Antwort A
Der Brief ist an die Heiligen und Treuen, die in Ephesus sind, gerichtet, und nicht an alle Menschen, die in Ephesus damals wohnten (1,1); und so verhält es sich mit allen Briefen der Apostel, sie sind immer nur an Gläubige gerichtet. Wohl ist Gott der Schöpfer aller Menschen und auch ihr Erhalter (1. Tim. 4,10), aber Er kann nur für die Gläubigen der Vater sein. Gott zum Vater haben setzt eben nach Joh. 3,5-8 voraus, von neuem geboren zu sein, somit das Kindesverhältnis, und in diesem gesegneten Kindesverhältnis standen diese Gläubigen in Ephesus, wie es ersichtlich ist aus dem ersten und zweiten Kapitel des Briefes. Es war die Gnade Gottes und ihrerseits die persönliche Erfahrung dieser Gnade, welche sie in dies Verhältnis brachte. Und nun war Gott ihr Vater durch und in Christo Jesu. - Im Evang. Joh. spricht der Herr Jesus sehr viel von Seinem Vater, und am Ende Seines Weges hienieden und am Schluß Seiner Unterredungen mit Seinen Jüngern betrachtet und behandelt Er sie, d. h. die, welche Ihm treu nachfolgten, schon als in diesem Verhältnis zu Seinem Vater stehend (Kap. 16 und 17). Und in Kap. 20,17 sagt Er ihnen: „Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater.” Welch köstliches Verhältnis ist dies doch, wie auch geschrieben steht in 1. Joh. 3,1.2!
Tausende in der Namenchristenheit beten täglich (und wie oft!): „Unser Vater in dem Himmel” und haben Gott in Seiner großen Gnade und Barmherzigkeit zu ihrer Errettung in Christo Jesu nicht erkannt noch erfahren! Wie schrecklich und welch ein Betrug!
F. B.
Antwort B
Die Liebe Gottes hat sich zunächst darin geoffenbart, dass Er Seinen Sohn sandte (Joh. 3,16.17). Er will die Rettung des einzelnen, und in Joh. 1,12 lesen wir: „So viele Ihn aber aufnahmen, denen gab Er das Recht, Gottes Kinder zu werden.” Dies ist gewissermaßen die Eingangspforte. Später in Joh. 17,6-13 redet der Herr Jesus zum Vater von den Seinen und sagt: „Ich habe ihnen Deinen Namen geoffenbart.” Es war dies der Vatername. Wir sehen, dass der Sohn uns erst den Vater geoffenbart und die an Ihn Glaubenden zu Gottes Kindern gemacht hat (Joh. 1,12 u. 18). Als Gesamtzeugnis besitzen wir nun als die Seinen Sein Wort und sind nicht von der Welt. Darum auch die Bitte Jesu an den Vater: „Bewahre sie in Deinem Namen, bewahre sie vor dem Bösen, heilige sie durch die Wahrheit” (Joh. 17,15.17). Wenn der HERR an die Welt denkt, sagt Er „gerechter Vater”, wenn Er für Sich redet, sagt Er nur „Vater”, redet Er aber von den Seinigen, sagt Er „heiliger Vater”. Aber noch mehr! Jesus redet in Joh. 17 zum Vater betreffs der Einheit und in V. 26 davon, wie die Seinen auf dem Wege fortdauernd die Vaterliebe genießen sollen. Wir sehen also unsere Herkunft, unsere gegenwärtige Stellung und Bewahrung und unser zukünftiges Teil. Auch Joh. 20 lässt Er den Seinigen ihre neue Stellung, welche sie genießen und mit Ihm haben sollen, verkündigen, wenn Er ihnen sagen läßt: „Gehe aber hin zu Meinen Brüdern und sprich zu ihnen: ,Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater und zu Meinem Gott und eurem Gott‘.” (V. 17.)
Auf der gleichen Linie bewegt sich Paulus hier im Epheserbrief, wenn er den Gläubigen zeigt, dass dieses Verhältnis zu Gott für sie keine leere Annahme, sondern eine praktische Tatsache ist, welche sich darin verwirklicht, dass wir von Gott, dem Vater, gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung (Eph. 1,3). Diese Segnungen wurden geschenkt: „nachdem ihr geglaubt habt” (V. 13). Wenn nun die Gnade Gottes aus Heiden und Juden Personen herausnimmt, um einen Leib, eine neue Schöpfung zu bilden, so handelt es sich um Personen, die in eine neue Stellung gebracht sind. Auf diese Stellung gründet der Apostel seine Ermahnung, „würdiglich der Berufung zu wandeln, mit welcher sie berufen sind”, und gleichzeitig zeigt Paulus das Band, das zwischen all den Gliedern des Leibes geknüpft ist: „das Band des Friedens”, welches zur Darstellung kommt in „einem Leibe, einem Geist, einer Hoffnung, einem Herrn, einem Glauben, einer Taufe” und über diesem allem „einem Gott und Vater aller” (4,1-6). Somit ist Gott der Vater aller derer, die durch dieses Band verbunden sind und diese Einheit des Geistes bewahren im Bande des Friedens. So kann unsere Frage nur dahin beantwortet werden, dass Gott nur der Vater der Gläubigen ist, denn eine Zugehörigkeit zu Gott als Vater setzt Kindschaft voraus, und als Kennzeichen dieser Zugehörigkeit zum Vater gibt Johannes ein bestimmtes Merkmal, wenn er sagt: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt” (1. Joh. 3,10).
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Aus dieser Stelle für alle Menschen das Recht, Gott „Vater” zu nennen, abzuleiten, heißt „das Wort der Wahrheit nicht recht teilen” (2. Tim. 2,15), ebenso wenn man zu dem Zweck, alle Menschen als Kinder Gottes ansehen zu können, die Stelle Mal. 2,10 oder Jes. 63,8 u. a. mißbraucht. In diesen Fällen nimmt man dem alttestamentlichen Bundesvolk Israel, das Gott Sich zu Seinem Volk erwählt hatte, was damals nur diesem Volk gehörte, und in jenem Fall macht man sich selbstherrlich ein „Recht” zu eigen, das aus Gnaden allein denen vom HERRN gegeben ist, die nach Joh. 1,12 an den Namen des Sohnes Gottes glauben (im Sinne der Schrift). - Es ist ein fast unübertreffliches Meisterstück Satans, das er damit fertig gebracht hat, dass er menschlich berufene Führer der Namenchristenheit inspirierte, alle Menschen, die je unter dem Schall des (in diesen Fällen leider mehr oder weniger falsch verkündeten) Wortes Gottes saßen, mit dem Worte „Christen” oder ähnlich anzureden oder die Briefanreden der Schrift ohne weiteres auf jeden anzuwenden, der äußerlich den Namen „Christ” trägt, oder solchen durch Erziehung und Unterricht beizubringen, dass sie „Kinder Gottes” seien, also ohne echte Wiedergeburt, ohne Buße und wahre Herzensbekehrung, ohne persönlichen Heilsglauben an Jesus Christus! Welche Verantwortung haben solche Führer! Welche Schuld laden solche armen „blinden Blindenleiter” auf sich!
Wie klar zeigt unser Wort im Zusammenhang, dass allein solche, von denen Kap. 2 gilt, gemeint sind mit dem Wort „aller” in 4,6! Gehörst du dazu, lieber Leser? Hast du nach Röm. 8,8.9.14-17 das Recht, „Abba, Vater” zu sagen? Kannst du den Vater anbeten in Geist und Wahrheit? (Joh. 4,23.)
Teure Geschwister, lasst uns wachen darüber, dass der kostbare Vatername nicht mißbraucht wird von denen, die kein Recht, denselben zu gebrauchen, haben! Und möge dieser Nane uns Kindern Gottes stets köstlicher werden! (Joh. 17.)