Antwort A
1. Aus der ersten, aufmunternden und zu gleicher Zeit warnenden Rede Pauli an die Ältesten der Gemeinde zu Ephesus in Apg. 20 sehen wir, wie er betonte, dass der Heilige Geist sie als Aufseher in der ganzen Herde gesetzt hatte, um die Gemeinde Gottes, welche Er Sich erworben hat durch das Blut Seines Eigenen, zu hüten. Dürfen wir nicht also den ersten Teil dieser interessanten Frage ein wenig anders formulieren und fragen, ob der Heilige Geist junge Leute jemals oder jetzt als Älteste in einer Gemeinde setzt? Nach 1. Tim. 4,12 kann man das ja behaupten und die Frage - ob sie so oder so formuliert wird - bejahend beantworten.
Wir möchten aber tiefer und eingehender in der Schrift forschen, um mehr Licht und Klarheit über diesen wichtigen Punkt zu erlangen. Älteste finden wir in der ersten christlichen Gemeinde, nämlich zu Jerusalem, denn die gesammelten Gaben der Liebe der Gläubigen in Antiochien wurden durch die Hände des Barnabas und Paulus an die Ältesten gesandt, Apg.11,30, siehe auch Apg. 15,2.4.6.22; doch haben wir keinen Anhaltspunkt, aus welchem wir schließen können, ob unter diesen Ältesten junge Leute waren oder nicht.
Auf der sogenannten ersten Missionsreise des Paulus und Barnabas gab der HERR in den Städten Antiochien in Pisidien, Ikonium, Lystra und Derbe geistliche Erweckungen, und viele wurden zu Jüngern gemacht. Nach kurzer Zeit kehrten die Boten Gottes zurück und befestigten die Seelen der gewonnenen Jünger; und nun kommt etwas Merkwürdiges, denn es steht geschrieben: „Als sie ihnen aber in jeder Versammlung Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem HERRN, an welchen sie geglaubt hatten.” (Apg. 14,23) Diese Ältesten, die sie in jeder Gemeinde wählten, waren wenigstens jung im Glauben, denn in dieser Hinsicht stehen sie noch buchstäblich in den Kinderschuhen, denn es scheint, als ob sie kaum den HERRN ein Jahr gekannt hätten! Es war bei dem zweiten Besuch, dass Paulus und Barnabas diese Ältesten wählten, gewiß war nun Zeit genug verronnen, um zu erkennen, welche der Heilige Geist zu diesem Dienst oder Werke berufen hatte; Paulus hatte besonders scharfsichtige geistliche Einsicht, und vom Heiligen Geiste geleitet erkannte er, welche Brüder die geistliche Fähigkeit zu der Ältestenschaft hatten. Gewiß waren diese Ältesten nicht alle grauhaarige Männer, höchstwahrscheinlich waren einige aus dem Volke Israel unter ihnen, die also die Schriften des Alten Testamentes kannten. Wir denken, dass wir nicht fehlgehen, wenn wir sagen, dass Timotheus einer dieser Ältesten war, denn er stammte aus Lystra, und bei dem dritten Besuch Pauli wollte der Apostel, dass er mit ihm hinausgehen sollte. (Apg. 16,3) Damals war Timotheus noch viel jünger als zu der Zeit, als Paulus ihn in Ephesus ließ und ihm dann schrieb: „Niemand verachte deine Jugend.” Wohl hatte Timotheus außergewöhnliche Vorteile oder Vorzüge, denn er wuchs in einer Atmosphäre des ungeheuchelten Glaubens auf, da in seiner Großmutter Lois und in seiner Mutter Eunike und in ihm selber ein solcher Glaube wohnte (2. Tim. 1,5); dazu kannte er von Kind auf die heiligen Schriften (2. Tim.3,15); eine besondere Gnadengabe wurde ihm durch Weissagung mit Händeauflegen der Ältestenschaft gegeben (1. Tim. 4,14), und diese Gabe war auch in ihm durch das Auflegen der Hände des Paulus (2. Tim. 1,6)! Doch gerade diesem Timotheus, dem Paulus die Hände in der Jugend auflegte, schrieb der Apostel, als er die geistlichen Bedingungen oder Eigenschaften eines Aufsehers aufzählte, dieses: „Nicht ein Neuling, auf dass er nicht, aufgebläht, ins Gericht des Teufels verfalle.” (1. Tim. 3,6) Wir hätten wohl die Ältesten in den Stadten von Lykaonien „Neulinge” genannt, doch die damaligen Verhältnisse brachten sie schneller zur Reife als heutzutage, denn sie wurden gezwungen, bald selbständig von Menschen und abhängig vom HERRN zu handeln.
Also ist es klar, dass in den Gemeinden in Lykaonien junge Älteste sich befanden, und dieses Wort enthält nicht einen Widerspruch, wie wir später sehen werden; und unter diesen Ältesten war sicher Timotheus, von dem wir ja annehmen, dass er dazu gehörte, einer der Jüngsten, d. h. dem menschlichen Alter nach; doch zwischen dem zweiten und dritten Besuch des Paulus hatte er ein gutes Zeugnis von den Brüdern erworben (16,2!), und wir dürfen wohl annehmen, dass er fleißig den Dienst eines Ältesten tat, der ja nicht darin bestand, dass er in den Zusammenkünften der Aufseher zur gegenseitigen Besprechung seine eigene Meinung mit fleischlicher Hartnäckigkeit durchsetzte, sondern dass sein Auge auf die lieben Gläubigen gerichtet wurde; und sah er jemanden, der im Laufe zu erlahmen anfing, so sprang er mit Liebe hinzu, und zwar mit geistlicher Hilfe, um neuen Mut einzuflößen; er wollte in die Fußspuren des „Erzhirten” treten.
Wenn wir aber aus der Schrift schließen, dass der Heilige Geist auch junge Leute als Älteste oder Aufseher einsetzt, so sollen wir nicht vergessen, dass dies nicht sagen will, dass ein solcher junger Ältester gleich ein bewährter, reifer oder zur vollen Blüte herangelangter Knecht des HERRN sei, denn die Gabe oder die geistliche Fähigkeit entwickelt sich durch göttliche Übung unter der Leitung des Heiligen Geistes und wenn möglich durch gemeinschaftlichen Dienst mit älteren und erfahreneren Brüdern, wie auch dann Timotheus in Gemeinschaft mit Paulus diente. Das Kennerauge eines geschickten Weingärtners erkennt, ob und welche Rebe Frucht bringen wird, fast bevor sogar Knospen sich bilden, und in der Knospe liegt schon im Werden die volle, reife Traube! In dem wahrhaftigen jungen Ältesten liegt, wenn auch unentwickelt, der Zug oder das Drängen zu diesem guten Werke.
Der junge Älteste wird sehr wahrscheinlich Fehler machen, doch das ist kein Beweis, dass er nicht zu diesem Dienst vom Heiligen Geiste berufen ist, und wenn er nur demütig bleibt, so lernt er aus jedem Fehler etwas Wichtiges für die Zukunft.
Werfen wir jetzt unsere Blicke auf die Ältesten oder Aufseher zu Ephesus, die Paulus zu sich nach Milet herüberrief (Apg. 20,17)! Zunächst bemerken wir, dass hier die Ausdrücke „Älteste” und „Aufseher” abwechselnd gebraucht werden. Bevor Paulus seine dreijährige Tätigkeit in Ephesus anfing, waren Aquila und Priscilla, auch Apollos dort und leisteten Pionierdienste; doch dürfen wir wohl sagen, dass die Arbeit in Ephesus zur Blüte gelangte, als Paulus dort wirkte. Er ging nach dem Tumult von Ephesus fort und bereiste Mazedonien und Griechenland, vielleicht dauerte diese Reise einige Monate; wenigstens finden wir, dass die Gemeinde zu Ephesus nach einem längstens vierjährigen Bestand schon solche Ältesten hatte, die ihrer Verantwortung vor dem HERRN als Aufseher sich wohl bewußt waren. Wieder bemerken wir, dass sie wenigstens im Glauben jugendliche Älteste waren, und höchstwahrscheinlich waren mehrere unter ihnen auch jung in bezug auf das physische Leben. Und wenn sie auch nicht ausgedehnte Erfahrung gehabt hatten, so hatten sie doch den Apostel in ihrer Mitte gehabt, und er hatte ihnen durch seinen Wandel und durch die Art seines Dienstes gezeigt, was ein Ältester sein sollte. Ist nun ein junger Bruder vom Heiligen Geiste als Ältester berufen, wenn auch nur am Anfang als ein Knospender, so darf er niemals vergessen, dass die ganze List des Feindes in Tätigkeit gebracht wird, gerade ihn zu Falle zu bringen. Darum ist das Wort Pauli an die Epheserältesten so wichtig: „Habet nun acht auf euch selbst”, V. 28; „Darum wachet”, V. 31. Die Ermahnungen an Timotheus sind auch der Beherzigung äußerst wert: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir!” 1. Tim. 4,14; „Ich erinnere dich, die Gabe Gottes anzufachen, die in dir ist”, 2. Tim. 1,6. Ein jugendlicher, knospender Aufseher steht nur dann im Glauben sicher und fest, wenn er mit Demut fest umhüllt ist.
2. Die Schrift gibt uns keine Angaben, aus denen wir das leibliche Alter des Timotheus oder des Titus annähernd ausrechnen könnten, als sie sehr wichtige Aufträge in des HERRN Sache erhielten; so wollen auch wir in dieser Hinsicht keine Sprünge in der Finsternis machen. Sicher aber in diesem Punkt kommt ein wunderbarer Grundsatz der Wege Gottes zum Vorschein. Im Alten Bund wird das Alter immer wieder genau angegeben, und zwar von Adam anfangend. Wir wissen das Alter von fast allen Patriarchen, Priestern, Königen usw., wohl gibt es einige Ausnahmen, was das Alter der Propheten anbelangt; wir wissen auch, in welchem Lebensalter ein Levit seinen Dienst antreten sollte und wie viele Jahre er dabei sein durfte. Kommen wir aber zum Neuen Testament, so finden wir ein ganz anderes Bild; wohl können wir annähernd das Alter des Johannes des Täufers, als er enthauptet wurde, ausrechnen, doch gehörte er zum Alten Bund. Lukas berichtet von dem HERRN: „Er Selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden.” Lk. 3,23.
Vom physischen Alter weiterhin schweigt die Schrift; wie alt die Jünger waren, als der HERR sie rief, wissen wir nicht, unbekannt ist das genaue Alter des Paulus und aller, die mit ihm arbeiteten. Ist das Zufall, oder beabsichtigt der Heilige Geist uns etwas dadurch zu sagen? Wir können eingehend diese Sache hier nicht erörtern, denn sie gehört eigentlich nur beiläufig zum Thema; aber dürfen wir nicht sagen, dass das neue Leben in Christo weder nach Sonnenjahren von 365 Tagen noch nach Mondjahren von 354 Tagen gerechnet wird? Das geistliche Wachstum kann nicht nach irdischen Tabellen oder dem metrischen System gemessen werden. Physisches Alter und Wachstum werden vom Heiligen Geiste auf diesem Gebiete ausgeschaltet; nur Lukas berichtet in dieser Hinsicht etwas über den HERRN, um Seine echte Menschheit uns vor die Augen zu führen. Ein Timotheus oder ein Titus waren also nach diesem geistlichen Rechnen als junge Leute Erwachsene; die begabten Korinther hingegen waren noch Unmündige. (1. Kor. 3,1.2) Alte, grauhaarige Geschwister können kleine Kinder sein, die nur eine leichte „Milchdiät” vertragen können. Ein Beispiel raschen Wachstums haben wir in dem blindgeborenen Bettler von Joh. 9, denn die Werke Gottes offenbarten sich an ihm; wir sehen ihn zunächst als einen zu allem unfähigen blinden Bettler, nach einigen Stunden ist er ein mutiger Zeuge des HERRN, und schnell reifte er heran zu einem richtigen Anbeter im Geiste! Geistliches Wachstum ist nicht notwendigerweise Kopfkenntnis der Wahrheit. Also kann ein junger Bruder ein Aufseher sein, und ein alter Bruder kann ein unmündiges Kindlein sein. David sang: „Verständiger bin ich als alle meine Lehrer, denn Deine Zeugnisse sind mein Sinnen.” (Psalm 119,99)
3. In erster Linie weist das Wort „Älteste” auf die Erfahrung und das abgeklärte Urteil des gereiften Mannes hin; doch wie soll ein Ältester diese Erfahrung, diese reife Urteilsfähigkeit erlangen? Sicher nur in der praktischen Ausübung des Ältestendienstes. Wenn wir behaupten, dass niemand als Ältester anerkannt oder zur Ältestenschaft gerechnet werden darf, bis er die Erfahrung des gereiften Knechtes Gottes besitzt, so würden wir so manchem die Tür zu diesem Werke schließen. Würde man behaupten, dass ein junger Geiger niemals den Bogen über die Saiten ziehen darf, bevor er wie ein Paganini spielen kann? Nach einem Aufseherdienst zu trachten ist vielleicht nach 1. Tim. 3,1 die erste Regung dazu. Die Liebe Gottes und die sanfte Wirkung des Geistes im Herzen sind wie der warme Frühlingssonnenschein, der den Saft im Weinstock emporlockt! Allmählich, geräuschlos und still fängt er zu keimen an, doch die reife Frucht ist lange noch nicht da; viele Herzensübungen, viele schlaflose Nächte, viele innere Kampfe und noch viele listige Angriffe des Feindes macht man durch, bevor man wirklich mürbe, reif und süß ist. Die reiche Erfahrung und das abgeklärte geistliche Urteil des gereiften Mannes sollen ja das Ziel des jungen Bruders sein, in dessen Herzen das schöne Werk eines Ältesten zu keimen und zu knospen anfängt. „Der Knabe wuchs, und Jehova segnete ihn. Und der Geist Jehovas fing an, ihn zu treiben.” Richter 13,24.25
Doch trotz alledem müssen wir behaupten, dass es sehr wenige junge Älteste gibt, denn im allgemeinen trachten jüngere Brüder mehr danach, das Evangelium zu verkündigen, als nach einem Aufseherdienste, obwohl man ein Evangelist sein kann, während zu gleicher Zeit die erforderlichen Eigenschaften eines Aufsehers sich nach und nach entwickeln können; auch kann ein Ältester ein Evangelist sein, denn Paulus schrieb Timotheus, dass er das Werk eines Evangelisten tun sollte, obwohl er in erster Linie ein Aufseher war. (2. Tim. 4,5) Vielleicht wäre es immer gut, wenn jüngere, keimende Älteste das Werk eines Evangelisten täten, denn dadurch bleibt das Herz sonnig und frisch; doch das ist auch wahr in bezug auf bejahrte Älteste.
Vielleicht dürfen wir sagen, indem wir mit unserer Antwort zu Ende kommen, dass jüngere Älteste geneigt sind, schnell eine Schwierigkeit anzupacken und zu schlichten, Gereiftere hingegen sind langsam und legen mehr Gewicht auf das Gebet als auf ihre eigene Fähigkeit, etwas auszurichten, sie gehen lieber über den Gnadenthron zum Ziel, um etwas zu ordnen, als es zu tun auf eine schnellere, selbstersonnene Weise. Darum ist es so wünschenswert, wenn in einer Ortsgemeinde die älteren und jüngeren Aufseher harmonisch in der Furcht des HERRN arbeiten und lernen, Geduld miteinander zu haben. Möge der HERR noch viele geistgesalbte Älteste erwecken - und sicher, unter solchen werden auch, was das Alter anbetrifft, junge Leute sein, die mit klopfenden, zitternden Herzen Hand ans Werk legen und mit Jeremia flüstern: „Ich bin jung!” Jer. 1,6
F. Btch.
Antwort des Schriftleiters
Ich denke, die meisten Leser werden mit mir einig gehen, wenn ich sage: Es ist eine wirklich liebliche Antwort, die uns oben geschenkt ist, und wir haben Grund genug, dem HERRN für diesen besonderen Dienst zu danken! Doch einiges glaube ich noch anfügen zu sollen zur Prüfung und nötigenfalls auch zur Beherzigung, wozu Gott uns Seine Gnade darreichen wolle!
Zu allererst einige Hinweise auf frühere Veröffentlichungen! Sehr wichtig scheint es mir zu sein, wieder einmal, wie schon so oft, auf das Heft von Br. A. v. d. Kammer: „Hütet die Herde!” zu verweisen, das von der Geschäftsstelle zum Preise von 35 Rpf. zu beziehen ist; es hat schon vielen gute Dienste getan. - In Frage 2 des gegenwärtigen Jahrbuches ist viel über „Älteste” gesagt und auch in Frage 6 einiges, was auch bezüglich gegenwärtiger Frage zu beachten ist. - Über Titus und den Titusbrief ist in früheren Jahrbüchern oft geschrieben, ganz besonders in Band 10, und ebenso ist öfter etwas über Timotheus und die Timotheusbriefe gesagt, wie man aus den Schriftstellen-Verzeichnissen leicht ersehen kann. Über Timotheus selbst findet sich ein sehr schöner instruktiver Aufsatz in den ersten beiden Lieferungen von Jahrbuch 11! - Und damit genug der Hinweise!
Es wird auffallen, dass obige Antwort „eine Lanze einlegt” für junge Älteste, ganz im Gegensatz offenbar zu den Gedanken des Fragenden (eines Bruders im Ausland!). Aber die Schrift stützt die Auffassung unseres lb. Mitarbeiters doch ganz offenbar, wie wir gesehen haben, und die Schrift ist für uns ja allein maßgebend. Aber ist es denn angesichts des Wortes „Älteste” nicht ein Widerspruch in sich selbst, von jungen Ältesten zu reden? Unser Mitarbeiter befaßt sich auch schon mit der Möglichkeit, dass man hier einen Widerspruch sehen könnte, weist ihn aber zurück, indem er die Tatsachen der Schrift reden läßt. Ich glaube noch etwas anderes hier betonen zu sollen, und zwar den Sprachgebrauch des Wortes für „Älteste” im griechischen Grundtext. Das Wort kommt sehr oft vor, und zwar nicht erst in der christlichen Gemeinde, sondern auch im Judentum. Für viele nur drei mitten herausgegriffene Stellen: Mt. 16,21; Mk. 14,53; Lk. 20,1! Stets aber ist die Sprachform nicht die des Superlativs, also die der höchsten Steigerung, wie bei uns („der Alte - der Ältere - der Älteste”), sondern die des Komparativs, also die der ersten Steigerung: „der Ältere”! Das Wort, das ja überall hin übernommen ist, also in alle Kirchen und Benennungen, das Wort „Presbyter”- „Älteste” (vgl. „Kirchenälteste”), heißt also eigentlich nur „der Ältere”, womit doch wohl ursprünglich nur gesagt sein sollte, dass die Träger dieser Amts- oder Dienstbezeichnung „älter” sein sollten als die übrigen, ob nun „älter” an Jahren oder an Erfahrung oder an beidem, ist zunächst einerlei. Und hier möchte ich zur Prüfung empfehlen einige Stellen, in denen wirklich nicht ganz klar ist, ob die „Ältesten” gemeint sind oder nur „ältere Personen”: 1. Tim. 5,1.2 (man könnte auch hier „Älteste” vorziehen, aber „Ältere” hat wohl ebenso viel für sich!) und 1. Petr. 5,5; hier sagt die Elberf. Übers. „Älteste”, aber man könnte auch sagen: den „Ältesten” sollte jeder Gläubige unterwürfig sein, und der Nachsatz „alle aber ...” verlangt eigentlich im ersten Teil des Satzes nur die „jüngeren” Leute den „älteren” gegenüberzustellen; aber wie dem auch sei - in beiden Stellen braucht man nicht von „Ältesten” zu reden, und gleichwohl steht hier das gewöhnliche Wort, welches für „Ältere” (in Vergleichen wie Lk. 15,25) und „Älteste” (als Amt, besser Dienst) angewandt wird. Ich denke, dieses ist sehr beachtenswert. Es handelt sich eben im Grunde genommen eigentlich, wie gesagt, nur um Ältere (als andere!), ohne dass ein Alters- oder gar ein Werturteil gefällt werden sollte mit dieser zu festem Sprachgebrauch gewordenen Bezeichnung. (Übrigens findet sich auch bei den „24 Ältesten” in der Offenbarung kein anderer Ausdruck als der gewöhnliche!)
Wenn wir dies ins Auge fassen, so schwindet von vornherein die Vorstellung, als müßten die Ältesten immer ergraute Häupter mit reichster Erfahrung und fehllosester Handlungsweise sein! Denn diese Vorstellung ergibt sich gar zu leicht aus dem deutschen Wort und was es zu bezeichnen scheint! -
Aber auch die Ermahnungen, die Timotheus (besonders) den „Ältesten” zu geben hat, zerstören doch jeglichen Grund zu der Meinung, dass Älteste durch ihre geistliche Erfahrung besonders gereifte und womöglich fehlerlose (soweit menschlich möglich!) Leute sein müßten (vgl. Frage 2 ds. Js. über 1. Tim. 5,20!!)
Verfasser obiger Antwort sucht nachzuweisen, dass Timotheus selber solch ein junger Ältester gewesen sei in seinem Heimatort. Nun wohl - wenn er das gewesen und also am besten imstande war, „Älteste” zu bestätigen und zu ermahnen, dann musste er, wie auch oben gesagt, ein sehr junger Ältester gewesen sein, denn in der Stelle der Frage 1. Tim. 4,12 ist seine Jugend noch immer so bemerkenswert, dass er darum hätte verachtet werden können! Dieser 1. Timotheusbrief liegt aber der Zeit nach etwa sechs Jahre nach dem 1. Korintherbrief, und in diesem findet sich in Kap. 16,10 die beachtliche Stelle: „Wenn Timotheus kommt, so sehet wohl zu, dass er ohne Furcht bei euch sei: denn er arbeitet im Werke des HERRN, wie auch ich. Es verachte ihn nun niemand!” (Vgl. Frage 18 in Jahrbuch 6!) Also damals die Möglichkeit, dass vielleicht aufgeblasene Christen den Timotheus, der eine furchtsame Natur haben mochte, hätten verachten können, und 5-6 Jahre später noch so ähnlich, ja noch bestimmter: „deine Jugend”?! Das beweist doch wirklich allerlei für unsere Frage und nebenbei auch, dass es stets Menschen gibt, die nur nach Jahren, nach „statistischen Berechnungen” gehen, wenn sie jemanden anerkennen oder von jemanden Ermahnungen annehmen sollen!! Traurige Leute! Denen ist das leibliche Alter, überhaupt das Fleisch, mehr wert als der Geist und Seine Frucht (Gal. 5,22); Korinthergesinnung! Noch später aber als der 1. liegt der 2. Timotheusbrief, und in diesem noch die Ermahnung an ihn, „die jugendlichen Lüste zu fliehen”! (2,22) Also!
Ob Titus älter war als Timotheus? Ich möchte dies annehmen, da sonst Paulus ihm angesichts so ernster Aufgaben, wie der Titusbrief sie zeigt, vielleicht gerade bei der allgemein bekannten fleischlichen Gesinnung der Kreter (1,10ff.!!) erst recht solche Ermunterung mitgeschrieben haben würde, wie die dem Timotheus im 1. Brief 4,12 gegebene! Auch glaube ich persönlich, dass der in 2. Kor. 8 gegebene Auftrag nach Möglichkeit ältere Vertrauensleute vorsah. Aber nicht, dass es solche hätten sein müssen! - Doch energischer war Titus ganz sicher als Timotheus; das geht aus dem völligen Mangel an solchen und anderen Ermunterungen, wie sie dem Timotheus reichlich zuteil wurden, hervor (doch siehe 2,15!)!
Aber nun noch eins, was mir unumgänglich nötig zur Berücksichtigung bezüglich unserer Frage scheint. Gewiß, da stimme ich obiger - wie gesagt lieblichen - Antwort vollauf zu: Weder ein Jahresalter in leiblicher noch in geistlicher Hinsicht wird uns - außer bei dem HERRN Selbst (was aber doch sehr wichtig ist, Lk. 3,23!) - berichtet, also sollten auch wir darauf kein Gewicht legen, und zwar auch heute nicht, wo alles nicht mehr so normal ist wie am Anfang (im Gegenteil!!); die Schrift behält ja stets ihre Kraft und Zuverlässigkeit für uns! Und zumal wir kein apostolisches Recht haben, Älteste einzusetzen! (Vgl. „Hütet die Herde!” und Frage 2 ds. Js.!) Aber sie gibt uns ein sehr ernstes Recht, vielmehr die Pflicht, die anzuerkennen, die unter euch (uns) arbeiten und euch (uns) vorstehen im HERRN (1. Thess. 5,12)! Und da solche Dienste in den örtlichen Gemeinden (ebenso wie die Gaben) vom Heiligen Geist gegeben und autorisiert (bevollmächtigt) werden (Apg.20, 28!), und da der Heilige Geist nicht und nie dem durch Ihn inspirierten Worte Gottes entgegengesetzt handelt, so dürfen wir sicher sein, dass Er Sich in der Besetzung solcher örtlichen Dienste auch richtet nach der von Ihm im Worte gegebenen Qualifikation (Befähigungszeugnis) über die „Ältesten”! Mit anderen Worten: Das Bild von „Ältesten”, wie Gott sie Sich vorstellt, wird Er auch heute noch - in den Tagen unserer Schwachheit und der „geringen Dinge” - in Seiner Gemeinde, in ihrer örtlichen Darstellung zu wahren, zu behaupten suchen. Daraus folgt für uns, dass wir, ganz abgesehen von irgendeinem leiblichen oder geistlichen Alter derer, die sich vom HERRN berufen glauben, Ältestendienste zu tun, an jenen „Befähigungszeugnissen”, wie sie uns in 1. Tim. 3,1-7 und Titus 1,5-9 von Gott anvertraut sind, genau genug sehen können, ob die Betreffenden rechte oder unrecht „Älteste” sind.
Und - in beiden „Zeugnissen” heißt es „eines Weibes Mann”! Und - aus beiden „Zeugnissen” geht hervor, dass die „Ältesten” ihr eigenes Haus müssen in Ordnung halten können! Mehr möchte ich nicht hervorheben - diese beiden Dinge genügen für uns, um zu sehen, welcher Art die „Reife”, die „Erfahrung” sein sollte, die einen Ältesten, ob jung, ob alt - kennzeichnen sollte: Es sollte der damaligen Lockerheit der Sitte (Vielweiberei z. B.) gegenüber eine echte christliche Ehe im Hintergrund der in der Gemeinde Vorstehenden diesen allezeit die sittliche Kraft geben zu ihrem schweren Dienst in der Öffentlichkeit. Also nicht eigentliche „Jünglinge” sollten es sein (in normalen Umständen). Und wenn nun einer fragt, ob der junge Timotheus, ob Titus selber schon verheiratet gewesen seien, so ist darauf zu sagen: Das wissen wir nicht, aber bei den frühen Eheschließungen des Orients ist es nicht nur wohl möglich, sondern sogar wahrscheinlich, und abgesehen davon kommt es uns nicht zu, bei diesen Bevollmächtigten des Apostels Paulus, der bekanntlich selber nicht verheiratet war (und doch 1. Kor. 7 und Eph. 5 geschrieben hat!), danach zu forschen, sondern wir haben in den „geistgehauchten” (2. Tim. 3,16!) apostolischen Worten die Anweisungen, nach denen wir uns zu richten haben. Also nicht nach menschlichen Altersbefähigungs-Zeugnissen, sondern nach geistlichen Beweisen göttlicher Qualifikationen! Das lasst uns beherzigen!
Und wenn solche Brüder, ob jung, ob alt, der Gemeinde dienen als „besonnene” „Älteste”, „Vorsteher” oder auch als „Diener”, die Gott anerkennt, dann werden sie das sein, wozu Timotheus, der noch Jugendliche, ermahnt wird, und was er sicher auch gewesen und immer mehr geworden ist: „ein Vorbild!” (nach jener Stelle 1. Tim. 4,12), und dann wird ihr Dienst ein gesegneter und fruchtbringender sein. Diese geistliche „Reife”, die jene Stelle enthält, die macht alle Gläubigen - und vornehmlich die Ältesten - zu Segensspendern!
Darum lasst uns uns alle noch zum Schluß unter dies Wort stellen, und des HERRN Gnade gebe uns Kraft dazu, dies zu werden: „... sei ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in Liebe, in Glauben, in Reinheit.” (5 Dinge!)
Dem HERRN sei Preis für Sein ewig kostbares Wort!
F. K.