Es handelt sich in beiden Stellen um zwei ganz verschiedene Gedankenlinien und zwei verschiedene Charakterseiten unseres Herrn. In der ersten Stelle haben wir das Hohepriestertum und die Sachwalterschaft des Christus, in der zweiten schauen wir Ihn in Seinem richterlichen und königlichen Charakter.
In Markus 16,19 setzt sich unser Herr, als Der, der das große Werk der Versöhnung für uns vollbracht hat. Der Opferdienst ist für immer abgeschlossen, weil das eine Opfer absolut und ewig vollgültig ist. Darum, zum Zeugnis für uns und auch folgerichtig im Sinne der Ehrung des Vollkommenen, der den Willen Gottes erfüllt hat, hat Ihn Gott auferweckt und zu Seiner Rechten gesetzt, bis dass die Zeit gekommen sein wird, wo der Sohn Seinen eigenen Thron der Herrschaft besteigen wird. Das Sitzen in Markus 16, 19 entspricht dem Sitzen des Hohenpriesters in Hebräer 8,1.
Bei Stephanus handelt es sich um etwas ganz anderes, nämlich um ein Zeugnis an die Feinde des Christus. Stephanus erinnert damit die Widersacher des Herrn an das ernste Wort, das Jesus selbst vor dem versammelten Synedrium gesprochen hatte: "Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen." (Mt 26,64). Mit diesem Sitzen kündigt der Herr Seinen Feinden das sich Setzen des Königs Israels zum Gericht als gerechter Richter an. Ein König zeigt sich dem Volk in seiner amtlichen Eigenschaft nur sitzend, sei es um eine gesetzgebende Sitzung zu eröffnen oder um Recht zu sprechen. Sonst nur hoch zu Ross oder stehend. Eben darum sieht Stephanus den Herrn nicht sitzend, sondern stehend, weil die Zeit zum Gericht noch nicht angebrochen ist. Noch währt die Zeit der Langmut und Gnade Gottes. Er ist langsam zum Zorn. Die Feinde müssen aber aus Stephanus Munde hören - welch ein vernichtendes Urteil - dass Der, den sie verworfen und getötet hatten, lebt und schon in Tat und Wahrheit zur Rechten Gottes erhoben ist. Es ist ohne Frage eine unmissverständliche Bestätigung der Ankündigung des Gerichtes, denn dem Menschensohn, jetzt erhoben und verherrliche, ist es gegeben, Gericht zu halten.