Kann ein wiedergeborener Christ verlorengehen?

Kann ein wiedergeborener Christ durch eine Fehlhandlung (Sünde) das ewige Leben wieder verlieren? Ich beziehe mich auf Hebräer 6,4-6. Unser junges Familienmitglied hat den Fehler erkannt und bereut zutiefst und hat die Schuld vor Gott bekannt, ist aber seit dieser Zeit von Gewissensbissen, Schuldgefühlen und Hoffnungslosigkeit sehr stark geplagt und fürchtet mit Blick auf Hebräer 6,4-6, das ewige Leben mit Christus verloren zu haben. Gibt es einen Weg? Die Ausführungen zur Bibelstelle in der Scofield-Bibel bringen mich nicht entscheidend weiter. Ich bitte um Ihre Hilfe.

Vielen Dank für Ihr Vertrauen zu unserem Missionswerk. In Hebräer 6 geht es nicht darum, dass ein durch den Heiligen Geist wiedergeborener Mensch wieder verloren gehen kann. Wer durch eine Neugeburt ein Kind Gottes geworden ist, wird diese Stellung niemals verlieren. Wenn Ihr Sohn eine Sünde begangen hat, ist er deshalb nicht mehr Ihr Sohn? Er ist es und er wird es immer bleiben. So ist es auch in unserer Beziehung zu unserem Vater im Himmel. Sie schreiben, dass das Familienmitglied Buße getan hat. In diesem Fall gilt ohnehin das Wort aus 1. Johannes 1,9: «So wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns unsere Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.»

Es gibt zu viele Bibelabschnitte, die uns das ewige unverlierbare Heil in Christus zusichern, als dass uns Hebräer 6 verunsichern könnte. Ein Christ ist wiedergeboren «zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird für uns, die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit» (1.Petr 1,4-5). «Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt» (V 23). Da sich die Bibel aber nicht widersprechen kann, muss Hebräer 6 zwangsläufig etwas anderes meinen, und dies wird aus dem Zusammenhang auch deutlich.

Es ist zu berücksichtigen, dass der Hebräerbrief an Juden (Hebräer) geschrieben wurde. Einige von ihnen hatten anfänglich Sympathie zum Christentum, wollten dann aber doch wieder zurück ins Judentum, ohne sich bekehrt zu haben. Woher weiss man das? Aus der Wortwahl des Textes: Sie waren lediglich erleuchtet (V 4), nicht selbst zum Licht geworden. Sie hatten lediglich geschmeckt (probiert) (V 4-5), aber nicht in sich aufgenommen. Es reicht nicht, Jesus zu schmecken! Sie wurden des Heiligen Geistes teilhaftig, das heisst, Seiner Wirkung (V 4), aber das bedeutet nicht, dass sie den Heiligen Geist empfangen hätten.

Es war eine «Scheinbuße» vorhanden, eine Buße, die nicht echt war (V 6-8). Das wird ersichtlich aus dem Zusammenhang mit den Dornen und Disteln in Vers 8. Der Umstand, dass sie nur Dornen und Disteln hervorbrachten, zeigt, dass sie keine Frucht hatten. Und diese hatten sie nicht, weil sie nie wiedergeboren waren. Und nicht wiedergeboren waren sie, weil ihre Buße nicht echt war.

Hinzu kommt noch die Erklärung in Vers 9: «Wir sind aber überzeugt, ihr Geliebten, dass euer Zustand besser ist und mit der Errettung verbunden ist, obgleich wir so reden.» Dies macht deutlich, dass der Autor des Hebräerbriefes die wahren wiedergeborenen Gläubigen von den vorherigen Aussagen ausklammert.


Beantwortet von: Norbert Lieth
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, August 2010, Seite 29