Ist Elias in der Person des Johannes gekommen?

Ist Elias in der Person des Johannes gekommen, oder kommt er noch? (Vergl. Matth. 11,14; 17,12 u. a. m.)

Antwort A

Auf Grund von Mt. 17,13 in Verbindung mit den drei vorhergehenden Versen können wir nur annehmen, dass Elias in der Person Johannes des Täufers bereits gekommen ist. Das sagt ja auch der HERR Selbst nach Mt. 11,14, die bedeutsamen Worte von Vers 15 hinzufügend: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.” Dem menschlichen Sinn freilich erscheint es verwunderlich, dass Johannes der Täufer der wiedergekommene Elias sein soll, aber geistliche Sachen wollen eben nicht menschlich, sondern geistlich beurteilt sein, „denn der natürliche Mensch faßt nicht, was des Geistes Gottes ist; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen” (1. Kor. 2,14). Die Schrift legt sich selbst aus, und wollen wir sie recht verstehen, müssen wir sie selbst reden lassen. Wohl hätte Gott ebenso gut den Elias wieder in seiner ersten Gestalt senden können, aber dass er es nicht tat, darin liegt eine tiefe, weise Absicht Gottes, die Er beharrlich mit uns verfolgt und die allenthalben aus der Schrift erkennbar ist. Wir, die berufen sind, Ihn, der ein Geist ist, dereinst zu sehen, wie Er ist, sollen schon hier lernen, „nicht das anzuschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig” (2. Kor. 4,18). Und 2. Kor. 5,16 sagt uns: „Daher kennen wir von nun an (seit Christi Auferstehung) niemanden nach dem Fleisch” (selbst Christum nicht mehr, der doch im Fleisch für uns gelitten hat!). Joh. 6,63: „Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.” Gott sieht auf das Ewige, das Geistliche der Dinge, nicht auf den Schein, deshalb lenkt er auch in uns stets den geistlichen Sinn auf das Geistliche. Auf Johannes'

Frage: „Bist Du der Kommende, oder sollen wir eines anderen warten?” antwortet Jesus nicht, wie es dem menschlichen Sinn am verständlichsten gewesen wäre: „Ja, Ich, den du mit eigenen Augen gesehen und im Jordan getauft hast, Ich bin der verheißene Messias”; nein, nicht auf die vergängliche Gestalt des Menschensohnes weist Er ihn hin, sondern auf die lebendige Kraft Seiner Heilandswirksamkeit, auf die in Ihm geschehene Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen (Mt. 11,4-6). Dem Blindgeborenen antwortet der HERR auf die Frage, wer der Sohn Gottes sei: „Du hast Ihn gesehen (in Seiner wunderbaren Kraft, durch die er sehend wurde!), und der mit dir redet, der ist es” (Joh. 9,37). Der auferstandene Christus wird nicht in seiner äußeren Gestalt, sondern immer nur an bestimmten Merkmalen Seiner Wesenheit erkannt, so von Maria an Seinem liebenden Zuruf (Joh. 20,16), von den Zwölfen an den Wundmalen (20,20.27) und am See Tiberias an Seiner Wundertätigkeit (21,4-12), von den Jüngern zu Emmaus an Seiner Art, das Brot zu brechen und die Schrift auszulegen (Lk. 24,30-32). - Ist also, wie wir gesehen haben, für Gott das Geistliche das Wesentliche an einer Persönlichkeit, so haben wir auch den geistlichen Elias in Johannes zu suchen, und so ist es denn gewiß, dass Elias in dessen Person bereits wiedergekommen ist, denn Lk. 1,17 lesen wir: „Und derselbe (Johannes) wird vor Ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elias, um (in dem nun folgenden drückt sich der Charakter des Wiederherstellers aus!) der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame zur Einsicht von Gerechten, um dem HERRN ein zugerüstetes Volk zu bereiten.” Diese Stelle deckt sich zum Teil wörtlich mit dem, was Maleachi 4,6 von Elias' des Wiederherstellers Aufgabe gesagt ist.
M.Fr.

Antwort B

Johannes kam „im Geist und in der Kraft des Elias” (Lk. 1,17). - Elias in Person wird kommen, „ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare” (Mal. 4,5). Johannes ging dem Kommen des HERRN in Niedrigkeit voran, Elias wird dem Kommen des HERRN in Herrlichkeit vorangehen - beide, um dem HERRN ein zugerichtetes Volk zu bereiten. Vgl. Lk. 1,16.17 mit Mal. 4,6.

In Mt. 14,10 lesen wir, dass Johannes enthauptet wird, und nachdem er getötet worden war, sagt der HERR in Mt. 17,11.12: „Elias wird wahrhaftig kommen und wird alle Dinge wieder herstellen.” Dieses Kommen des Elias und die damit verbundene Wiederherstellung aller Dinge bezieht sich auf eine Zeit, die damals noch zukünftig war, als der HERR redete, und die heute noch zukünftig ist.

Vor dem Kommen des HERRN musste ein Bote Seinen Weg bereiten. Es gibt zwei Kommen des HERRN. Johannes „im Geiste und in der Kraft des Elias” ging vor Ihm her, als Er kam, zu leiden, Buße predigend und viele der Söhne Israels zu dem HERRN, ihrem Gott, bekehrend. „Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll” (Mt. 11,14). Elias in Person, der den Tod noch nicht gesehen hat, ist aufbewahrt, um dem zweiten Kommen des HERRN vom Himmel vorauszugehen, wenn Er kommen wird in Macht und großer Herrlichkeit (Lk. 21) Gericht zu üben und Seinen Thron in Gerechtigkeit aufzurichten. Elias kommt, wie vor alters, mit Zeichen und Wundern zu einer gottentfremdeten Welt, und es ist nicht schwierig, ihn in einem der zwei Zeugen in Offenbarung 11 zu erkennen (Vers 6 nicht übersehen!). Die Juden haben nach der Weissagung in Maleachi 4,5 schon immer die Rückkehr des Propheten Elias erwartet, und bei ihren Festen wird in jeder Familie ein Stuhl für ihn frei gelassen, damit er bei seinem Erscheinen ihn einnehme. Dieses wäre jedoch nicht maßgebend, wenn nicht der HERR nach dem Tode Johannes' gesagt hätte: „Elias zwar kommt zuerst und wird alle Dinge wieder herstellen.” Wir haben in den Gesichten der Offenbarung zwei Zeugen, deren Auftrag und deren Zeichen an Elias erinnern. Diese sind zwei Propheten aus der Vergangenheit, die den Tod noch nicht geschmeckt haben, und Tod ist das Teil aller Menschen. „Elias kommt und wird alle Dinge wieder herstellen.” Der Himmel muss den Herrn Jesus aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge (Apg. 3,21). So sind also die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge die Zeiten, wann der Himmel sich noch einmal öffnen wird für die Rückkehr des Herrn Jesu. Elias wird Ihm vorangegangen sein, um Ihm den Weg zu bereiten nach Mal. 4,5.6.

Die Schöpfung unter dem Fluche seufzt und wartet bis auf jenen Tag (Röm. 8,14-21) und so auch Israel! Nicht nur Jesaja Kap. 24-26 und 60 beschäftigen sich viel und mit Wonne damit und beschreiben dies, sondern auch viele andere Stellen der Heiligen Schrift.
M. B.
Aus einer Korrespondenz mit Judenchristen im Jahre 1903.

Antwort C

Johannes der Täufer „kam im Geist und in der Kraft des Elias” (Lk. 1,17), und er war der in Mal. 3,1 verheißene Bote und auch die erste teilweise Erfüllung von Mal. 4,5. Solche teilweise Erfüllungen, wo durch den Unglauben der Menschen oder durch besondere Wege Gottes die volle Erfüllung aufgehalten wurde, finden wir auch bei anderen Prophezeiungen. Z. B. Petrus zeigt in Apg. 2,16, dass die Ausgießung des Heiligen Geistes das sei, was Joel zuvorgesagt habe, aber er sagt nicht, dass es die Erfüllung der Weissagung sei, diese wird zu einer späteren Zeit stattfinden. So auch mit der Maleachi-Weissagung betr. Elias.

Wenn Israel Jesus als König aufgenommen hätte, dann hätten sie auch Johannes aufgenommen, und dann war er der verheißene Elias. Aber die ungläubige Masse nahm das Zeugnis Johannes' nicht an, und so antwortet er auf ihre Frage, ob er Elias sei: „ich bin's nicht”. Wie wir ein zweites Kommen des Messias für das Volk Israel haben, so auch ein zweites Kommen des Elias und auch die volle Erfüllung von Mal. 4,5.6.

Nicht, dass Elias persönlich kommen wird, sondern ein Vorläufer, der gleich Johannes im Geiste und in der Kraft Elias auftritt, denn Johannes war nicht Elias persönlich, aber wenn das Volk ihn angenommen hätte, so wäre in ihm die Weissagung erfüllt, sagt der HERR, und Elias gekommen (Mt. 17,12). Off. 11 zeigt uns den zukünftigen Tag der Erfüllung der Weissagung.
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Kürzlich sagte ein Bruder, es täte doch gar nicht not, die Frage zu stellen, ob Johannes der Elias, der kommen solle (nach Mal. 4), sei, das sei doch ohne Frage durch Jesus Selbst bejaht, wenn Er sagt: „Und wenn ihr's annehmen wollt, er ist Elias” (Mt. 11,14). Ohne Zweifel hatte jener Bruder recht, denn für den einfachen Bibelleser brauchte hierin keine Schwierigkeit zu liegen. Dennoch sind Schwierigkeiten vorhanden, sobald man die geistliche Rede des HERRN nicht versteht, denn Elias in Person war Johannes ja nicht. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die obige Stelle aus Mt. 11 an das jüdische Volk gerichtet ist; aber da war kein Verstehen noch Aufmerken. Dagegen stellt die Stelle Mt. 17,10-13 ein Gespräch der Jünger mit dem HERRN dar (kurz nach der wunderbaren Erscheinung des Elias bei der Verklärung Jesu), und die Jünger verstanden, von wem Jesus redete! Sie hatten eben hörende Ohren!

Und dann noch eins, was dieser Sache eine gewisse Schwierigkeit gibt. Warum nimmt Johannes selbst diese Benennung „Elias”, also die Anwendung von Mal. 4, nicht auf sich an, als die Juden ihn fragen: „Bist du Elias?” (Joh. 1,21.) Hätte er es getan, so wären keine Schwierigkeiten vorhanden gewesen. Ja gewiß, aber was wäre die Folge gewesen bei den fleischlich gesinnten Juden, die den leiblichen Elias erwarteten? Ihre ganze Aufmerksamkeit wäre auf seine Person gelenkt worden, statt von ihm - „der Stimme eines Rufenden” - hinweg auf den Inhalt seiner Predigt: „Tut Buße!” Da er also nicht im Sinne der Juden der erwartete Elias war, so konnte er diese Ehrenbezeichnung ablehnen und nun um so mehr „in der Kraft des Elias vor dem HERRN hergehen” (Lk. 1,17). Und so wird am Ende der Tage bei dem Kommen des HERRN in Herrlichkeit wiederum Elias vor Ihm hergehen. Doch der Dienst des Elias in der Zeit der Verwerfung des Menschensohnes ging zu Ende eben dadurch, dass Jesus verworfen wurde, was seine eigene Verwerfung in sich schloß (vgl. dazu Mk. 9,12.13, was über Jesus wie über Johannes geschrieben steht).


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 1 (1913)