Ist Elia schon gekommen oder nicht?

Warum sagt der Herr in Matthäus 11,12–14 von Johannes dem Täufer: "Er ist Elia, der kommen soll", und in Matthäus 17,12: "Elia ist schon gekommen"?

1.Antwort: Der Herr bezieht sich dabei auf die Weissagungen in Maleachi 3,1.23, wo Gott einen Boten, einen Herold und Vorläufer vor Seinem persönlichen Erscheinen ankündigt und der Elia genannt wird. Wie vielerorts in den Propheten werden auch dort die beiden Kommen des Herrn, sowohl das in Niedrigkeit als auch dasjenige in Herrlichkeit in einem Atemzuge genannt, weil die Zeit der gegenwärtigen Gnadenhaushaltung gar nicht in Betracht gezogen wird. Letztere ist ja dem Alten Testament völlig unbekannt. Die Juden - auch die Jünger und sogar Johannes der Täufer selbst, woraus seine zweifelnde Frage zu erklären ist, - hatten eben nur das zweite Kommen, dasjenige in Herrlichkeit vor Augen. In Markus 1,2 wird nun Johannes der Täufer unter Anführung von Maleachi 3,1 eingeführt und in Lukas 1, in der Ankündigung des Engels und im Lobgesang Zacharias (Lk 1,5-17; 76-77), unter Bezugnahme auf Maleachi 3,23.24. Obwohl Johannes der Täufer keine Wunder verrichtete, war seine Aufgabe grundsätzlich dieselbe und im gleichen Charakter wie die des Elia, nämlich das Volk zu seinem Gott und Herrn zurückzuführen und es innerlich auf die Ankunft seines Messias vorzubereiten. Er tut dies unter hervortretender Betonung des Gerichtscharakters des Kommenden, in welchem Er denjenigen begegnen werde, die Ihn verwerfen würden. Sein Dienst galt also vor allem der Aufweckung des Gewissens, so wie es tatsächlich einst die Aufgabe Elias gewesen war. Auch der Ankunft des Herrn in Herrlichkeit und Gericht werden Herolde vorausgehen, nämlich die zwei Zeugen in Offenbarung 11, in der gleichen Aufgabe wie Johannes oder Elia. Freilich werden sie, dem Charakter der Haushaltung Israels und der Endzeit entsprechend, in der Kraft Moses und Elias auftreten, allerdings nicht diese beiden in Person sein, wohl aber ausgerüstet mit außergewöhnlicher Wunderkraft. Ihre Wunder werden wieder solche des Gerichts sein, wie die der beiden alttestamentlichen Männer. Diese waren bei Johannes dem Täufer aus dem Grunde nicht vorhanden, weil er ja nur das Kommen des Herrn als nahe bevorstehend verkündigte. Die Enderfüllung steht noch aus: Elia wird noch kommen.

2. Antwort: Johannes der Täufer war nicht Elia in eigener Person. Es ist undenkbar, dass Gott Menschen aus dem seligen Zustand nochmals in das Erdenleben versetzt (vgl. Phil. l, 23). Er hat dies auch gar nicht nötig, weil Er sich zu jeder Zeit besondere Zeugen, ausgerüstet mit Macht und Autorität, erwecken kann. In Maleachi 3 deutet die Prophezeiung übrigens auf den Tag des Zorns des HERRN vor der Aufrichtung des tausendjährigen Reiches hin, da müsste also Elia sogar zweimal wiederkommen (s.a. Off 11,5-6). Der Heilige Geist will mit der Nennung des Namens Elia einfach recht deutlich auf den ernsten und wichtigen Charakter der Sendung Johannes des Täufers, als Herold des Herrn, hinweisen. Durch die Erinnerung an Israels wohlbekannten Propheten sollte sich das Volk zum Empfang seines Königs vorbereiten. Der Name Elia wird symbolisch gebraucht, wie wir dies im Worte Gottes öfters finden, um in einfacher und doch zutreffender Weise Gottes Willen und Ansichten kundzutun.


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 517