Antwort
Die Auflösung des scheinbaren Widerspruchs findet sich in den Worten selbst des ersten angeführten Abschnittes. Es sind die Feinde Judas und Benjamins, die von der Teilnahme am Bauen zurückgewiesen werden. Mit feinem Unterscheidungsvermögen fühlten die zurückgekehrten Kinder der Wegführung heraus, dass Leute, die entgegen ihrem Bekenntnis (Vers 2) auf zwei Achseln Wasser tragen (2. Kön. 17,24-41; bes. V. 28[-]33.34.40.41), nicht zu diesem Werke zugelassen werden konnten. Auch bezieht sich das Mitbauenwollen nicht auf das körperliche Mithandanlegen; dazu wurden Steinhauer und Zimmerleute angestellt und bezahlt (Kap. 3,7.10) wie beim Tempelbau Salomos, sondern auf das programmatische und mitdirigierende Teilnehmen, um nachher auf die Mitteilhaberschaft am Tempel Anspruch erheben zu können. Die Folge wäre eine nie wieder gutzumachende Verquickung sich widerstrebender Interessen, eine nie mehr auszuschaltende Abhängigkeit von der zugelassenen Partei gewesen. Das Verhalten der Zurückgewiesenen nach der abschlägig beschiedenen Antwort erweist sie als Feinde, stempelt sie zu solchen. In Frage kommt also nicht: Israeliten oder Nicht-Israeliten (obwohl das auch seinen Platz hat), sondern: eine klare, unzweideutige Stellungnahme Gott gegenüber oder eine unklare, zweideutige.
Damit wird die Antwort auf den zweiten Punkt des ersten Teils der Frage bezüglich der Geschenke Arthasastas und seiner Räte leicht gegeben werden können. Deren Stellung Gott gegenüber war eindeutig. Sie erhoben keinen Anspruch, solche zu sein, die Gott in Seinem Lande dienen wollten, als ob sie Sein Volk oder diesem gleich wären. Sie waren nur herzlich bereitwillig, beizusteuern.
David und Salomo hatten von überallher die Rohstoffe zum Bauen und Ausschmücken des Tempels bezogen; auch fremdstämmige Handwerksleute und Lastarbeiter benützte Salomo zum Bau. Waren nicht die Könige von Persien, voran Cyrus, von Gott dazu ersehen, den Wiederaufbau Seines Hauses in die Wege zu leiten, ja geradezu als Auftrag zu betreiben (Jes. 44,28; 45,1[-]3[-]13; Esra 1,1-4)?
Also ist von Nichtstimmen zwischen Esra 3 und 7 keine Rede, weil die zwei sich zeigenden Handlungen mit dem dazugehörigen Hintergrund auf zwei Linien liegen, die man nicht in Vergleich bringen muß. Auch ist die Bemerkung am Platze: nach dem ersten spontanen Aufwallen der Gefühle ließ der Eifer am Bauen infolge der Drohungen der Feinde bald nach unter den Zurückgekehrten, so daß, nach der Darstellung Haggais zu urteilen, ihr Interesse am Hause nicht den Vergleich aushält mit dem, das Cyrus für das Haus des Gottes des Himmels an den Tag legte. Zur Belehrung mögen wir eine Parallele ziehen zwischen den aus der Gefangenschaft Zurückgelehrten und dem Haus Gottes einer- und den Christen von heute und dem geistlichen Haus Gottes andererseits.
Beiderseits steht vor uns: Untreue gegen Gott im Verlassen Seiner Wege und in Götzendienst (Bilder- und Formendienst in der Christenheit). Als Folge davon Gericht Gottes: Gefangenschaft durch Assyrien und Babylon bei Israel; geistliche Gefangenschaft der Christenheit unter den Willen geistlicher und weltlicher Despoten: Päpste, Patriarchen, weltliche Fürsten als oberste geistliche Instanzen ihrer Länder.
Der Umschwung: Die Vorsehung Gottes gibt dort Freiheit, ebnet den Weg zur Rückkehr jedem Herzen, das für Jehova, seinen Gott, schlägt und infolgedessen Interesse bekundet am Wiederaufbau Seines Hauses. Hier dasselbe: politische Umwälzungen im vorigen Jahrhundert brachten Freiheit, ebneten den Weg zum Verlassen der Verhaue, die bis dahin der geistlichen Freiheit gezogen waren. Was es für eine Bewandtnis hat um Altar und Anbetung, was die Grundlage des zu allen Zeiten einen geistlichen Hauses Gottes ist, wurde wieder erkannt, was dazu erforderlich ist, um das Vorhandensein des Hauses zum Ausdruck zu bringen, soweit es in der Verwirrung und Zersplitterung möglich ist, wird getan.
Aber da setzt beiderseits ein: Schein-Israeliten dort, Schein-Christen hier, Doppelherzige, die es mit Gott und mit der Welt gleichzeitig halten wollen, müssen entschiedene Zurückweisung finden. Das erheischt Treue gegen Jehova, den Gott Israels, dort; gegen Christum, den HERRN des Hauses, den „Sohn über Sein Haus”, hier. Feindschaft, die deswegen verspürt werden muß, darf nicht abschrecken, wie dort die Juden sich abschrecken ließen.
Das Silber und Gold, das vom König und seinen Räten entgegengenommen wird für das Bauen des Hauses und seiner Bedienung, erinnert daran, dass geschrieben steht: „Mein ist das Silber und das Gold” (Hagg. 2,8); daran, dass Er Mittel und Wege hat, es denen zufließen zu lassen, die in Treue und Wahrheit an dem dienen, was zur Ausbreitung der wiedererkannten Wahrheit über Sein Haus und zum Zeugnis davon nötig ist.
F. Kpp.