Jona und der Fisch

Mit der bekannten Geschichte von Jona und dem Walfisch bekommen wir Schwierigkeiten, weil der Schlund eines gewöhnlichen Wales viel zu eng ist, um einen Menschen zu verschlucken. Dazu kommen noch die starken Säfte der Verdauung die die Haut eines Menschen und die weichen Teile des Körpers auflösen würden, sowie der ungenügende Sauerstoff...

Zuerst wollen wir die Tatsache beachten, daß der Text in Jona 2, V. 1-11 nicht von einem Wal, sondern von einem sehr großen Fisch spricht. Zudem bestätigt Jesus Christus ausdrücklich diesen Bericht (vgl. Matth. 12, 38-41). Auch im neutestamentlichen Text ist nicht die Rede von einem Wal, sondern von einem großen Fisch (kätos).

In seinem überaus lesenswerten Buch "Ein Naturwissenschaftler auf der Kanzel" hat Prof. Wilder-Smith die Frage um Jona behandelt. Ich zitiere:

"Die Begegnung des Propheten Jona mit dem Fisch ist schon lange Zeit Gegenstand des Spottes der Nichtchristen gewesen. Man meint immer, dass ein Wal ihn verschluckt haben soll und dann wieder ausgespien habe, was natürlich nicht gut möglich ist, weil die gewöhnlichen Wale einen zu engen Schlund besitzen. Merkwürdig aber bei dieser Geschichte ist die Tatsache, dass der Herr Jesus Christus die Begegnung Jonas mit dem Fisch ohne weiteres als Tatsache zitierte. Das bringt gewisse Folgen mit sich. Wenn die Geschichte ein Märchen ist, und wenn Jesus sie ohne weiteres als geschichtlich wahr ansah, dann hat sich zwangsläufig der Sohn Gottes geirrt, dann ist er nicht unfehlbar, und dann wäre er nicht mehr. Dann sind Irrtümer an ihm, und er hat eigentlich gelogen, weil er behauptete, er sei die verkörperte Wahrheit. Mir scheint es unmöglich zu sein, dass Jesus eins mit dem Vater war und zur gleichen Zeit menschliche Irrtümer verbreitete. Wenn er aber im tiefsten Herzen Gott war und sich bewußt menschlichen Irrtümern anpaßte, als er sagte, er sei die Wahrheit, dann muss er unaufrichtiggewesen sein, was nahe an Heuchelei und Unwahrheit hinanreichen muss."

Wir erwähnen diese Gedanken, weil die gleichen Fragen immer dort aufgeworfen werden, wo man alttestamentliche Geschichten ablehnt, an die Jesus offenbar glaubte.

Aber diese Gedanken gehen eine Stufe weiter. Jesus baute auf die Tatsächlichkeit der Geschichte Jonas eine grundlegende Doktrin der Heiligen Schrift auf: "Wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauche des großen Fisches war, also wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein" (Matthäus 12, 40). So benutzte der Herr Jesus Christus die Geschichte von Jona zum Aufbau der Doktrin seiner Fahrt in den Hades oder in das Totenreich und seiner darauffolgenden Auferstehung. Es wäre schlimm genug gewesen, wenn Jesus bezüglich der Tatsache von Jona und dem Fisch geirrt hätte, aber es wäre unverzeihlich gewesen, wenn er die in diesem Fall unwahre Legende benutzt hätte, um die grundlegende Doktrin der Totenfahrt und der Auferstehung darauf aufzubauen. Bei dem Gebrauch dieser Geschichte erweckt Jesus immer den Anschein, dass er ganz unkompliziert an sie und ihre Geschichtlichkeit glaubte.

Jetzt wollen wir ein wenig auf die sogenannten Schwierigkeiten dieser Geschichte eingehen.

Manche Menschen empfinden intellektuelle Schwierigkeiten bei der Geschichte von Jona, weil sie meinen, dass die Schrift von einem Wal spricht. Nun, ein gewöhnlicher Wal, der von dem Plankton (von den kleinen schwimmenden Pflanzen und Tieren im Meer) lebt, besitzt einen derart schmalen Schlund, dass er unmöglich einen Menschen verschlingen könnte. Aber obwohl der gewöhnliche Wal so beschaffen ist, gibt es die sogenannten Pottwale, die einen Menschen ohne weiteres verschlingen könnten. Dann gibt es die Haifisch-Wale (englisch sharkwhales), die leicht einen Menschen verschlingen könnten. Letztere sind natürlich keine Säugetiere. Ferner behauptet man, dass es unmöglich wäre, von irgendeinem Tier verschlungen zu werden, drei Tage im Bauch zu verharren und dann wieder lebendig ausgespieen zu werden. Man behauptet, dass man von den Zähnen verletzt werden würde, dass die starken Säfte der Verdauung die Haut und die weichen Teile des Körpers auflösen und verdauen würden, so dass man verbluten würde. Man würde an Schock sterben, wie wenn man sich sehr stark verbrennt. Ferner würde man, so wird versichert, ersticken, weil ungenügend Sauerstoff vorhanden sei.

All dies stellt gute Gründe dar um nicht an die Geschichte von Jona glauben zu können. Dagegen muss man aber feststellen, dass, obwohl diese Theorien begründet sind, sie den Tatsachen nicht entsprechen. Denn in den letzten 50-80 Jahren sind Matrosen von gewissen Walarten tatsächlich verschlungen worden. Sie sind nicht immer wieder lebendig befreit worden, oft konnte man nur ihre Leichen bergen. Hier wollen wir kurz von einem Fall erzählen, der als eidesstattliche Erklärung niedergeschrieben wurde.

Eine Mannschaft war mit einem kleinen Boot von dem Mutterschiff hinausgefahren, um Wale zu harpunieren. Sie erspähten ein sehr großes Tier und harpunierten es erfolgreich. Das Tier wurde wütend, schoß auf das Boot zu und schlug um sich, wobei das Boot kenterte. Die ganze Mannschaft fiel ins Wasser und schwamm dem Mutterschiff zu, von wo aus man alles beobachtet hatte. Aber das wütende Tier griff erneut an, und ein Mann verschwand. Dieser Mann berichtete unter Eid, dass er auf einmal von einer mächtigen Welle ergriffen wurde, wonach es um ihn herum plötzlich stockfinster und entsetzlich warm wurde. Er merkte, wie er glatte, elastische Wände hinabglitt, und nach einigen Sekunden landete er in einem scharfen heißen Brei, welcher ihn sehr angriff. Er tastete um sich, um nach Halt zu suchen, wobei er allerlei halbfeste Gegenstände gewahrte, die oft auf seine Bewegungen reagierten. Er berichtete, dass der Gestank in dieser schwülen Luft unaushaltbar sei. Schrecken ergriff ihn, als er erkannte, wo er sich befand, nämlich im Bauch des harpunierten, wütenden Tieres.

Haben Sie jemals einen Hühnermagen geöffnet? Wissen Sie, wie es dort aussieht? Wissen Sie, wie es dort riecht? Möchten Sie sich darin befinden? Der Matrose befand sich in einer wahrhaftigen Totenhöhle, wo lauter halbtote, halbverdaute Gegenstände im Brei um ihn herum schwammen. Der Matrose lebte in einer echten Totenhöhle, in einer Totenhölle, im Schoß des Scheols, wie der Prophet Jona seine eigene Lage treffend beschrieb.

Er versuchte verzweifelt, die glatten Wände hinaufzuklettern, um herausgelangen zu können. Jedoch gelang es ihm nicht, er arbeitete sich ein wenig hoch und glitt dann jedesmal wieder zurück. Der scharfe Brei und die erstickende Luft griffen ihn derart an, dass er bald wahnsinnig und ohnmächtig wurde. Das Tier tauchte nach einiger Zeit wieder an die Oberfläche und wurde dort von dem wartenden Schiff getötet. Beim Aufschneiden fand man den vermißten Mann. Er lag bewußtlos da, lebte aber noch. Seine Haut war sehr gelb, seine Augen und Ohren stark angegriffen. Als er nach langer Zeit zu sich kam, war er wahnsinnig. Aber nach einigen Monaten genas er, und auf Wunsch anderer gab er eine eidesstattliche Erklärung über seine schrecklichen Erlebnisse ab. Diese eidesstattliche Erklärung kann man in dem Buch von Dr. Rimmer >CIENCE and Religlon< lesen.

Also die biblische Geschichte von Jona ist tatsächlich möglich, sie hat sich sogar mehrmals, wie Rimmer berichtet in letzter Zeit wiederholt.


Beantwortet von: Bruno Schwengeler
Quelle: Aus dem Buch 3 x 100 Fragen zur Bibel (Schwengeler Verlag, 2003)