Wir müssen uns davor hüten, mehr wissen zu wollen, als Gott uns in Seinem Wort offenbart hat. „Neugierige“ Fragen beantwortet Er niemals.
Das Wort sagt uns, dass der Gläubige abscheidet, um „bei Christus zu sein“ (Phil 1,23). Das ist seine glückliche Hoffnung. „Heute wird du mit mir im Paradies sein“, sagt Jesus zu den Schächer an Seiner Seite (Lk 23,43). Der sterbende Gläubige legt diesen Körper der Niedrigkeit ab, um mit „den Geistern der vollendeten Gerechten“ bei Jesus auf den Morgen der Auferstehung zu warten. Er befindet sich in einem Zwischenzustand, das Vollkommene ist noch nicht gekommen, dasVaterhaus noch nicht erreicht. Aber in diesem Zwischenzustand, der im Alten Testament Scheol, im Neuen Hades genannt wird, genießt er seinen Herrn in einer Weise wie nie zuvor – ungestört, ungehindert, in vollkommener Ruhe und Seligkeit. Wie ein Geist Christus genießt und seiner Freude Ausdruck gibt, können wir freilich nicht sagen, denn wir kennen nichts von der Geisterwelt. Aber wenn heute meine Seele sich geistlicherweise ihres abwesenden Heilandes erfreut mit einer „unaussprechlichen und verherrlichten“ Freude (1. Pet 1,8) – der Körper tut es nicht, er ist in dieser Beziehung nur ein Hindernis – wie viel höher, reiner und vollkommener wird dann dieser Genuss sein, wenn ich ohne das Hindernis des irdischen Gefäßes, ohne irgendwelche störenden Einflüsse von außen, bei Ihm sein werden, in Seiner nächsten Nähe!
Dass die Abgeschiedenen redend und ihren Gefühlen Ausdruck gebend sowohl im Alten als auch im Neuen Testament gefunden werden, ist bekannt (vgl. z.B. Jes 14,9–17; Lk 16,19–81; Off 6,9–11). Aber damit müssen wir uns auch zufrieden geben. Wie eine Seele oder ein Geist redet oder gar „mit lauter Stimme ruft“, ist uns verborgen.
Die Engel sind weder im Bild Gottes geschaffene Menschen, noch von ihren Körpern getrennte Menschenseelen, sondern „dienstbare Geister“ (Heb 1,14), mächtige Geschöpfe Gottes, Täter Seines Wohlgefallens, „an Stärke und Macht größer“ (2. Pet 2,11) als wir, mit einem Wort eine ganz andere Art von Wesen. Judas schreibt von Engeln, die „ihren ersten Zustand“ nicht bewahrt, sondern „ihre eigene Behausung“ verlassen haben und nun mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt werden (Jud 6; vgl. 1. Mo 6,2; 2. Pet 2,4). Näheres über diesen Zustand und diese Behausung wird uns nicht gesagt.