Im landläufigen Sinn hat das Wort kritisieren einen üblen Beigeschmack. Wir denken dabei an Leute, ich möchte sie nicht Christen nennen, die an allem und an jedem etwas auszusetzen, zu nörgeln, zu bemängeln, eben etwas zu kritisieren haben. Selbstverständlich sollte dies bei wahren Gläubigen nicht der Fall sein. Etwas anderes ist es, wenn wir alles, was in diesem Erdenlauf an uns herantritt, prüfen, ob es vor Gott wohlgefällig ist, da ist Kritik sicher am Platz.
Es ist auffallend, dass das Wort Kritiker im Neuen Testament nur einmal vorkommt. Es ist zwar mit "Beurteiler" übersetzt, heißt im Griechischen aber "kritikos", wovon das deutsche Wort "Kritiker" abgeleitet ist. Wir finden es in Hebräer 4,12: "Denn das Wort Gottes ist ... ein Beurteiler (kritikos) der Gedanken und Überlegungen des Herzens." Auf Menschen finden wir dieses Wort im Neuen Testament nicht angewandt, obwohl sie so viel zu kritisieren haben. Gott selbst hat sich also das Recht der Kritik vorbehalten, und das sollte uns dahin leiten, im Kritisieren vorsichtiger zu sein.