Antwort A (1. Frage)
Wenn die Schrift von „dem Geiste” (Apg. 21,4) spricht, ohne andere Bezeichnung in dem Zusammenhang, so können wir nur an den „einen Geist” denken (Eph. 4,4), den Heiligen Geist. Wenn sie von „dem HERRN” spricht, so verstehen gleich unsere Herzen, um welche teure Person es sich handelt (Joh. 20,25; 21,7.12). Ebenso ist's mit „dem Geist”, denn Er und der HERR sagen die gleichen Worte (Off. 2,17 usw.; 3,14.22); beide sind die Wahrheit (Joh. 14,6; 1. Joh. 5,6). Andere Geister sind in der „von Gott eingegebenen Schrift” stets sorgfältig gekennzeichnet, damit betreffs „des Geistes” keine Unklarheit bestehe, von dem unser Verständnis abhängig ist (1. Kor. 2,10.11; Joh. 14,26; 16,13.14).
Die Gemeinden wandelten in der Furcht des Herrn (Apg. 9,31), im Geist (Gal. 5,16.25), und dieser, unbetrübt, wirkte in den Gläubigen Seine Frucht, die Liebe ... den Frieden ... (Gal. 5,22). Wie Paulus (Apg. 20,23) und Agabus (21,11) hatten die Jünger von Tyrus durch denselben Geist Kenntnis von den des Paulus wartenden Banden und Drangsalen erhalten, und die Liebe des Geistes (Röm. 15,30) trieb sie, wie auch die in Cäsarea, zu ihrer dringenden Bitte; dieselbe Liebe wirkte in Paulus, dessen Herz brach, aber ihm wurden von dem HERRN zuerst (Apg. 20,22.24), von Brüdern auch (Röm. 15,25.26), Dienste anvertraut, welche die Reise nach Jerusalem erforderten, und inbrünstig im Geist, „dem HERRN dienend” (Röm. 12,11), tat er „eines” (Phil. 3,14). In diesem 21. Kapitel der Apostelgeschichte finden wir also keine Widersprüche, vielmehr sind da die verschiedenen Wirkungen Gottes durch den Geist nach der Stellung jedes einzelnen wahrnehmbar (1. Kor. 12, 6.18). Das Ende bei allem ist Sein allen Verstand übersteigender Friede (Apg. 21,14; Röm. 16, 20 mit Phil. 4,6.7).
R. W. D.
Antwort B (2. Frage)
In Apg. 20,22 denken manche Ausleger an den eigenen Geist Pauli im Unterschiede von 21,4, wo der Heilige Geist gemeint sei.
Die Schrift unterscheidet ja zwischen Seele und Geist des Menschen. So ist 1. Kor. 2,11 sicher der Geist des Menschen gemeint.
Demnach will man den Wunsch des Apostels, nach Jerusalem zu gehen, auf seine große Sehnsucht, das jüdische Volk für das Evangelium zu gewinnen, zurückführen, eine Sehnsucht, die so mächtig ist, dass er bereit ist, sein Leben für sein Volk zu lassen (vgl. 20,24 mit Röm. 9,1-5; 15,30.31).
Eine Berufung auf Apg. 19,21.22, wo es heißt: „Paulus setzte sich vor in seinem Geiste, nach Jerusalem zu reisen,” ist schon deshalb belanglos, weil auch an dieser Stelle durchaus nicht an den Geist des Apostels im Unterschiede vom Heiligen Geist gedacht werden muß. Wörtlich heißt es: „In dem Geiste”.
Wir sind aber durchaus nicht genötigt, einen Gegensatz zwischen dem Vorsatz des Apostels und der Absicht des Geistes anzunehmen. Die Offenbarungen des Heiligen Geistes bezüglich der geplanten Reise kannte der Apostel ja genau. Sein Geist kann sich nie gebunden und gedrungen fühlen, etwas zu tun, was dem Willen des Heiligen Geistes widerspricht. Allen Versuchen, die Reise des Apostels nach Jerusalem als eine vom Heiligen Geiste nicht gewollte, sondern als einen dem eigenen Geiste des Apostels entsprungenen und mit einen gewissen Eigensinn trotz aller Warnungen durchgesetzten Plan darzutun, stehen Wortlaut und Sinn der Schilderungen in der Apostelgeschichte durchaus entgegen.
Der Apostel fühlte sich im Geiste gebunden, stand aber dabei unter der Leitung des Heiligen Geistes.
J. W.
Antwort C (2. Frage)
Paulus nennt sich oft einen Sklaven Jesu Christi (Röm. 1,1; Phil. 1,1; Tit. 1,1). Paulus war nicht ein äußerlich Gebundener, sondern ein im Geist Gebundener, d. h. er hatte sich jemand zu eigen gegeben, verpflichtet, dem Herrn Jesu. So meint er hier, dass er als ein dem HERRN Verpflichteter im Gehorsam gegen Ihn trotz der durch den Heiligen Geist vorausgesagten Bande und Drangsale (Apg. 20,23), die dort auf ihn warteten, nach Jerusalem reise. V. 24 zeigt, dass er nach Jerusalem ging, um seinen Lauf zu vollenden und den Dienst, den er von dem Herrn Jesu empfangen habe, dass er deswegen auch keine Rücksicht auf sein Leben nehme. Dass dieses keine leeren Worte und Selbsttäuschung waren, zeigt sein weiterer Weg. Der HERR hatte einst zu Ananias gesagt: „Dieser ist Mir ein auserw ähltes Gefäß, Meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels” (Apg. 9,15). Bisher war der Dienst des Paulus unter den Nationen und nur unter den unter diesen zerstreuten Kindern Israels gewesen. Jetzt finden wir ihn Apg. 21 und 22 im Tempel von Jerusalem, dem Mittelpunkt des jüdischen Volkes, vor der ganzen Stadt das Zeugnis des Evangeliums verkünden, Apg. 23 vor dem Synedrium stehen, Apg. 24 vor dem Landpfleger Felix, Apg. 25 und 26 vor Festus, dem König Agrippa und Bernice. Phil. 1,14 kann er schreiben, dass seine Bande in Christo offenbar geworden seien in dem ganzen Prätorium, und dass seine Umstände zur Förderung des Evangeliums geraten seien. Phil. 4,22 spricht er von den Heiligen in des Kaisers Hause. Ob er bei seiner ersten und seiner zweiten Gefangenschaft vor dem Kaiser persönlich gestanden hat und ob die 2, Tim. 4,16.17 erwähnte Verantwortung vor diesem persönlich war, erzählt die Schrift nicht ausdrücklich, es erscheint aber wahrscheinlich, da er sich ja auf die Person und das Urteil des Kaisers berufen hatte.
So führte der HERR Seinen Knecht ins Gefängnis, damit dieser diesen Teil seines Dienstes erfüllen konnte, damit auch das jüdische Volk und seine Führer sowie die weltlichen Fürsten und Herren die Botschaft des Evangeliums aus dem Munde des Paulus hörten.
O. v. Br.
Anmerkung des Herausgebers
Wir sind sehr dankbar für diese drei sich so gut ergänzenden Antworten, aus denen auch deutlich hervorgeht, dass es schriftgemäß ist, die Reise Pauli nach Jerusalem für gottgewollt zu halten. Hierzu nur noch einmal der Hinweis auf Apg. 9,15.16: Nationen - Israel.
Apg. 21,4 enthält gar kein Verbot, ebenso wenig wie V. 11; in V. 4 ist das, was in V. 12 infolge der V. 11 vorausgegangenen Weissagung steht, als ein Reden durch den Geist dargestellt, was nur zeigt, wie geisterfüllt die Jünger waren. Aber keineswegs sind hierin Gegensätze gegen Kapitel 20,22 oder 19,21 zu sehen. Paulus handelte nach dem Willen des HERRN (vgl. Apg. 20,22-24 mit 18,21b und 21,14!). Nur wenn in 21,4 ein bestimmter Befehl des Geistes läge, wäre diese Stelle schwierig in ihrem Verhältnis zu Stellen wie 19,21 und 20,22 („in dem Geiste”); aber der liegt nicht vor, sondern der Geist wirkte in ihnen eine warnende Bitte gemäß ihrer Stellung zu Paulus und in Paulus einen dem göttlichen Willen entsprechenden Entschluß gemäß seiner hervorragenderen Stellung (als Apostel) zum HERRN! Paulus ging einen klaren, göttlichen Weg!