Antwort A
Der Herr Jesus denkt nicht an den Tempel, der im Himmel ist (Off. 15,5.6), noch an den Tempel auf der Erde. Er redet mit Seinen Jüngern über das, was Sein Herz, Sein liebendes Herz bewegte vor Seinem Heimgang zu Seinem Vater. Wenn Er den Himmel gemeint oder gesagt hätte, so hätte Er damit viel zu wenig gesagt. Im Himmel wird es herrlich sein, ja, nach 1. Petr. 1,4.5 ist „in den Himmeln ein unverwesliches, unbeflecktes, unverwelkliches Erbteil aufbewahrt denen, die durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werden zur Errettung”; auch das wäre, obwohl herrlich, doch zu wenig! Seines Vaters Haus ist es, das Er Seinen Jüngern in Aussicht stellte. Ev. Joh. 17,24; Spr. 8,22-31 lässt uns etwas einen Blick hinein tun in das Verhältnis des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater. „Denn was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben”; gewiß ist es im Himmel, aber es ist das Verhältnis des Sohnes zum Vater.
In alle Ewigkeit werden wir das göttliche, über alles Verständnis hinausreichende herrliche Verhältnis des Sohnes zum Vater nicht ergründen, wir werden staunend niederfallen und anbeten. Und dieses unaussprechlich herrliche Verhältnis des Sohnes zum Vater macht das Haus zum Vaterhaus. Was wir dort sehen und finden werden, kann nicht ausgesprochen werden, und in diesem Hause sind viele Wohnungen, und Er sagt zu Seinen Jüngern, dass Er ihnen dort eine Stätte bereiten werde und wiederkommen werde und sie zu Sich nehmen werde, damit sie seien, „wo Er ist”, im Vaterhause. Ja, was wäre der Himmel ohne Ihn?! (1. Joh 3,1-3!)
Im Himmel sind auch die Engel, sie verherrlichen Gott und das Lamm, sie stehen aber in einem ganz anderen Verhältnis zu Gott nach Hebr. 1 und 2. Hebr. 2,9 „sehen wir aber Jesum mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt”. Fassen wir Mk. 2,26 und Joh. 2,16 zusammen: Nach ersterem Bericht ging David in das Haus Gottes, damals dargestellt in der Stiftshütte mit der Bundeslade, und der Hohepriester Abjathar gab ihm mit den übrigen die Brote, die Schaubrote, denn es hungerte sie. Das war sicher nach den Gedanken Gottes, die Stiftshütte hatte nichts damit zu tun. Joh. 2,16 fand der HERR im Tempel zu Jerusalem die Ochsen-, Schafe- und Taubenverkäufer wie auch die Geldwechsler und trieb alle hinaus mit den Worten: „Machet nicht das Haus Meines Vaters zu einem Kaufhaus.” In dieser Zeit hatte der Tempel den Charakter als Haus Gottes und Stätte der Anbetung verloren, er war zu einem Viehmarkt und Kaufhaus herabgesunken. Der Zweck des Tempels ist beschrieben in 2. Chr. 2,4-10. Gott offenbarte Sich dort. Noch bis kurz vor der Erscheinung Christi offenbarte Sich Gott im Tempel (Lk. 1,11). Ja, es waren noch Heilige da, die auf den Trost Israels warteten und in den Tempel gingen zur Anbetung, Simeon und Hanna (Lk. 2,25-38). Jesus Selbst war im Tempel unter den Lehrern und befragte sie, und Seinen Eltern sagte Er: „Wußtet ihr nicht, dass Ich sein muss in dem, was Meines Vaters ist?” Mt. 23,38 betrachtete Jesus den Tempel nicht mehr als das Haus Gottes, im Blick auf das ungläubige und gottlose Jerusalem sagt Er: „Euer Haus wird euch wüste gelassen werden.” Nach dem Tode des Herrn Jesu zerriß der Vorhang ins Allerheiligste im Tempel, und die Tür ins Heiligtum droben stand offen. In Off. 15,5.6 sehen wir, dass ein Tempel im Himmel ist (bildlich). Diesen Tempel meinte der HERR ebenfalls nicht als Seines Vaters Haus. Von diesem Tempel aus gingen die Vollstrecker der Gerichte (Engel) in den letzten Tagen über die Bewohner dieser Erde, auch steht dieser Tempel und was darin gesehen wurde (die Bundeslade) mehr in Beziehung zu Israel, kurz vor Anbruch des Reiches Gottes. - Jes. 66,1: „So spricht Jehova: Der Himmel ist Mein Thron, und die Erde der Schemel Meiner Füße, welches ist das Haus, das ihr Mir bauen könntet? welches der Ort Meiner Ruhestätte? hat doch Meine Hand dieses alles gemacht!” Der Sinn und die Bedeutung dieser Aussprache ist wohl, daß, wenn es sich um die Größe, Macht, Kraft und Herrlichkeit Gottes handelt, so steht vor aller Menschen Auge zunächst der sichtbare Himmel und die Erde (wie David sagt: „Wenn ich anschaue den Himmel, Deiner Hände Werk”) und was sie enthalten. Und mögen die Bauten dieser Erde, die sogenannten Kirchengebäude, Dome usw. so groß sein als möglich und so prächtig geschmückt, als nur denkbar sein kann, mögen sie zu Gotteshäusern geweiht und so genannt werden, wie das immer geschieht, es ist alles eitel, sie reichen nicht hinan an die Größe und Herrlichkeit Gottes, nicht einmal auf der Erde, dem „Schemel Seiner Füße”, noch viel weniger an die Herrlichkeit des Vaterhauses Gottes droben. In Jes. 66,2 erkennen wir aber, auf was Gott sieht und was groß ist in Seinen Augen: „Aber auf diesen will Ich blicken, auf den Elenden und der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor Meinem Wort.” Und 1. Kor. 3,16. 17 lesen wir: „Wisset ihr nicht” (das sind die durch Jesum erretteten Gläubigen), „dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr.” Ja, die Gemeinde Christi, die Versammlung Gottes, die Gesamtheit der wahrhaft Gläubigen, sie ist das Haus Gottes hienieden (1. Tim. 3,15.16). Und, o wunderbare Tatsache, heute steht die Türe noch offen, und arme Menschenkender, gottlose Sünder können durch Buße und Glauben an den Herrn Jesum sich noch ein Anrecht zum Eingang ins Vaterhaus droben erwerben. Und bald werden alle diese Erretteten einziehen ins Vaterhaus droben und Jesum sehen in Seiner Herrlichkeit und den Vater und den Sohn preisen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
F. B.
Antwort B
Über den Sinn Christi (1. Kor. 2,16), wenn Er in Joh. 14,2 sagt „das Haus Meines Vaters”, kann kein Zweifel bestehen. Nicht der irdische Tempel zu Jerusalem, sondern die himmlische Wohnstätte Gottes ist gemeint. Nach diesen Worten ging Jesus nicht mehr in den Tempel, noch bereitete Er in demselben eine Stätte für Seine Jünger. Dieser Tempel, wo Er keine Annahme fand, ja, wo auf Ihn Steine geworfen wurden (Joh. 8,59; 10,31), war doch nicht das Vaterhaus, wo Er Seine geliebten Jünger haben wollte. Er lenkte vielmehr ihre Aufmerksamkeit von demselben weg, als sie „seine Steine” und Gebäude bewunderten (Lk. 21,5.6ff.; Mk. 13,1.2). Jesus, unser HERR, ist aber vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum verließ Er die Welt (wo der Tempel war) und ging zum Vater (Joh. 16,28). Er will die Seinen da haben, wo Er ist, im Himmel, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Hebr. 2,9; 8,1). Von dort aus wird Er wiederkommen, um sie zu Sich zu nehmen für ewig (Hebr. 9,28 mit 24; Phil. 3,20). Der Vater, den Er geoffenbart hat (Joh. 1,18), ist in dem Himmel, Er betont es (Mt. 5,45; 6,9.14.26.32; 7,11; 10,32.33; 18,10). Es war ja etwas Neues, Erstaunliches aus Seiner Lehre (Mt. 7,28.29), was Er gesehen und gehört (Joh. 3,32). Überhaupt, wenn Er hienieden mit Seinem Vater sprach, ging Er nicht in den Tempel noch schaute ihn an, sondern „Er hob Seine Augen auf gen Himmel” (Joh. 17,1). Ja! das wahre Haus des Vaters ist im Himmel; dort werden bald alle Seine Erkauften sein, und dessen sollen sie sich freuen.
Die Stelle Joh. 2,16 steht aber, dem Zusammenhang nach, im Gegensatz zu 14,2. Dort spricht Jesus zu ungläubigen Juden (vergl. Joh. 2,18 mit Mt. 12,39; 16,4), hier zu Seinen gläubigen Jüngern (Joh. 16,29.30; 6,68.69); hier ist Er anerkannt, dort verachtet, nicht geglaubt, und Er behauptet durch das Wort „Haus Meines Vaters” vielmehr Seine Gottessohnschaft als die Eigenschaft des Tempels. Derselbe war nur insofern das Haus Gottes, als er für Seinen Namen gebaut und die Stätte des Gottesdienstes im Alten Bunde war. Die Juden machten es zu einer Räuberhöhle (Jer. 7,11ff.). Im Tempel wohnte aber Gott, das heißt nicht die Fülle der Gottheit (Kol. 2,9), denn, wie es die Frage selbst erwähnt, „der Himmel ist Sein Thron und die Erde der Schemel Seiner Füße” (Jes. 66,1); Er bewohnt ein unzugängliches Licht (1. Tim. 6,16). Salomo, der Erbauer des ersten Tempels, hatte es begriffen (1. Kön. 8,27-30; 2. Chr. 6,18-21). Die Hütte, der Tempel waren aber durch ihre ganzen Einrichtungen Abbilder, Schatten der „Stätte Seiner Wohnung”, woraus viel zu lernen bleibt (Hebr. 9 u. a. V. 23.24; lies Antwort C auf Frage 6, 1916!). Durch Glauben verstand es David, bei welchem das, was er „im Heiligtum angeschaut” hatte, die Sehnsucht nach dem wahren Hause Jehovas erweckte (Ps. 27,4.5; 63,1.2). Von ferne sah er durch Glauben diese vielen Wohnungen des Vaterhauses (Ps. 84,1.4.10; Hebr. 11,13).
Aus Mk. 2,26 ist zu ersehen, dass nicht nur der Tempel Haus Gottes genannt wurde, sondern jedes Haus. wo Ihm in Aufrichtigkeit und Treue zu Seinem Worte gedient wird (1. Sam. 21,1-7; 22,14.15). Es hat für Gott keinen Wert, wenn man von einem Tempelgebäude spricht: „... der Tempel Jehovas ist dies!” (Jer. 7,4), nein! sondern da, wo man Ihn mit reinem Herzen anruft und in Treue dient, dort ist Sein Haus. (Ein reicher Mensch mag viele Häuser haben und bewohnt nur eines, das schönste; die anderen irgendwelcher Art und Größe, wo seine Interessen gepflegt werden, die seinen Namen tragen, sind auch sein.) Es ist köstlich und ernst zugleich: Jedes Haus, wo ein Kind Gottes ist, kann und soll durch dessen Gegenwart und Lebensweise ein Haus Gottes sein.
Meiner bisherigen Erkenntnis nach gibt es im Himmel keinen Tempel. In Off. 15,5 sehe ich ein prophetisches Gesicht mit sinnbildlicher Bedeutung. Ich muss jedoch diesen Teil der Frage ganz offen lassen, dieweil ich hierüber selbst Licht begehre.
Und nun zum letzten Frageabschnitt! Der Himmel ward (oder war) und wird der Schauplatz verschiedener Ereignisse sein (des Erscheinens der Gläubigen vor dem Richterstuhl Christi [2. Kor. 5,10] u. a.), und dieser Ausdruck ruft dementsprechende Eindrücke und Gedanken hervor (die Verantwortlichkeit in dem Wandel u. a.). Um Seine zerschlagenen Jünger zu beruhigen und zu trösten, redet der HERR zu ihnen vom „Hause des Vaters”, der Stätte der Ruhe in der Liebe. Das Haus ist die Stätte der Ruhe (Jes. 66,1 u. a.). Wie zart, wie süß ist das Wort des HERRN für uns! Ist nicht die Erde die Stätte des harten Kampfes, der Sünde, des Leids, der Tränen? Dort wird davon nichts gefunden werden, nur „Ruh', Ruh', himmlische Ruh' ”. Und ist nicht die Gegenwart unseres Heilandes droben ein genügender Grund, nur unsere Herzen nach oben hin zu ziehen? Erreicht unsere Liebe zu Ihm diesen Grad? Können wir auch, geliebte Geschwister, wie David, in Wahrheit, von Herzen ausrufen: „Wie lieblich sind Deine Wohnungen! ... Es sehnt sich, ja, es schmachtet meine Seele ...!”?
R. W. D.
Antwort C
Im allgemeinen haben wir einen sehr kleinlichen und meist auch unbiblischen Begriff von Himmel, Paradies, himmlischem Jerusalem, Heiligtum, Tempel und Vaterhaus. Der Grund für diese Schwächen scheint, wenn ich mich nicht irre, in unserer Ungeistlichkeit zu liegen. In anderen Worten: Wir sind zu sehr zu Hause hier, wo wir nach den Gedanken Gottes „Fremdlinge”, sind, aber zu wenig zu Hause dort, wo wir nach dem Vorsatz Gottes „Bürger” sind. Wie weltförmig sind wir doch geworden; und wie wenig entsprechen wir den Gedanken Gottes! Ist es nicht so, liebe Geschwister?
Wenn wir hier nun versuchen - denn um einen sehr schwachen Versuch kann es sich ja nur handeln -, einige Gedanken weiterzugeben, so soll dies natürlich nur auf Grund des Wortes und der Offenbarungen Gottes geschehen.
Es wird unser ernstliches Bestreben sein, nur die Heilige Schrift zu Worte kommen zu lassen und nicht unsere so sehr gefährliche Einbildungskraft, die nicht nur auf diesem, sondern auch auf vielen anderen geistlichen Gebieten großen Schaden angerichtet hat. - Einer der Hauptschritte, die wir wohl tun können, um dem Verständnis näher zu kommen, denke ich, ist die Anerkennung des Grundsatzes der Gegensätzlichkeit. Wir wissen, was Finsternis ist, weil wir das Licht kennen. Wir verstehen in gewissem Sinne den Tod, weil wir das Leben haben usw. So kann man wohl auch die verschiedenen Bezeichnungen oder Namen, mit denen es Gott wohlgefiel, Seinen Wohnsitz - wenn man so sagen darf - zu belegen, so verstehen, dass bestimmte Charakterzüge und die verschiedenen Herrlichkeiten hervorgehoben werden sollen im Gegensatz zu anderen Dingen. Wenn darum das Wort Gottes vom Himmel oder Heiligtum oder Vaterhaus spricht, so will uns Gott durch den jeweiligen Namen auch besondere Gedanken vorstellen, ohne dass wir das Recht haben zu behaupten, dass die verschiedenen Bezeichnungen auch verschiedene Orte bedeuten, etwa ebensowenig, wie unter den Namen „Sohn Gottes”, „Sohn des Menschen” oder „Christus” mehrere Personen zu verstehen sind. Damit ist zum Teil die Frage beantwortet, „warum der HERR nicht einfach ,im Himmel' sagt, wenn Er vom Vaterhaus redet”. Der Gebrauch der verschiedenen Namen oder Bezeichnungen für ein und dieselbe Person oder Sache ist für mich oft ein wunderbarer Beweis gewesen für die wörtliche Eingebung und Vollkommenheit der Schrift. Welche tiefe göttliche Weisheit bei der geringsten Veränderung im Gebrauch eines Wortes verborgen liegt! Möchten wir doch ernstlich um Augensalbe bitten, damit wir durch den Geist Gottes mehr befähigt werden, die Herrlichkeiten Seiner wunderbaren Person, die Reichtümer Seiner Schätze und die Wunder Seiner Gnade zu sehen, zu bewundern und von ihnen so hingenommen zu werden, dass Er uns alles sei!
Wir möchten hier nur kurz einige Gegensätze berühren. So ist uns der Himmel, wie mir scheint, als Ort der Ruhe, des Glückes und der Verherrlichung der Gnade geschildert (vergl. Eph. 1,20; 2,6; - „sitzen,” „gesetzt” bedeutet „Ruhe” - Hebr. 4; 8,1; - das Land ist ein Bild von den himmlischen Örtern - Off. 11,12; 14,13; siehe auch Lk. 16,22), im Gegensatz zur Hölle (Gehenna), dem Ort der Unruhe, der Pein und des Gerichts (vergl. Mt. 25,46; Lk. 15,24; Off. 14,11; 20,10 usw.). Das Paradies (Freuden- oder Lustgarten) als der Ort der göttlichen, bleibenden Freude, der Wonne und der Lieblichkeit, wo die Lust am HERRN alles sein wird (vergl. Ps. 73,25; Lk. 23,43; 2. Kor. 12,4; Off. 2,7), im Gegensatz zur weltlichen und vergänglichen Freude und der sündigen Lust dieser Zeit (siehe 1. Joh. 2,16.17). Das himmlische Jerusalem, die Stadt, welche Grundlagen hat (welches von keiner anderen Stadt gesagt werden kann, weil sie alle vergehen, da keine ewige, göttliche Grundlagen hat), deren Baumeister und Schöpfer Gott ist, als die Sehnsucht, die Hoffnung und das Ziel der Pilger, weil ihr Bürgertum dort droben ist und ihre Namen dort angeschrieben sind (siehe Hebr. 11,10; 12,22; 13,14; Off. 21,10). Im Gegensatz dazu steht die Welt stadt Babel oder Babylon, worunter man zum Teil die Zivilisation und die vielgerühmte Kultur verstehen kann, verbunden mit dem Weltbürgertum (siehe 1. Mose 11,1-9; Off. 17,18; 18,1-24; bes. Verse 10.16.18.21). Das Heiligtum, welches gekennzeichnet ist durch die Heiligkeit Gottes, wohin wir durch die Gunst Gottes auf Grund des Blutes Christi und den Geist des lebendigen Gottes Zugang haben und nahen können (vergl. Eph. 2,18; Hebr. 10,19-22), steht im Gegensatz zur Welt mit ihrer Sünde und Ferne von Gott (vergl. Mt. 15,8; Eph. 2,13). Mit dem Tempel Gottes scheint mehr der Gedanke des Lichtes und der Gnade verbunden zu sein. Christus ist der Tempel; von Ihm aus ergoß sich der Strom des Lichtes und der Gnade in diese arme Welt. Was Christus ehedem war in der Welt, sollte während der Abwesenheit des HERRN die Gemeinde durch Ihn sein (vergl. Joh. 1,4.14.18; 2,19; 1. Kor. 3,16). Der irdische Tempel war nur ein Bild von dem wirklichen Tempel und dem wahrhaftigen Vaterhaus. Im Himmel gibt es keinen Tempel (Off. 21,22). Wenn in Off. 15,5-8 vom Tempel gesprochen wird, so geschieht es, um zu zeigen, dass niemand sich für die dem Gericht preisgegebenen Menschen verwendet. Darum erfüllt Rauch den Tempel. Wir müssen lernen, den Geist und die Gedanken Gottes zu erfahren, und nicht bei den Bildern stehen bleiben!
Im Gegensatz steht die Finsternis und Gottlosigkeit der Menschen in der Welt (vergl. Joh. 1,5; 2. Kor. 4,6; Eph. 5,7f.). Das Vaterhaus nun, welches uns an die Liebe, Aufnahme und Sorgfalt des Vaters erinnert, steht in vollem Gegensatz zu der rauhen Luft, der Lieblosigkeit und der Kälte der Welt, die uns in keiner Weise Verständnis entgegenbringt, von der wir es aber auch nie erwarten sollten. Um so mehr würden wir das Vaterhaus schätzen lernen. Wie lieblich klingt doch dies Wort für die Seelen der Kinder Gottes, für das Herz der Söhne Gottes, für das Ohr der Freunde Gottes! Welch eine Flut von lieblichen Gedanken löst dieses Wort in unserem Herzen aus; alles klingt heimatlich, vertraut und Sehnsucht erweckend, was nur der zum Teil genießt, der Den kennt, der das Vaterhaus mit Seiner Liebe durchflutet und mit dem Wohlklang und der Zärtlichkeit Seiner Vaterstimme erfüllt (siehe Lk. 15,22-24). An dieses wunderbare Heim denkt Christus als Sohn des Hauses (vergl. Joh. 8,35), dorthin richtet Er den Blick und das Herz der Jünger. Dorthin ist der HERR gegangen, uns eine Stätte zu bereiten, von wo Er auch wiederkommen wird, um uns zu Sich zu nehmen, auf daß, wo Er ist, auch wir seien. Welch ein Gedanke, welche Tatsache, welch eine Liebe und Gnade, dass wir dort als geliebte Söhne durch den Sohn des Hauses beim Vater eingeführt werden sollen! Gepriesen sei Sein Name immer und ewiglich!
So spricht der Himmel von der Ruhe in Gott, wohin wir mit Christo gesetzt sind. Das Paradies spricht von der Freude in Gott und von Christus, dem Baum des Lebens (siehe Spr. 3,18; Off. 2,7; 22,2). Das himmlische Jerusalem spricht von dem Throne Gottes und des Lammes (Off. 22,1). Das Heiligtum spricht von der Heiligkeit Gottes und von dem Werte der Person und des Opfers Christi (siehe 3. Mose 16,12-14). Im Tempel spricht alles von der Herrlichkeit Gottes und von dem Lichte der Gnade in Christo (vergl. Ps. 29,9b; Joh. 1,14).
Im Vaterhaus aber spricht alles von der Liebe des Vaters und von dem Wohlgefallen des Sohnes, durch den wir in den Kreis und den Genuß der unergründlichen, göttlichen und ewigen Liebe des Vaters eingeführt worden sind. Wie unaussprechlich sind Seine Vorsätze in Gnade mit uns!
K. O. St.
Anmerkung des Herausgebers
Diese kostbaren umfassenden Antworten machen ein ferneres Eingehen unsererseits auf die Frage unnötig. Möchten die dargebotenen Belehrungen unser Herz mit Trost und Freude erfüllen und unsere Blicke hinrichten auf Den, der gesagt hat: „Siehe, Ich komme bald!” Was wird dann unser Teil sein, das Teil der an Ihn Glaubenden? Er wird uns dorthin bringen, wo Er ist, in das Haus des Vaters. Wo Er ist, da ist unsere Heimat!
Warum sagt Er nicht einfach „im Himmel”? ist gefragt. Ist es einfacher vom „Himmel” zu reden als vom „Vaterhaus”? Wir meinen nicht. Jedenfalls ist es nicht köstlicher! Die landläufige Art, vom Himmel zu reden, hat gar nichts mit der biblischen Sprache zu tun! Das Vaterhaus, von dem der Herr Jesus in Joh. 14,2 redet, das ja schon deshalb nicht der Tempel sein kann, weil Er von Seinem „Hingehen, die Stätte zu bereiten” spricht, ist in seinem Werte mehr als nur der Himmel oder auch die Himmel, wenn es auch dort sein mag; mehr, weil es unmittelbar von der innigen Herzensverbindung zwischen dem liebenden Vater und uns, den Geliebten, redet, was die anderen Ausdrücke nicht tun. Welch köstliches Wort „Vaterhaus”, und dort bist du und ich zu Haus durch Den, der uns die Stätte bereitet und der Selbst dort zu Hause ist: Der Sohn bringt die Söhne dorthin, wo Er ist. Im „Hause des Vaters” und „bei Christo” zu sein ist unsere herrliche, durch nichts zu ersetzende Aussicht. Viermal redet die Schrift, wenn auch nicht überall in gleichen Worten, von unserem „bei-Christo-sein”, wo vielleicht auch nach menschlicher Redeweise einfach vom Himmel die Rede sein könnte, aber was wäre dies gegen die Kostbarkeit der Aussicht, bei Christo zu sein?! Wir bitten die Leser, diese vier Stellen mit Anbetung gegen den teuren HERRN und unseren Gott und Vater, der uns dem Sohne gegeben hat (Joh. 17,9.24 u.a.), zu lesen: Lk. 23,43; Apg. 7,59.60; 2. Kor. 5,1-8; Phil. 1,23. Dazu lesen wir noch zum Schluß Kol. 3,3.4, und unser Herze muss übergehen voll Lob und Dank, Preis und Anbetung!