Ist mit der Entrückung die Gnadenzeit vorbei?

Ist wirklich mit dem Wiederkommen des Christus zur Heimholung (Entrückung) der Brautgemeinde die Gnadenzeit zu Ende, und gehen dann alle Zurückbleibenden ewig verloren? Wenn das so wäre, so könnte man doch im Blick auf die unbekehrten Seelen nicht bitten: "Herr Jesu, komm!"

Es ist durchaus richtig, dass mit der Wiederkunft des Herrn - das ist die ernste Seite Seines Wiederkommens - die Gnadenzeit, d.h. die gegenwärtige Kirchen- oder Gnadenperiode unwiderruflich zu Ende ist. Die tote Namenschristenheit bleibt zurück; das sind die törichten Jungfrauen, und weil weder kalt noch warm, wird sie der Herr "ausspeien" aus Seinem Mund (Off 3,16). Allerdings werden in der Gerichtszeit noch Seelen gerettet (s. Off 7). Aber das sind nicht Errettete aus der Christenheit, sondern aus den nichtchristlichen Nationen (Heiden), die immer noch zwei Drittel der Bevölkerung der Erde ausmachen.

Nach der Entrückung wird der Antichrist, der nicht erscheinen kann, solange die Brautgemeinde noch auf der Erde ist (2. Thes 2), sein Haupt erheben. Die gläubigen Juden werden in erster Linie durch die kommende antichristliche Drangsalszeit gehen müssen. Mit ihnen solche, die weder Juden sind, noch zur christlichen Kirche (Namenschristenheit) gehören.

Sie meinen nun, wenn das so wäre, so könnten Sie nicht mehr beten: "Herr Jesu, komm!" Warum nicht? Doch erst recht! Je inniger Sie das Kommen des Herrn herbeisehnen, einen um so tieferen Eindruck wird es auf Ihre Umgebung und Mitmenschen machen und um so eher werden diese geneigt sein, sich zu bekehren. Wer sich dennoch weigert, sich retten zu lassen, solange es "heute" heißt, wird sein Gericht tragen müssen. Darum wollen wir eifrig sein und die Zeit des Herrn auskaufen, damit noch viele den Heiland finden, und dass nicht uns die Schuld treffe. Ich erwähne noch, dass zur Beantwortung Ihrer Frage die Lektüre des Gleichnisses von den zehn Jungfrauen (Mt 25) lehrreich ist. Wo lesen wir in der Heiligen Schrift, dass "törichte Jungfrauen" später noch Gelegenheit hätten, sich zu bekehren? Wo sagt das göttliche Wort, dass diese Türe, von der der Herr Jesus selbst doch deutlich sagt: "die Tür wurde verschlossen", wieder aufgetan würde? So wollen wir uns an das Wort des Herrn halten und inniger denn je rufen: "Herr Jesu, komm!"


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 234