Antwort A
1. Joh. 3,2.3, Joh. 17,24 u. a. Stellen können uns als Leitlinien für unsere irdische und himmlische Stellung dienen. Jeder Errettete ist in Christo, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, vollendet, d. h. zur Fülle gelangt (Kol. 2, 9.10), und auf dem neuen Boden, auf den er durch die Gnade gestellt, ist er eine neue Schöpfung (2. Kor. 5,17). So sehen wir, dass es das Wohlgefallen Gottes war, alles, was geschaffen ist, unter die Hand Christi zu vereinigen. Innerhalb dieser Bereinigung aller Gläubigen zu einem Leibe wohnt Gott durch Seinen Geist in der Gemeinde, und die geknüpften Bande sind so eng geschlungen, dass keiner ein Christ sein kann, ohne zugleich mit allen denen, die es auch sind, eins zu sein. Also wir sehen, dass der Sieg Christi ein vollkommener ist und dass uns deshalb der Apostel im Epheserbrief eine befreite, vollkommene Gemeinde, die in der Kraft des Geistes dasteht und die trotz der noch vorhandenen Macht Satans zum vollen Wuchse und zur Fülle des Christus gelangt ist, zeigen kann. So ist die Gemeinde heilig und tadellos vor Gott; wenn auch noch nicht erschienen ist, was wir sein werden, so hat der Sohn Gottes dennoch ein vollkommenes Werk geschaffen, das ewig ist. „Ich in ihnen und Du in Mir, auf dass sie in eins vollendet seien” (Joh. 17,23). Sobald wir zum vollen Bewußtsein dieses Geheimnisses gelangen, wissen wir, es umschließt die ganze Hoffnung der Herrlichkeit, welche wir als Gläubige mit Jesu teilen. Das Vermächtnis lautet: „Und die Herrlichkeit, die Du Mir gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie Wir eins sind” (Joh. 17,22). Wohl ist die Kraftfülle jetzt nicht sichtbar. Aber die Vollstreckung dieses Testamentes lautet: „Auf dass Er in den kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns erwiese in Christo Jesu” (Eph. 2,7). So wächst die Gemeinde, wohl zusammengefügt durch die Wirkung der Gnade, zu dem Maße des vollen Wuchses des Hauptes selbst und steht in doppeltem Charakter da: als der Leib Christi im Himmel und als Wohnung des Heiligen Geistes auf der Erde. Sie ist vollkommen gemacht, geeint schon hienieden durch das Wort, wird aber erst zur Darstellung gelangen, wenn wir beim HERRN sind.
Ph. W.
Antwort B
Die Gemeinde des HERRN in ihrem ersten Zustand bietet ein herzerfreuendes Bild vollkommener Einheit und großer Kraft dar. So sehen wir sie in Apg. 2,42-47; 4,23-37. In Kap. 5,1-11 sehen wir auch noch diese Kraft, aber in einer anderen Richtung, nämlich in ihrer Betätigung gegen das Böse, das der Feind hereinbrachte, das aber durch die vorhandene Kraft sofort ausgeschieden wurde. Trotz diesem sofortigen Ausscheiden des Bösen ist hier der Anfang des Verfalles der Gemeinde. In den ersten Versen des Kap. 6 sehen wir den Verfall schon deutlicher. Es war schon nicht mehr die Kraft da, die jedes Böse ausschied und fernhielt, sondern das Böse hatte Fuß gefaßt in der Gemeinde, und es mußten Vorkehrungen getroffen werden, ihm zu begegnen. In 1. Kor. finden wir einen weiteren Fortschritt des Verfalles, indem nicht nur das sittliche Verderben weit vorgeschritten war, sondern auch der Anfang zu Spaltungen und Parteiungen klar zutage tritt (1.Kor. 1,10-12; 3,3.4; 11,18). Die Spaltungen waren zunächst nur innerhalb der Gemeinde, ohne äußere Trennung, aber sie waren der Anfang zu letzterer, und ein Blick auf die weitere Geschichte der Gemeinde zeigt, zu welcher schrecklichen Zerrissenheit und welchem gänzlichen Verfalle jene Anfänge ausgereift sind. - Das Wort Gottes zeigt uns also deutlich den Niedergang und Verfall der Gemeinde. Man darf daher mit Recht annehmen, dass es, wenn es eine Wiederherstellung der Gemeinde zum Anfangszustande völliger Einheit und Kraftfülle gäbe, uns dieses ebenfalls würde gesagt sein. Wohl ist uns zum Troste gesagt, dass es eine für das leibliche Auge und die natürlichen Sinne nicht wahrnehmbare unantastbare, unzerstörbare Einheit der Kinder Gottes gibt durch den einen Geist, der in jedem einzelnen Kinde Gottes wohnt und sie alle mit dem verherrlichten Haupte und untereinander untrennbar verbindet (1. Kor. 12,13; Eph. 4,4), und dass der HERR Seine Gemeinde einst verherrlicht in vollendeter Einheit darstellen wird (Joh. 17,22.23); aber dass die durch des Feindes List und des Menschen Untreue verloren gegangene äußere Einheit hienieden wiederhergestellt werden würde, finde ich im Worte Gottes nirgends versichert oder auch nur angedeutet.
Joh. 17,21-23 sagt so etwas keineswegs. V. 21 spricht davon, dass es des HERRN Wille und Gedanke war, dass alle die Seinen eins sein sollten hienieden in Ihm nicht nur in jener oben erwähnten vollkommenen unantastbaren geistigen Einheit, sondern auch in tatsächlicher äußerer, sichtbarer Einheit, die entsprechend ihrem Ursprung und Wesen der Welt gegenüber ein mächtiges Zeugnis für die göttliche Sendung des Herrn Jesu und so für Ihn Selbst und für Sein Werk gewesen sein würde. Diese vom HERRN gewollte sichtbare Einheit war Sache der Kinder Gottes; sie waren verantwortlich, sie zu verwirklichen. Die Kinder Gottes haben aber - wie immer, wenn dem Menschen etwas von Gott anvertraut war - darin völlig gefehlt. Weil diese sichtbare Einheit ein so gewaltiges Zeugnis für den HERRN gewesen wäre, war es des Feindes Bemühen von Anfang an, diese Einheit zu zerstören, und dies ist ihm gelungen. - Aber auf Grund dieser Schriftstelle, weil sie zeigt, dass Gottes Wille die sichtbare Einheit der Kinder Gottes ist, nun den Schluß ziehen zu wollen, dass die zerstörte Einheit vor der Entrückung der Gemeinde noch hier auf Erden wiederhergestellt werden müsse, haben wir weder einen Anlass noch ein Recht, ebensowenig wie andererseits der Umstand, dass Gott diese Zersplitterung der Gemeinde in die vielen „Kirchen”, „Gemeinschaften” und „Versammlungen” zugelassen hat und sie benützt, zu der von manchen Gläubigen vertanen Annahme berechtigt, dass der bestehende Zustand der Zerrissenheit Gottes Willen entspräche. V. 21 in Joh. 17 zeigt uns vielmehr des HERRN Willen in dieser Sache und gibt uns zugleich trotz dem gegenwärtigen gegenteiligen Zustand die Richtschnur für unser persönliches Verhalten, da des HERRN Wille auch heute noch derselbe ist und immer derselbe bleiben wird, solange Seine Gemeinde hienieden ist. Die Gemeinde als Ganzes hat gefehlt, das Zeugnis, das sie der Welt gegenüber durch ihre Einheit hätte sein sollen, ist verloren, aber die Verantwortlichkeit jedes einzelnen Kindes Gottes ist darum nicht aufgehoben, denn noch immer ist das Verhältnis der einzelnen Kinder Gottes zueinander von größtem Einfluß auf ihr Zeugnis in dieser Welt. Darum lasst uns einerseits uns darüber beugen, dass die Gemeinde in einem solchen schriftwidrigen Zustande der Zersplitterung ist, und andererseits ernstlichst bemüht sein, zusammen mit denen, die „den HERRN anrufen aus reinem Herzen” und „Sein Wort bewahren” (2. Tim. 2,22; Off. 3,8), die Einheit auch äußerlich zum Ausdruck zu bringen, wenn dieses auch nur in Schwachheit geschehen kann, uns „befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens” (Eph. 4,3). - Die V. 22 und 23 in Joh. 17 sprechen nicht von der Einheit der Kinder Gottes hienieden, sondern von ihrer Einheit in Herrlichkeit. Der HERR hat dort jenen noch zukünftigen Zeitpunkt im Auge, wo die Seinen bekleidet sein werden mit derselben Herrlichkeit, die der Vater Ihm als Mensch droben gegeben hat, und wo sie dann in eins vollendet sein werden und Er dann in Herrlichkeit mit ihnen erscheinen wird und Er „verherrlicht werden wird in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben” (2.Thess. 1,10). Dann wird die Welt nicht mehr „glauben”, sondern an dem, was sie sehen wird, „erkennen”, dass der Vater Ihn gesandt und sie, die in Seiner Herrlichkeit dastehen, geliebt hat, wie Er Ihn geliebt hat! - Wie kostbar und herrlich!
Eph. 4,13 ist etwas schwieriger, da dort die Auffassung Raum gewinnen könnte, als handle es sich um das endliche Ziel, das der Dienst der vorher genannten Gaben hienieden erreichen solle. Dem ist aber nicht so. Die Gaben in V. 11 sind gegeben „zur Vollendung der Heiligen: für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi” (V. 12) - das ist hienieden, ohne Zweifel - „bis wir alle ...” Dieses „bis” setzt diesem Dienste klar und bestimmt die Grenze, und was dann folgt, ist Vollkommenheit, zu der der Dienst zwar zu führen bestimmt ist und daher auch sicherlich führen wird, mit deren Erreichung aber der Dienst auch seinen Zweck gänzlich erfüllt haben und aufhören wird, weil wir dann seiner nicht mehr bedürfen werden. Das aber ist gewiß, dass wir des Dienstes bedürfen, solange wir in diesem Leibe der Niedrigkeit sind, da mit demselben immer Schwachheit und Unvollkommenheit verbunden ist. Jenes Endziel kann also erst dann erreicht sein, wenn dieser Zustand der Schwachheit und Unvollkommenheit endet, also wenn Er „unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit” (Phil. 3,21), dann, „wenn das Vollkommene gekommen sein wird”, wenn wir „von Angesicht zu Angesicht” sehen werden und nicht länger nur „stückweise” erkennen werden, sondern so, wie auch wir erkannt worden sind (1. Kor. 13,10.12). In jenem wunderbaren Augenblicke werden alle die Verschiedenheiten verschwunden sein, die hienieden im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes unter den Seinen sind; dann werden „wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes”, dann, wenn wir vom Glauben zum Schauen übergehen und wenn die stückweise Erkenntnis weggetan werden wird, dann wird jeder Gläubige ein „Mann” werden (1.Kor. 13,11), wird hingelangt sein „zu dem erwachsenen Manne”, „zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus.” - So erscheint es mir nach meiner gegenwärtigen Erkenntnis, insbesondere auch im Blick auf die obenerwähnte Stelle 1. Kor. 13,9-12, wo Paulus von dem „jetzt” als dem Zustande der Schwachheit und Unvollkommenheit spricht und denselben mit dem Kindeszustande vergleicht in Gegenüberstellung zu dem „dann” - „wenn das Vollkommene gekommen sein wird” und wir „von Angesicht zu Angesicht” sehen werden -, dem Zustande der Vollkommenheit, dem Manneszustande. Ich bin jedoch gern bereit, mich darüber anders belehren zu lassen mittels des Wortes Gottes.
Zum Schlusse möchte ich noch auf die Sendschreiben in Offenbarung 2 und 3 hinweisen, die nach meiner Überzeugung prophetisch die Geschichte der Gemeinde in ihrer verantwortlichen Stellung hienieden bis zu ihrem Ende zeigen. Auch dort finden wir keinen Anhalt dafür, dass die Gemeinde vor ihrer Aufnahme auf der Erde vollkommen gemacht, geeint und in apostolischer Kraftfülle dargestellt werden würde, sondern immer nur den - gerade darum überaus kostbaren und trostreichen - Hinweis auf Sein baldiges Kommen. „Ich komme bald; halte fest, was du hast, auf dass niemand deine Krone nehme!” (3,11.) Ja dann - aber erst dann! - wird alle Schwachheit und Unvollkommenheit ein Ende haben und die Gemeinde in ihrer göttlichen Einheit, Vollkommenheit und Herrlichkeit dastehen und geoffenbart werden zu Seinem Ruhme und Seiner Verherrlichung! - Wie wunderbar und herrlich! Das erfüllt unsere Herzen mit überströmender Freude und lässt uns anbetend niedersinken zu Seinen Füßen! -
Darum warten wir auf Ihn, unseren teuren HERRN - nicht auf die Wiederherstellung der Gemeinde hienieden, wovon das Wort nichts sagt, sondern auf Ihn, auf dessen Kommen das Wort uns so oft hinweist.
Th. K.
Anmerkung des Herausgebers
Aus den angeführten Stellen ist eine Zurückführung der Gemeinde zur apostolischen Kraftfülle vor der Entrückung nicht zu entnehmen. Eph. 4,12.13 spricht von dem Zweck und dem Ziel der Gaben. Warum in eine solche Stelle die Entrückungsfrage hineintragen, die Gott nicht dahin gestellt hat? Ebenso ist es mit der Stelle in Joh. 17. Dem „auf dass sie eins seien” folgt ein „gleichwie” (!) und dann zeichnet der HERR den Charakter der Einheit, um die Er für sie bittet.
Wenn gefragt wird, ob die Gemeinde in dem Bilde der Vollkommenheit oder der Unvollkommenheit aufgenommen wird, so liegt es sofort nahe zu sagen: „In Vollkommenheit”. Gibt es nun solche Gemeinde auf Erden? Die Antwort ist: „Ja” und „nein”, weil wir die Gemeinde von zwei Standpunkten aus sehen können - von göttlichen und vom menschlichen. Sehen wir sie von Gottes Seite als Sein Werk und verbunden mit Christo, so müssen wir sagen: „Ja”.
Sehen wir sie unter der Verantwortlichkeit der Menschen: „Nein”.
Die Schrift spricht in zwei ganz verschiedenen Weisen von dem Aufbau der Gemeinde. 1. Der HERR Selbst ist es, der Sich Seine Gemeinde baut (Mt. 16,18), und 2. wir sind die Bauenden, denen Gottes Bau zur Ausführung übergeben ist. (1. Kor. 3,9-13.) Welche Gemeinde wird aufgenommen, der Bau, den Er baut oder der, den wir bauen? Sicher der erste! Und dieser ist vollkommen, muss vollkommen sein heute und zu aller Zeit, denn Er Selbst, der HERR und Meister, hat ihn errichtet - hat Sich Selbst Seine Gemeinde gebaut. Der andere Bau trägt das Bild unseres Zukurzkommens.
In Mt. 16,18 sagt der HERR: „Auf diesen Felsen wilt Ich Meine Gemeinde bauen”. Keine Mitarbeiter werden dort gefunden. Nur den Widerstand der Hölle erwähnt der HERR, aber selbst Satan kann Sein Werk (den Bau der Gemeinde) nicht verderben. Von dieser Seite des Baues spricht die Schrift auch in 1. Petr. 2,4.5, im Epheserbrief usw. Der HERR tat täglich zur Gemeinde hinzu. (Apg. 2,47.) Dagegen sehen wir in 1. Kor. 3 den Bau Gottes den Händen der Menschen anvertraut. Hier sind wir die Bauenden. Paulus sagt, er habe den Grund gelegt, der Christus ist, und ermahnt und warnt, dass jeder sehe, wie er darauf baue. Holz, Heu, Stoppeln konnte bei Unwachsamkeit auf den unbeweglichen Grund gebaut werden.
Wir sehen also die Gemeinde von zwei Gesichtspunkten aus. Einerseits als das, was sie seit der Apostel Tagen unter der Verantwortlichkeit und Untreue des Menschen geworden ist, und andererseits als Sein Werk in Vollkommenheit und bereits in untrennbarer Einheit mit Ihm, dem Haupte, verbunden. Sobald Er den letzten Stein eingefügt - das letzte Glied hinzugetan hat, ist sie fertig und bereit, entrückt zu werden.
Eine andere Frage, ganz abgesehen von der Entrückung, ist es, ob wir nach der Schrift eine Zurückführung der Gemeinde zu ihrem ersten Zustand zu erwarten haben.
Die Weise wie Gott in den vergangenen Verwaltungperioden handelte, ist nicht ohne Belehrung für uns. Niemals finden wir, dass Gott, was Er dem Menschen anvertraute und von diesem verdorben wurde, wieder zum ersten Zustand zurückführte. Nur ein oder zwei Beispiele: Gott schuf den Menschen in Unschuld, übergab ihm den Garten Eden. Durch des Menschen Untreue wurde alles verdorben. Stellt Gott den ersten Zustand der Unschuld usw. wieder her? -Israel in Verbindung mit dem Gesetz usw. hat völlig gefehlt. Wird es wieder dahin zurückgeführt? An Stelle des Verdorbenen setzt Gott Größeres und Herrlicheres, aber nie bringt Er das Alte zum ersten Zustand zurück. Wohl finden wir Zeiten der Neubelebungen und die Rückkehr treuer Männer zum göttlichen Zeugnis, aber alles, worin der Mensch gefehlt, wird in Christo und in Seiner Hand zur größeren und vollkommenen Herrlichkeit gelangen und zur Darstellung kommen.
So auch mit der Gemeinde. Wir erwarten keine Zurückführung zum ersten Zustand auf Erden, sondern dass „Er Sich Selbst die Gemeinde verherrlicht darstellt, die nicht Flecken oder Runzel oder dergleichen habe” (Eph, 5,27).
Wenn in der letzten Zeit die Zurückführung der Gemeinde zur apostolischen Kraftfülle stattfinden soll, würde etwas so Bemerkenswertes nicht in dem göttlichen Zeugnis über die letzten Tage gefunden werden? Was sagt die Schrift darüber?
Paulus sieht und bezeugt uns prophetisch die Dinge, die nach seinem Abschiede stattfinden werden: Verderbliche Wölfe mit verkehrten Lehren würden die Gemeinde nicht schonen (Apg. 20,29.30). Den Thessalonichern schreibt er, dass der Abfall komme und das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon wirksam sei (2. Thess. 2). Und im 2. Timotheusbrief zeichnet er weissagend die letzten Tage als solche, in denen die Form der Gottseligkeit gefunden, aber ihre Kraft verleugnet wird, und dass man die Ohren von der Wahrheit abkehren würde (2. Tim. 3. u. 2). Aber kein Wort oder auch nur eine Andeutung, dass in den letzten Tagen die Gemeinde zum ursprünglichen Zustande zurückkehren würde.
Auch Petrus spricht von den letzten Tagen und bezeugt uns dasselbe. Falsche Lehrer würden Sünde, Verderben und Abfall über die Gemeinde bringen, aber wir finden nicht den geringsten Anhalt für eine Wiederaufrichtung derselben zum ersten Zustande.
Jakobus kann das Auge der unter der Ungerechtigkeit seufzenden Gläubigen nur auf das Kommen des HERRN als auf den kommenden Erntetag richten.
Ebenso spricht Judas vom Ende der Zeit. Auch bei ihm finden wir keinen Anhalt für solche Erwartung. Er zeichnet in den dunkelsten Farben das Verderben und warnt vor solchen, die sich in die Gemeinde einschleichen und ermahnt zu kämpfen und sich selbst zu erbauen auf den allerheiligsten Glauben.
Johannes spricht in Verbindung mit der letzten Stunde vom Antichristentum, und durch ihn gibt der HERR uns als „Weissagung” in der Aneinanderreihung der 7 Gemeinden in der Offenbarung ein göttliches Gemälde von dem Laufe Seiner Gemeinde auf Erden in ihrem verantwortlichen Charakter als Leuchter, und es endet mit Laodicäa.
Alle diese göttlich inspirierten Schreiber berichten uns über die letzten Zeiten und alle berichten von dem Verfall, aber keiner fügt auch nur ein Wort oder einen Gedanken an Zurückführung der Gemeinde zur ersten Schönheit hinzu.
Welches ist nun der Weg für die Treuen in den letzten Tagen? Uns in Demut und Bekenntnis zu beugen und in Gehorsam den Anweisungen zu folgen, die der HERR uns in Seiner Güte gleichfalls speziell für die letzten Tage gegeben hat (z. B. 2. Tim. 2,19 u. folg. u. a. m.).