, ihrer menschlichen Schwächen und selbst unbiblischen Verhaltens. Nämlich die Erkenntnis und der Genuß der Liebe Gottes zu allen Seinen Kindern. In der Welt herrscht der Haß; in der Familie Gottes herrscht die Liebe Gottes, nicht etwa unsere menschliche Liebe, die sich unzulänglich erweist, sondern die Liebe Gottes, die sich durch die Seinen zum Wohle aller Glieder dieser göttlichen Familie betätigt. Wir dürfen, können, ja sollten uns über einen jeden Bruder und eine jede Schwester in Christo freuen, aber dies kann nur der Fall sein, wenn wir sie alle von Herzen lieben, und dieses wird bei uns gefunden werden, wenn wir praktisch im Genuß der Liebe Gottes zu uns und allen Seinen Kindern stehen. Wir müssen von der Quelle aus, die Gott ist, gehen und zu Ihm in dem praktischen Verhältnis Seiner Liebe stehen, um allen Mitgeschwistern die Liebe zu erweisen, die die Familie Gottes kennzeichnen sollte. Wer die Brüder (alle Kinder Gottes) nicht liebt, dem fehlt der Grundzug und der Lebensbeweis der Gotteskindschaft. (Vgl. 1. Joh. 3,14.) Dies ist grundlegend, daran kann und darf nicht gerüttelt werden.

2. Unwillkürlich kommen wir zum zweiten Teil unserer Frage: Dürfen wir uns von Gläubigen anderer Benennungen abschließen? Hier wollen wir durch eine Gegenfrage antworten: Wer schließt sich von anderen Gläubigen ab? Solche, welche an menschlichen Satzungen, Überlieferungen, Benennungen und Systemen festhalten. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, dessen Tragweite leider so wenig Beachtung findet. Denn nicht diejenigen sind abschließend, die am ganzen Worte Gottes hängen und sich befleißigen, in Christi Sinn voranzugehen, da das Wort Gottes und der Geist des Herrn Jesus ihnen ein Herz für alle Kinder Gottes gibt und zugleich die Freudigkeit, alle die aufzunehmen, welche dem HERRN angehören, sondern gerade diejenigen, welche durch ihr Festhalten menschlicher Satzungen einen Zaun aufrichten in der Familie - oder, besser gesagt, in der Herde Gottes. Menschlich und fleischlich ist es auch, bestimmte Verordnungen, Einrichtungen und Aussprüche des Wortes Gottes einseitig zu betonen auf Kosten anderer Wahrheiten des Wortes und sie zur Tür der Gemeinde machen zu wollen. Ein Kreis von Gläubigen, der sich durch derartige Einseitigkeiten von den anderen abschließt, ist nicht nur eine „Richtung”, sondern eine Partei, und keine solche hat Anspruch auf die Zugehörigkeit aller Kinder Gottes. Der HERR ist nicht nur die Tür, sondern auch der Sammelpunkt Seiner Geliebten, Sein Wort der Führer und Sein Geist der Leiter.

3. Dies bringt uns zum dritten Teil der Frage: Wo ist die Grenze des Zusammengehens, und wo liegen Berührungspunkte zur Einheit? Diese Frage ist nicht schwer nach dem Vorangegangenen zu beantworten. 1. Joh. 5,2 gibt uns genügend Aufschluß. Wir sind glücklich, mit solchen Kindern Gottes voranzugehen, die den Weg des Gehorsams Gott gegenüber gehen; denn in diesem Gehorsam offenbarte sich 1. die Liebe zu Gott und 2. die Liebe zu den Kindern Gottes. Wir münden wieder bei dem Ausgangspunkt unserer Betrachtung. Mit wem hält man es, wenn in einer uns befreundeten Familie ein Kind ungehorsam ist? Mit dem Kinde oder mit den Eltern? Sicherlich mit den Eltern. Wir könnten uns doch niemals mit einem ungehorsamen Kind eins machen und uns in Widerspruch mit den Eltern bringen! Ebenso ist es in der großen geistlichen Familie. Die Frage wäre hier nur noch zu erwägen, inwieweit bewußter oder unbewußter Gehorsam in Frage kommt. Es bedarf keiner längeren Unterredung mit solchen Gläubigen, um in Erfahrung zu bringen, ob man es mit einem wahrheitssuchenden Kind Gottes zu tun hat oder mit einem, welches durch eigene Meinungen und menschliche Grundsätze geleitet und beeinflußt wird, anstatt durch das Wort und den Geist des HERRN. Auch hier gilt das Wort: „Meine Schafe hören Meine Stimme, und Ich kenne sie, und sie folgen Mir”. (Joh. 10,27.) Vergessen wir es nie, dass menschliche, weltliche Systeme und Parteien niemals bis auf den Grund durch das Wort Gottes erneuert oder umgestaltet werden können. Jeder dieser Versuche ist, wie uns die eigene Erfahrung und die Geschichte lehrt, vergeblich gewesen, weil gerade diese Systeme das mit dem Gewissen an das Wort Gottes gebundene Kind Gottes ausschließen. Obwohl wir alle Kinder Gottes lieben, auch die Lots in Sodom, können wir doch nicht ihre Wege mitgehen, weil wir Gott lieben, Sein Wort achten und vor allen Dingen den Herrn Jesus ehren möchten, dessen Autorität wir allein anerkennen!
K. O. St.

Anmerkung des Schriftleiters von Teil I

Nur vorstehende zwei Antworten sind auf diese mehrfach veröffentlicht gewesene Frage eingegangen! Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Die beiden Antworten stammen von kirchlich freistehenden, sich persönlich nicht kennenden Brüdern. Der Einsender der Antwort A ist verhältnismäßig kurze Zeit bekehrt, während die Antwort B von einem viele Jahre schon im Dienst des HERRN stehenden, bekannten Bruder geschrieben ist. Da mir diese Umstände wichtig scheinen, sind sie es vielleicht auch für die Leser. Beide Antworten gewinnen dadurch an Wert und Einfluß, meine ich.

Beide Antworten aber, so kostbar sie sind, enthalten keine praktischen Hinweise, und auf solche kam es, soviel ich weiß, dem Einsender der Frage an. Dennoch sind die allgemeinen Ausführungen, wie sie uns in den Antworten geschenkt sind, von größtem Wert als Regulativ (Richtschnur) für praktische Erwägungen, denn alle Praxis, die nicht unbedingt auf der Basis schriftgemäß allgemein geltender Grundsätze sich aufbaut, ist für Gläubige ohne weiteres abzulehnen, mag sie noch soviel Anziehendes für den Menschen im Fleisch haben und noch so sehr das Gepräge einer alles umfassenden Liebe tragen. „Wahrheit in der Liebe!

Nun sind freilich praktische Hinweise hier sehr schwer, einerseits weil der Erkenntnisgrad der Schrift bei allen Gläubigen verschieden ist - und somit das, was der eine kann oder seinem Gewissen nach tun muß, von dem anderen gewiß nicht erwartet werden darf, jeder Fall ist anders -, andererseits, weil, was auch Antwort B sagt, die örtlichen Verhältnisse stark mitbestimmend sind, z. B. bezüglich praktischer Berührungspunkte.

Gläubige, die sich haben lösen lassen von den menschlich-religiösen Systemen, welchen Namen sie auch tragen, und die zurückgegangen sind zu dem, was „im Anfang” war (1. Joh. 2,24), solche versuchen in Schwachheit die Grundsätze der Gemeinde des HERRN zu verwirklichen, wie sie in Apg. 2,42 und - infolge der Zeiten der Verwirrung - in 2. Tim. 2,19ff. zu finden sind. (Vgl. „G. H.”, Bd. VI, Frage 5 und Seite 57ff.; außerdem u. a. Frage 12, Bd. IV!) Das Wort sagt uns ganz klar: „Von aller Art des Bösen haltet euch fern” (1. Thess. 5,22), Gemeinschaft mit Dingen, die schriftwidrig sind, können wir somit nie haben, und darum auch nicht mit solchen - wenn auch anerkannten geliebten Kindern Gottes, auf die unsere Herzensliebe sich auch erstreckt -, die in solchen Dingen vorangehen, z. B. in kirchlich religiösen Gebräuchen! Die echte Liebe ist nie einseitig. (Vgl. Röm. 12,9!) Der Herr Jesus konnte Seinem geliebten Jünger Petrus auch einmal ein Wort wie Mt. 16,23 sagen, und dies Wort aus Jesu Mund ist wahrlich mehr als ein bloßes Wort!

Es wird heute in manchen christlichen Kreisen gemeinsam von verschiedenen Denominationen veranstalteten regelmäßigen Gebetszusammenkünften das Wort geredet. Ich frage demgegenüber, ob dies ein Zusammenkommen zum Gebet nach Apg. 2,42 ist! Wenn wir fragen, wer die „sie” in diesem Wort sind, so sind's gewißlich keine Gläubigen, die in allen möglichen Punkten voneinander abgeschlossen wandeln, handeln und sich versammeln - und heute, in der Zeit der Verwirrung, mag und wird diese Abgeschlossenheit, wie oben ausgeführt, nötig sein, denn entweder wir vertreten in unserem Zusammenkommen ein Zeugnis, oder es ist eine bloße Form! - sondern es sind solche, die „alles gemeinsam” haben (V. 44). (V. 32 auch zu beachten!) Geschwister, reißt selbstaufgebaute schriftwidrige Zäune nieder und dann - dann lasst uns zum Gebet zusammenkommen und auch in den übrigen kostbaren Stücken von Apg. 2,42 uns zusammenfinden! Dies scheint mir der einzig schriftgemäße praktische Wink in dieser Sache. Aber ein jeder sei seiner Meinung gewiß! und keinesfalls möchte ich mit meinen Worten über das Gewissen eines anderen geliebten Kindes Gottes herrschen. Möge Sein Geist, den jedes der Seinen hat, uns in alle Wahrheit leiten, auch was diese ernsten Dinge anbelangt!
Ein anderer Berührungspunkt! Ein am Wort dienender Bruder wird, vielleicht anläßlich eines aus irgendeinem neutralen Grunde erfolgten Besuches bei einem Gemeinschaftsglied oder -leiter einer fremden Benennung (nicht Irrlehren lehrenden Sekte), von diesem aufgefordert, in dessen Kreis einmal das Wort zu verkünden. Ich würde hier einen Berührungspunkt von biblischer Berechtigung sehen, ebenso im umgekehrten Falle. Natürlich muss beiderseits die Freiheit zugestanden sein, das Wort nach eigener Erkenntnis unter Leitung des Geistes frei zu verkündigen (1. Petr. 4,11), wobei andererseits vorausgesetzt werden kann, dass bei solchem rein gelegentlichen Dienst der Geist Gottes den betreffenden Redner nicht so leiten wird - falls er sich leiten lässt -, dass Trennungspunkte besprochen werden und dadurch die gegenseitige Liebe verletzt wird. Anders natürlich, wenn gerade aus dem Kreise selbst gewünscht wird, solche Punkte zu besprechen. Es handelt sich hier meines Erachtens um rein gelegentliches Zusammenkommen, wo das Wort auch Geltung hat: „Nehmet einander auf, gleichwie Christus euch aufgenommen hat” und „ein jeder von uns gefalle dem Nächsten zur Erbauung”! (Röm. 15,7 u. 2.) Solche Berührungen, falls im Geist der Bruderliebe und der gegenseitigen Achtung und Anerkennung vollzogen, können von weitgehendstem Segen für die Beteiligten sein und dienen vielleicht auch gelegentlich durch Gottes Gnade dazu, dass den noch nicht von Systemen freien Geschwistern einmal über manches die Augen aufgehen, was sie sonst nie sehen würden.

Noch ein drittes! Da trifft ein Kind Gottes ein anderes ihm bekanntes, einer anderen Benennung angehörendes auf der Straße, in der Bahn oder an sonst einem neutralen dritten Ort! Es gibt ja auch Gläubige, die sich durch ihre absonderliche Tracht von anderen unterscheiden, wie z. B. die in vieler Beziehung in so reger Liebe dienenden, in anderen Dingen vielleicht nach deiner wie meiner Meinung unbiblisch stehenden „Heilsarmee”-Geschwister. Vielleicht kannst du aus biblischen Gründen nicht mit ihnen und anderen Gläubigen in gleicher Arbeit vorangehen, aber du kannst sie lieben, in deiner Fürbitte ihrer gedenken, sie irgendwie vor Weltkindern anerkennen und sie begrüßen, wo du ihnen auf neutralem Boden begegnest, auch, wo der Ort es erlaubt, mit ihnen zusammen die Knie beugen! Sie sind geliebt wie du, mit gleichem Blut erlöst, sie gehören wie du zum Leibe des HERRN, auch wenn sie die Wahrheit von Seiner Gemeinde, Seinem Hause hienieden nicht erkannt haben. Gib ihnen liebevoll die Hand, wo du sie siehst, sprich mit ihnen von Jesu Liebe, sag ihnen Worte der Ermunterung - und sicher, dies kleine geringe Zeugnis von der Einheit der Kinder Gottes wird von manchem Weltkinde, aber auch von den Engeln gesehen werden und wird dienen zum Preise und zur Herrlichkeit Dessen, der uns Sich erkauft hat. (Joh. 17,21.)

Und noch ein Wink! Gilt 1. Petr. 4,9 (Hebr. 13,1.2) oder 1. Joh. 3,17 (Jak. 2,16) im einzelnen Fall nur den Gliedern der eigenen Denomination oder allen wahren Kindern Gottes? lasst uns im gegebenen Fall diese Frage uns selbst beantworten!

Genug von praktischen Bemühungspunkten. Keine irdisch aufgebauten Zäune - auch Denominations-Namen sind solche Zäune! - dulden, aber wo wir um des Wortes der Schrift willen von anderen Gläubigen getrennt wandeln und arbeiten müssen (2. Kor. 6,14-18; 2. Tim. 2,19ff.), da lasst uns dem HERRN treu sein, doch auch jede vom HERRN geschenkte, mit der Schrift im Einklang stehende Gelegenheit benutzen, um einander praktisch zu lieben aus reinem Herzen mit der Tat und in der Wahrheit! (1. Petr. 1,22; 1. Joh. 3,18.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 7 (1920)