1. Antwort:
Allerdings wird "die reinigende Kraft des Blutes von Jesus Christus" oft genug falsch angewendet. Man denkt sich die Sache so ähnlich, wie das nochmalige Begehen des Weges eines Verlorenen zu Jesu. Das kann natürlich unmöglich richtig sein. Der Errettete und Wiedergeborene ist doch in die Stellung der Gotteskindschaft gebracht. Das ist ein einmaliger Akt und kann nicht erneuert werden, eine Tatsache, welche bleibend ist. Wenn ein Kind geboren ist, ist es und bleibt es geboren. So ist es mit der Stellung des Kindes Gottes, es ist durch die Wiedergeburt zum Leben gelangt und bleibt darin, es kann nicht zweimal geboren werden, denn die Gotteskindschaft beruht auf der ewiglich unerschütterlichen Grundlage des Erlösungswerkes von Golgatha.
Schmerzlich ist die Tatsache, dass das praktische Leben wegen des noch in uns wohnenden Fleisches hinter dieser erhabenen und herrlichen Stellung zurückbleibt. Auch Kinder Gottes fehlen, irren, straucheln. Auch der Apostel hat sich davon nicht ausgenommen (Jak 3, 2). Da wir nun aber durch die Sünde befleckt werden, ist eine ständige Waschung erforderlich. Durch das Wort und den in uns wohnenden Heiligen Geist sind wir in den Stand gesetzt, unsere Wege und unser Leben zu erkennen und zu beurteilen.
Wenn wir nun gesündigt haben - es muss nicht vorkommen, aber es kann vorkommen - muss selbstredend eine Waschung erfolgen. Dazu genügt aber keineswegs ein bloßer Gedanke an das Kreuz von Golgatha. Es gilt, unsere Sünden als Sünde zu erkennen, und vor dem Vater zu bekennen: "Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Joh 1,9). Ein gründliches Selbstgericht muss selbstverständlich vorangehen. (Vgl. die Brüder Josephs in 1. Mose 44.) Dann wird unser Vater Gott sich selber, d.h. Seiner Heiligkeit treu sein, welche ja keine Sünde ungerichtet lassen kann, aber auch Seinem Worte treu und gerecht, indem Er das Blut Seines Sohnes ansieht, und im Blick auf das an Jesus vollzogene Gericht uns vergibt.
Insofern behält das Blut seine reinigende Kraft für alle unsere Sünden; denn nur im Blick auf dieses Blut können wir von Seiten des Vaters auf Vergebung rechnen (1. Joh 1,7). "Wenn jemand gesündigt hat, wir haben einen Sachverwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten" (1. Joh 2,1). Vergessen wir also bei allem dem nicht, dass unsere Gotteskindschaft ewig und unverlierbar ist; dass nicht ein verlorener Sünder um Annahme bei Gott bittet, sondern ein Kind (Gottes Kind) den Vater (den himmlischen Vater) um Vergebung bittet. Also nicht eine "Neuvergießung" des Blutes, sondern ein Bekenntnis: "Vater, ich habe gefehlt, :ich bin untreu und ungehorsam gewesen".
2. Antwort:
Es zeugt nicht von völligem Erfassen der großen Errettung, welche uns durch Jesus Blut geworden ist, noch von einem Verständnis, was Rechtfertigung bedeutet, wenn man so betet. Viele Stellen der Heiligen Schrift bezeugen die völlige Abwaschung der Sünden durch das Sühnungswerk von Golgatha (vgl. Heb 9,24-28; 10,10-18, bes. V. 17.) Warum sollen, wenn Gott versichert, dass Er "unserer Sünden nie mehr gedenken" will, oder wie Jesaja 38,17 uns sagt, dass Gott dieselben "hinter seinen Rücken geworfen hat", wir noch derselben gedenken? Ist es nicht Misstrauen gegen das klare Zeugnis des göttlichen Wortes?
Was die leider immer wieder vorkommenden Sünden betrifft haben wir ja eine deutliche Anweisung in 1. Johannes 1,9: Ernstes Selbstgericht! Dann ist Gott treu und gerecht, dass Er uns vergibt. "Treu" Seiner Heiligkeit gegenüber, "gerecht", weil wir wissen, dass die Sünde auf ewig gesühnt und hinweg getan ist. Bei alledem findet keine neue Blutvergießung mehr statt; dieses ist einmal geflossen und fließt nie wieder.
3. Antwort:
"Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Joh 1,9). Diese Stelle sagt uns nun allerdings nicht, dass wir "unter das Blut kommen" müssen, wohl aber, dass wir unsere Fehltritte in demütigem Bekenntnis vor den Herrn bringen sollen, so wie Kinder ihre beschmutzten Kleider der Mutter bringen. Ein solches ernstliches Bekenntnis wird der Herr annehmen. Er wird, getreu Seinem Worte, uns vergeben, uns reinigen von der begangenen Sünde und uns freimachen. Wie könnten wir sonst unseren Pilgerweg bis ans Ziel vollenden? Das ist eine der Lehren von Johannes 13, welche - beachten Sie das wohl - gerade dem Petrus gegeben wurden, der ein paar Stunden später den Herrn verleugnete. Lesen Sie bitte recht sorgfältig Petrus Geschichte in den Stellen: Johannes 13,1-11; Lukas 22,31-34; 22,54-62, besonders Vers 61; Markus 16,7; Johannes 20,3-10; Lukas 24,12 und 34; Johannes 21. Hier haben Sie ein Beispiel davon, wie sich der Herr zu unseren Fehltritten stellt, wie Er handelt und was unser Weg in solchem Falle ist.