Wenn die Möglichkeit nicht bestände, dass ein Gläubiger wieder umwenden könnte zu den Wegen der Welt und Sünde, die er verlassen hat, würden die vielen ernsten Ermahnungen zum treuen Ausharren, zur Wachsamkeit und Nüchternheit, zur Bewahrung des Glaubens, zum Überwinden bis ans Ende usw. nicht nötig sein. Sie beweisen, dass die Gefahr, müde zu werden und abzuirren, stets und für alle Gläubigen vorhanden ist. Aber selbstverständlich liegt keine Notwendigkeit zu solchem Abirren vor. Kein Christ muss sündigen. Wenn er es tut, begibt er sich freiwillig wieder unter die Herrschaft der Sünde, welcher er durch die Gnade entronnen ist. Wie sollte jemand, der der Sünde gestorben ist, noch in ihr leben (Röm 6,2ff)?
Satan, der Lügner von Anfang, versucht freilich, den Gläubigen zu betören. Zunächst lullt er ihn in Sicherheit und täuscht ihm vor, es sei nicht so schlimm, sich dies oder das zu erlauben, „dies oder jenes wieder mitzumachen“; hat er ihn dann aber dahin gebracht, wo er ihn haben will, und kommt der Abgeirrte wieder zur Besinnung und Umkehr, so flüstert er ihm zu (besonders wenn die Verirrung länger gewährt hat): „Du hast es zu arg getrieben! Für einen solchen Menschen gibt es keine Vergebung mehr!“ oder: „Deine Bekehrung war nicht echt, du hast dich und andere getäuscht“. – Aber er lügt!